Als Dank ein Fahrrad für den Papa
DES TRAINERS JUGEND
Geboren wurde Hans-Ulrich Thomale am 6. Dezember 1944 in Meißen. "Meine Eltern hatten nie viel Geld, aber dafür bin ich mit viel Liebe und Freiheit aufgewachsen." Bis zur zehnten Klasse ging er in die Schule und lernte anschließend seinen Beruf, wie es in der DDR üblich war, kombiniert mit dem Abitur. Mit 19 Jahren ging er nach Dresden auf ein Sportinternat. "Dort arbeitete ich morgens in einer Spielzeugfabrik und trainierte nachmittags Fußball", erzählt der 59-Jährige. Gespielt habe er damals für die SC Einheit Dresden. Von seinem ersten Gehalt, immerhin 400 Ostmark, kaufte er seinem Vater ein Fahrrad. "Aus Dank", wie er heute sagt. "Einmal pro Woche hatte ich zusätzlich zu Arbeit und Training meinen Studientag", erklärt Thomale. Per Fernstudium wurde er so zum Diplomsportlehrer. "Es hat aber ziemlich lange gedauert, bis ich begriffen hatte, dass es mal wichtig werden würde, in Bücher zu schauen."
Nach drei Jahren Studium wurde er zum Wehrdienst in die Nationale Volksarmee eingezogen. Dort erkrankte er an Gelbsucht, wurde nie richtig behandelt. Deshalb legte mir der Arzt nahe, meine Fußballkarriere an den Nagel zu hängen. Das war 1970. Hans-Ulrich Thomale wurde Trainer, trainierte verschiedene Mannschaften, bis er 1990 zum ersten Mal nach Kassel kam. Für zwei Jahre. Dann zog es ihn noch einmal weg. Nach Österreich, China, Erfurt. Jetzt ist er wieder Trainer des KSV. Obwohl er seit 14 Jahren in Kassel lebt, sei Meißen seine Heimat geblieben. "Ich fahre regelmäßig nach Hause, um meine Bekannten zu besuchen", sagt Thomale. Auch wenn er sich heute keine Sorgen mehr um Geld machen müsse, habe er nie vergessen, dass auch er dort mal klein angefangen habe.
<i>Von Marie Klement, HNA-Lokalredaktion, 30.08.04
Foto: Spielerpass Hans-Ulrich Thomale (Trainer KSV Hessen Kassel) Seine Bestimmung: Viel Zeit zum Geldverdienen hatte Hans-Ulrich Thomale nicht, da er schon früh nur Fußball im Kopf hatte. Hier sein Spielerpass aus dem Jahr 1968.</i>
Veröffentlicht: 30.08.2004