Die Härte des Geschäfts

HNA-ZUSAMMENFASSUNG VON DER 0:1-NIEDERLAGE GEGEN PFULLENDORF
KSV Hessen dominiert und verliert trotzdem 0:1 gegen Pfullendorf.
Schon die Niederlage gegen Darmstadt hatte weh getan. Weil sie so unnötig war gegen einen verunsicherten Gegner. Eine Woche nach dem 1:2 im Hessenderby aber herrschte am Samstag richtiger Katzenjammer beim Regionalligisten KSV Hessen Kassel und seinen Fans. Denn beim 0:1 (0:0) gegen Pfullendorf kam alles zusammen, was ein Fußballspiel an Pleiten, Pech und Pannen zu bieten hat. Vergebene Chancen, ein Pfostenschuss, ein zweifelhafter Platzverweis, ein Pfiff, der nicht ertönte. Schließlich ein Kontertor, das ins Mark traf. „Wir kriegen“, sagte Trainer Matthias Hamann, „derzeit die ganze Härte des Geschäfts zu spüren.“

Die 90 Minuten gegen Pfullendorf sind in der Tat die Chronologie einer ganz bitteren Niederlage. Es waren 90 Minuten, in denen der personell umgekrempelte KSV sich deutlich verbessert zeigte, seine Chancen zum Sieg aber nicht nutzte. Und in denen zwei Fehlentscheidungen von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus der Partie eine traurige Wende gaben.

Es begann mit der Szene, in der Julio Cesar gehen musste. Der Stürmer hatte schon länger am Rande des Platzverweises gestanden. Als es ihn erwischte, geschah es zu Unrecht. „Ein normaler Pressschlag“, urteilte Hamann über den Zweikampf zwischen Cesar und Leandro Grech. Eine Einschätzung, die die TV-Bilder bestätigten. Steinhaus aber zog Gelb-Rot - vielleicht auch, weil die Szene sich direkt vor der Bank der Gäste abgespielt hatte und ganz Pfullendorf inklusive Michael Feichtenbeiner vehement eine Karte forderte. Während der Gästetrainer für diese Unsportlichkeit ungestraft blieb, musste der protestierende Hamann sofort auf die Tribüne. Und es kam noch schlimmer. Bei einem Konter erzielte Marcel Busch gegen nun nachlassende Gastgeber das Siegtor - das aber nicht hätte gegeben werden dürfen. Vorbereiter Sebastian Heidinger nämlich hatte die Hand zur Hilfe genommen. „Ich stand direkt daneben. Ein klares Handspiel“, schwor Turgay Gölbasi. Steinhauser urteilte anders. Das Tor zählte und brachte den Gästen einen Sieg, von dem selbst Trainer Feichtenbeiner meinte: „Das war sehr glücklich.“

In der ersten Hälfte nämlich hätte der KSV - mit Cesar, Mirko Dickhaut und Kim Schwager in der Anfangsformation - bereits alles klar machen können. Zahlreiche Chancen der drückend überlegenen Gastgeber blieben aber ungenutzt. Thorsten Bauer scheiterte in der Anfangsphase zweimal knapp, hatte später Pech, dass sein Kopfball vor der Linie abgefangen wurde. Noutsos fehlten bei zwei Distanzschüssen nur Zentimeter. Und Julio Cesar war bereits in der ersten Hälfte der große Pechvogel. als sein Schuss am Innenpfosten landete. „Wir waren klar die bessere Mannschaft“, haderte Hamann, „bis von entscheidender Seite in das Spiel eingegriffen wurde.“


<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion

Montag, 02. September 2006</i>


EINZELKRITIK
<span class="smallfett">Bestnote für Klinger</span>
<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://www.dasbesteausnordhessen.de/pictures/06-08-31-165950_Klinger_Mario.jpg' border='1'><br clear='all'>Mario Klinger war bester Mann auf dem Platz</div><br>Oliver Adler: Der Torhüter war stets auf dem Posten. Verhinderte mit Klasse-Paraden vor allem in der Schlussphase weitere Gegentore.

Turgay Gölbasi: Wie immer solide und sicher im Deckungsverband. Am Ende einige überhastet ungenaue Passversuche und zu lang geratene Bälle in die Spitze.

Mario Klinger: Bester Mann auf dem Platz. In der Defensive stets auf dem Posten und zweikampfstark. Zudem mit vielen gefährlichen Vorstößen wie in der 37. Minute, als er Cesar bediente.

Christoph Keim: Steigerung in der Abwehrarbeit. Pech, dass er bei Standardsituationen in der Offensive oft dran war mit dem Kopf, aber wie in der 52. Minute nicht richtig traf. Schwach waren allerdings seine Freistöße.

Kim Schwager: Verlor auf der linken Abwehrseite einige Laufduelle, erledigte seine Defensivaufgaben aber zufrieden stellend. Nach vorn konnte er jedoch keine Akzente setzen.

Sebastian Busch: Läuft, erkämpft sich den Ball, spielt ihn ab - und weg ist der Ball. So passierte das leider zu oft. Musste deshalb zur Pause seinen Platz für Fießer räumen.

Mirko Dickhaut: Auch wenn ihm das Tempo fehlt eine ordentliche Partie bei seinem ersten Heimspiel. Stellungsspiel und Ballsicherheit stimmten. Stand nach dem Schlusspfiff im Zentrum der Tumulte, als er mit einem Pfullendorfer Auswechselspieler aneinandergeriet.

Saky Noutsos: Einige gute Schüsse wie in der 19. Minute, als Torhüter Hermanutz spektakulär klärten konnte. Das Zusammenspiel im Mittelfeld mit Marc Arnold aber klappt noch nicht so. Und seine Freistöße haben derzeit an Wirkung verloren.

Marc Arnold: Ordnete und sortierte das Spiel. In der zweiten Hälfte verlor aber auch der Regisseur den Faden. Die Standardsituationen sorgen noch nicht für so große Gefahr wie zu Saisonbeginn.

Thorsten Bauer: So viele Chancen wie in der ersten Halbzeit bekommt er nicht oft. Vor allem Chancen wie den Kopfball nach Arnolds Freistoß (10.) nutzt er sonst. Sorgte trotzdem in der ersten Hälfte für viel Unruhe im Strafraum.

Julio Cesar: Siehe Artikel unten.

Jan Fießer: Kam zur Pause. Verbessert gegenüber dem Darmstadt-Spiel, aber längst noch nicht in der Form vom Saisonstart.

Daniel Beyer: Musste zunächst aus taktischen Gründen weichen. Als er kam, war es zu spät, seine Stärken auszuspielen.

Murat Turhan: Hatte in den letzten Minuten keine Möglichkeit, groß in das Spiel einzugreifen.


<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion

Montag, 02. September 2006</i>



<span class="smallfett">„Sünder“: Julio Cesar
</span><div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://www.dasbesteausnordhessen.de/pictures/06-07-26-235737_KSV_0510-300.jpg' border='1'><br clear='all'>Julio Cesar flog unberechtigt vom Platz</div><br>Endlich war er da. Von Beginn an, wie von vielen seiner Fans erhofft. Und dann ging Julio Cesar viel früher als geplant. Die Gelb-Rote Karte in der 65. Minute beendete die Rückkehr des Stürmers in die Stammelf abrupt. Unberechtigt, weil das angebliche Foul nur ein Pressschlag war. Allerdings stand der in der ersten Hälfte verwarnte Brasilianer zuvor bereits am Rand des Platzverweises, war von Schiedsrichterin Steinhaus auch deutlich darauf hingewiesen worden. Wohl auch deshalb saß Cesar, wie Trainer Hamann berichtete, später wie ein Häufchen Elend in der Kabine und entschuldigte sich bei seinen Mitspielern. Im Spiel hatte Cesar zuvor für Belebung gesorgt. Auch wenn nicht alles gelang, war er ein ständiger Unruheherd.


<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion

Montag, 02. September 2006</i><br clear="all">

<span class="smallfett">Bibiana Steinhaus</span>
<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://www.dasbesteausnordhessen.de/pictures/06-10-02-91049_bibiana_steinhaus.JPG' border='1'><br clear='all'>Bibiana Steinhaus zückt schnell mal <br>die gelbe Karte (Foto: Sippel)</div><br>Eine Stunde lang hatte sie ihre Sache eigentlich gut gemacht. „Zu kleinlich“ vielleicht, wie KSV-Trainer Hamann befand, aber in den meisten Fällen korrekt. Ab der 65. Minute aber zog Bibiana Steinhaus den Zorn der Kasseler Fans massiv auf sich. Erst der fragwürdige Platzverweis gegen Julio Cesar, dann ein übersehenes Handspiel vor dem 0:1 - die Schiedsrichterin hatte entscheidend in das Spiel eingegriffen.

Die 27-jährige Polizistin aus Hannover pfeift bereits seit 1995 Fußballspiele. Bisheriger Höhepunkt: Das Pokalfinale der Frauen 2003. In der Regionalliga hatte sie bisher 32 Einsätze (4 in der Südgruppe) und zeigte sich dabei sehr streng, zog 128 Gelbe und 6 Gelb-Rote Karten. Meist bekommt Steinhaus trotzdem gute Kritiken. In Kassel war das anders.


<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion

Montag, 02. September 2006</i>

Veröffentlicht: 02.10.2006

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2025