Am Boden angekommen
KSV Hessen - KSV Klein-Karben 0:1 (0:0) Die Gesichter nach dem Spiel sagten alles. Der erste Vorsitzende Jens Rose schlich mit blassen Backen durch die Katakomben des Auestadions. "Das einzig positive heute war, daß meine Frau ein Reitturnier in Kirchhain gewonnen hat". Doch der erste Platz von Esther Rose konnte den Clubchef auch nicht richtig trösten. Das was sich zuvor auf dem Rasen des Stadions abspielte, hat Rose genauso gefrustet, wie die 1.500 fassungslosen Zuschauer. Nur drei Tage nach dem erreichen der Tabellenführung sind die Löwen wieder am Boden angekommen.Woran lag es aber, das der KSV über weite Strecken so konfus und hilflos herum kickte? Mittelfeldspieler Artur Tews sieht als Hauptproblem den Druck. "Einige bei uns haben Angst Fehler zu machen und spielen dann entsprechend verkrampft". Der Trainer ist anderer Meinung. "Uns fehlt der absolute Biß und die richtige Mentalität, um so ein Spiel zu gewinnen", grantelte Thomale nach dem Spiel.
Wie auch immer. Die erste Halbzeit war in jedem Fall das schwächste, was man seit langem im Auestadion gesehen hat. Viele Stockfehler bei den Löwen, wenig präzise Zuspiele, schwaches Spiel ohne Ball. Die Gäste aus Klein-Karben hatten weniger Mühe mit den Löwen als erwartet. "Wir haben in der ersten Hälfte eine gute Durftnote hinterlassen", freute sich Klein-Karbens Trainer Alexander Conrad nach dem Spiel. Chancen beim KSV waren Fehlanzeige, das 1:0 hätten um ein Haar die Gäste in der 34. Minute erzielt. Nach einem weiten Paß aus dem Mittelfeld stand Horst Russ plötzlich völlig frei vor Zoran Zeljko, der aber mit einer Fußabwehr glänzend reagierte.
Wie schon in der ersten Halbzeit in Flieden lief über die Außenpositionen kaum etwas. Das wurde erst in der zweiten Halbzeit besser, als Thomale Daniel Beyer für den blassen Sebastian Busch einwechselte. Mit dem fünften offensiv orientierten Spieler kam nun für fünfzehn Minuten Schwung in die Bude. Und endlich gab es nun auch Torchancen für die Löwen. Die beste in der 55. Minute, als der fleißige aber glücklose Thorsten Bauer einen schönen Kopfball knapp neben den linken Torpfosten setzte. Aber auch Chalaskiewicz und Teichmann hatten die Führung auf dem Fuß. Mitten in die Kasseler Drangphase kam die eiskalte Dusche. Nach einem haarsträubenden Abspielfehler von Julio Cesar landete der Ball schließlich bei Russ, der den freistehenden Ichaoui anspielte. Und diesmal konnte Zoran Zeljko nicht mehr retten.
120 Sekunden später hätte das Spiel dann noch mal kippen können. Einen etwas eigenartigen Sturz von Cesar im Strafraum belohnte Schiedsrichter Christof Lepper mit Elfmeter. "Wenn wir den rein machen, gewinnen wir das Spiel", sagte Thomale nach dem Spiel. Nun, die Löwen machten ihn nicht rein. Slawomir Chalaskiewicz schoß den Ball flach und unplaziert in die Mitte, Torwart Andreas Wagner konnte abwehren. Eine Szene, die typisch war, "Chala" hatte einen ganz schwachen Tag erwischt.
Anstelle vom wenig effektiven Julio Cesar wurde dann Jörg Odensaß eingewechselt. Und dieser hatte auch zweimal den Ausgleich auf dem Fuß. Nach einem schönen Doppelpaß mit Chalaskiewicz spitzelte "Odi" den Ball nur knapp am rechten Torpfosten vorbei (68.). Vier Minuten später gab Beyer den Ball scharf herein, aber Odensaß rutschte kurz vor der Torlinie ebenso am Ball vorbei wie Christoph Keim (72.).
Das war es dann aber auch schon mit der Löwen-Herrlichkeit. Trotz Brechstange blieben die "Roten" ungefährlich und umständlich, der verdiente Karbener Sieg geriet nicht mehr in Gefahr.
"Wenn wir so spielen, brauchen wir das Wort Meisterschaft nicht in den Mund nehmen", sagte Thomale nach dem Spiel. Schlechte Aussichten eine Woche vor dem pikanten Derby in Baunatal.
Oliver Zehe
KSV Hessen: Zeljko - Radler, Schönewolf, Keim (69. Nebe) - Tews, Busch (46. Beyer), Teichmann, Chalaskiewicz, Rudolph - Bauer, Cesar (62. Odensaß).
Klein-Karben: Wagner - Jellouli, Can, Sarfo, Cue - Kessler, Raimondi (88. Caput), Mustafic, Ichaoui (74. Gross), Colak (90. Falica) - Russ.
Zuschauer: 1.500 Schiedsrichter: Lepper (Naunheim).
Tor: 0:1 Ichaoui (58.).
60. Minute: Wagner hält Foulelfmeter von Chalaskiewicz
Stimmen zum Spiel:
Hans-Ulrich Thomale (Trainer KSV Hessen): "Wir wollten über die Flügel kommen, um die Karbener Abwehrkette auszuhebeln. Das ist uns leider nicht gelungen. Wenn Du am Ende aufsteigen willst, mußt Du selbstbewußter und souveräner Auftreten".
Alexander Conrad (Trainer Klein-Karben): "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. In der ersten Hälfte haben wir dem KSV gezeigt, was wir können. In der zweiten haben wir dann Glück gehabt, daß uns in der Kasseler Drangperiode die Führung gelungen ist."
Veröffentlicht: 14.08.2004