Das es eine derart turbulente Schlußphase geben sollte, war nach 45 Minuten allerdings nicht zu erahnen. Der KSV knüpfte, so bitter es auch klingt, nahtlos an die schwache Vorstellung gegen Eintracht Trier an. In der ersten Halbzeit spielten sich die Löwen keine einzige Torchance heraus und ließen sich auf der anderen Seite immer wieder von den spielfreudigen Freiburger überraschen. „Wir haben Kassel nicht ins Spiel kommen lassen und setzten immer wieder Nadelstiche“, zeigte sich SCF-Trainer Xaver Xembrod mit der ersten Halbzeit mehr als zufrieden. Den ersten Nadelstich gab es nach nur sieben Minuten, als Marc Lais und Umberto Tedesco die halbe Kasseler Mannschaft düpierten und der herrlich frei gespielte Außenverteidiger Tobias Klein KSV-Torwart Carsten Nulle nicht die Spur einer Chance ließ. Von den Löwen war wenig bis gar nichts zu sehen. Im Gegenteil: In der 19. Minute tänzelte Mounir Bouziane leichtfüßig durch den Kasseler Strafraum, legte aber noch mal quer, anstatt selbst den Abschluß zu suchen. Fast folgerichtig das 0:2 in der 40. Minute, als Bouziane diesmal auf ein Abspiel verzichtete und an Nulle vorbei einschob.
Im zweiten Durchgang dann ein ganz anderes Bild. Freiburg ließ sich tief nach hinten drängen, kam kaum noch zu Entlastungsangriffen. „Kassel spielte nun mit Wucht und Leidenschaft“, lobte Zembrod. Vor allem bei Standards war der KSV nun gefährlich. Nach einem Eckball köpfte Sebastian Gundelach in seinem ersten Saisonspiel das 1:2 und eine Viertelstunde später drückte Enrico Gaede den Ball nach einem weiten Einwurf von Gundelach zum Ausgleich über die Linie. Kassel warf alles nach vorne, wollte den so wichtigen „Dreier“ erzwingen. Doch der Schuss ging nach hinten los: In der Nachspielzeit wurde der Ball kurz vor dem eigenen Strafraum vertändelt und der eingewechselte Christian Bickel donnerte die Kugel zum 2:3 in den Winkel des Kasseler Tores. Doch das Spiel war noch immer nicht vorbei. Direkt vom Anstoß an, traf Tobias Damm nach Pass von Rahn den Pfosten. Xaver Xembrod der noch eine halbe Stunde später nach Luft japste, hatte für diese Szene nur noch ein Wort parat: „Wahnsinn."
Zum Personal: Beim KSV spielte Enrico Gaede von Beginn an auf der "Sechs", Sebastian Gundelach wurde hinten rechts eingesetzt, dafür rückte Nico Hammann auf die linke Seite. Anstelle des gesperrten Stefan Müller stand Ricky Pinheiro in der Innenverteidigung. Vorne spielte diesmal Sebastian Schmeer von Beginn an, bis er kurz vor Schluss mit einer Schulterverletzung ausgewechselt werden musste.
KSV-Trainer Uwe Wolf räumt ein, dass sich seine Mannschaft "in der Talsohle befindet". Doch die Saison nach nur 13. Spieltagen abschreiben, will der Coach freilich auch nicht: "Die Liga ist eng und wir geben nicht auf."
Am nächsten Wochenende geht es für die Löwen auswärts weiter. Der KSV ist dann bei der U-23 des FSV Mainz 05 zu Gast.
Oliver Zehe
Presseteam
KSV Hessen Kassel: Nulle – Gundelach, Rahn, Pinheiro (59. Henel), Hammann – Gaede, Becker – Merle, Gallus (46. Marz), Mayer – Schmeer (83. Damm).
Ersatzbank: Schlöffel (Tor) - Dieck, Dawid, Riske.
SC Freiburg II: Batz – Klein, Metzger, Höhn, Lorenzoni – Albutat – Lienhard (66. Bickel), Lais, Tedesco (88. Tasli), Calvente (73. Schraml) – Bouziane.
Zuschauer: 2.400 – Schiedsrichter: Bartsch (Wertheim)
Tore: 0:1 Klein (7.), 0:2 Bouziane (40.), 1:2 Gundelach (65.), 2:2 Gaede (79.), 2:3 Bickel (90.+1.)
Gelbe Karten: Rahn, Becker, Hammann, Henel, Marz - Lienhard
Veröffentlicht: 13.10.2012