War`s das schon wieder mit dem Traum von der Meisterschaft?
SC Waldgirmes - KSV Hessen 3:2 (2:0) Knapp sechseinhalb Monate liegt es jetzt zurück, als die Verantwortlichen des KSV Hessen den ehemaligen Trainer Thomas Freudenstein beurlaubt hatten. Und das nicht etwa wegen Erfolglosigkeit, sondern weil sich weite Teile der Mannschaft damals vehement gegen ihren Coach ausgesprochen und die weitere Zusammenarbeit unmöglich gemacht hatten. Der damalige und heutige Mannschaftskapitän der "Löwen", Thorsten Schönewolf, erklärte diesen Schritt: "Wir hatten nicht das Gefühl, dass der Trainer in der Lage ist, aus diesem Kader das volle Leistungspotenzial herauszuholen. Wir haben zuletzt keinen Spaß mehr am Fußball gehabt." Dabei verzeichnete Freudenstein in 31 Meisterschaftsspielen insgesamt nur zwei Niederlagen.Mag sein, dass die Mannschaft - die zum überwiegenden Teil die gleiche ist wie in der letzten Saison und sogar noch verstärkt wurde - nun mehr Spaß am Fußball hat. Allerdings hat sie in letzter Zeit keinen Erfolg mehr. Das hängt zum Teil mit Pech zusammen, aber vor allem einfach damit, dass das Team nicht gut spielt. Hatte der 8:1-Kantersieg gegen den SV Viktoria Aschaffenburg am letzten Wochenende noch Grund zur Hoffnung gegeben, wurde diese innerhalb von vier Tagen fast komplett ausgelöscht. Und das, obwohl man in der Vorbereitungsphase gegen höherklassige Gegner wie dem FC Schalke 04 (Endergebnis 0:1) oder dem FC Rot-Weiß Erfurt (0:1) durchaus gut mitgehalten hatte.
Gut begonnen hatte der KSV Hessen auch am Samstagnachmittag in Waldgirmes. Wer weiß was passiert wäre, hätten Tobias Nebe oder Thorsten Bauer in der frühen Phase des Matches aus jeweils guter Position ins Tor getroffen. Aber es kam anders: Als sich Dominic Stroh-Engel nach 40 Minuten mit dem Ball auf den Weg in Richtung KSV-Tor machte, wusste sich Nico Radler nur durch eine Notbremse zu helfen - Rote Karte und Elfmeter. Erschwerend kommt hinzu, dass mit Radler für die nächsten Spiele bereits der zweite Abwehrspieler wegen einer Sperre fehlen wird - in Erzhausen hatte es Christoph Keim erwischt.
Özcan Siner verwandelte den Elfmeter souverän und brachte die Hausherren somit mit 1:0 in Führung. Aber es kam noch schlimmer für die "Löwen": Wohl noch nicht vom Schock des Rückstands erholt, nutzte SCW-Stürmer Steven Hassler einen Fehler von KSV-Torwart Zoran Zeljko und erzielte nur zwei Minuten nach dem Führungstor das 2:0.
Nach der Halbzeitpause mussten die "Löwen" alles auf einer Karte setzten, versuchten dies auch und kamen trotzdem nur selten gefährlich vor das SCW-Gehäuse. Eine Möglichkeit nutzte Thorsten Schönewolf nach 58 Minuten zum Anschlusstreffer (1. Saison-Tor). Neue Hoffnung? Ja, aber nur für elf Minuten. Ein Foul an Artur Tews übersah Schiedsrichter Andreas Weichert aus Bensheim, sodass der Konter der Gastgeber ins Rollen kam und von Dominic Stroh-Engel zum 3:1 abgeschlossen wurde.
An den drei Punkten, die an den Aufsteiger gingen, änderte auch Daniel Beyer in der 90. Minute mit seinem ersten Saison-Tor nichts mehr.
Trainer Hans-Ulrich Thomale hatte zu Saisonbeginn als Ziel ausgegeben, sich um einen Platz zur Vorsaison verbessern zu wollen - sprich die Meisterschaft einzufahren. Jedoch ist das Auftreten seiner Mannschaft alles andere als meisterwürdig. Ein möglicher (Teil-)Grund dafür ist die auffallend defensive Taktik, die in einigen Spielen angewandt wurde. Ein anderer das eventuell fehlende Selbstvertrauen, kritisierte Thomale einzelne Akteure doch ab und zu in der Öffentlichkeit.
Hauptsächlich liegt die sportliche Talfahrt aber wohl am unerklärlich schlechten Auftreten einiger Spieler - zum Teil Akteure, die in der letzten Saison noch zu den festen Stützen gehörten. Kapitän Thorsten Schönewolf, der momentan rot-gesperrte Christoph Keim und Spielmacher Slawomir Chalaskiewicz sind nur einige davon.
Natürlich ist rechnerisch noch alles möglich, die "Löwen" haben theoretisch und praktisch auch weiterhin die Möglichkeit, aufzusteigen. Allerdings müsste dafür jetzt eine ordentliche Serie an Siegen her, ist die Unausgeglichenheit der hessischen Oberliga doch aus den letzten zwei Jahren bekannt. Zudem scheint sich die vor der Saison bunt "zusammengekaufte" Mannschaft des Haupt-Konkurrenten 1. FC Eschborn inzwischen gefunden zu haben - in den letzten Matches feierte man ein Schützenfest nach dem anderen und ist nach sieben Spieltagen Tabellenführer - mit sechs Punkten vor den "Löwen".
<b>VON MICHAEL BREHME</b>
<b><i>SC Waldgirmes:</i></b> Kässmann - Stengel - Krieger (65. Weinecker), Hull - Schäfer, Riccitelli, Frenz, Bloß, Siner (67. Eidelwein) - Stroh-Engel, Hassler (74. Vollmer).
<b><i>KSV Hessen Kassel:</i></b> Zeljko - Tews, Schönewolf, Radler - Nebe (73. Cesar da Rosa), Teichmann, Chalaskiewicz, Busch (46. Schönefeld), Rudolph - Bauer, Odensaß (46. Beyer).
<b><i>Tore:</i></b> 1:0 Siner (40., Foulelfmeter), 2:0 Hassler (42.), 2:1 Schönewolf (58.), 3:1 Stroh-Engel (69.), 3:2 Beyer (90.)
<b><i>Bes. Vork.:</i></b> <u>Rote Karte:</u> Radler (KSV Hessen Kassel / 40.).
<b><i>Schiedsrichter:</i></b> Andreas Weichert (Bensheim).
<b><i>Zuschauer:</i></b> 1500.
<b>>>> Hier gibt's aktuelle News und Statistiken des KSV Hessen Kassel - <a href="http://www.ksvhessen.com" target="_blank">http://www.ksvhessen.com</a>!</b>
Veröffentlicht: 04.09.2004