Zäsur vornehmen, um aus negativer Spirale raus zu kommen!

FSV LU-Oggersheim - KSV Hessen Kassel 1:0 (0:0)
Der KSV Hessen verliert sein letztes Saison- Auswärtsspiel mit 1:0 beim Tabellenletzten FSV Ludwigshafen- Oggersheim. Das Sieg-Tor zum ersten und einzigen Oggersheimer Saison- Heimsieg erzielte vor 238 Zuschauern im Südweststadion in Ludwigshafen FSV- Kapitän Marco Lapidakis in der 75. Minute im Anschluss an einen weiten Einwurf. Der Pfosten und KSV- Keeper Oliver Adler, der am kommenden Samstag im Auestadion seine aktive Karriere beendet, ersparten schlimmeres Unheil.

Nachdem die Löwen vor Wochen aus allen zu Monatsbeginn vorhandenen Träumen und Möglichkeiten in punkto „Quali 3. Liga“ gerissen wurden, ist nunmehr pure Ernüchterung eingekehrt. In dieser schwierigen Situation gilt es unbedingt die Zäsur vorzunehmen, um für die neue Saison eine sportliche Konsolidierung folgen zu lassen und wieder Perspektiven zu ebnen. Mut zu machen, Energien zu schaffen, um wieder in eine positive Spirale zu gelangen.

Beim letzten Auswärtsspiel dieser Saison wurden all jene Defizite, die das KSV- Kapitel Saison 2007/2008 mal mehr mal weniger begleitet haben, schonungslos aufgedeckt. Klar, wer sich wie Trainer Mirko Dickhaut und andere im Fußball- Geschehen auskennt, wusste, dass diese Aufgabe eine sehr undankbare ist und du nur „verlieren“ kannst. Ein Gegner, der in der Rückrunde noch kein Spiel gewann, ja bis zu diesem letzten Saison- Heimspiel zuhause noch keinen Dreier verzeichnete. Überhaupt nur einen Saisonsieg (mit 1:0 beim TSV 1860 München II) zu Buche stehen hatte, dazu gerade mal sechs Remis, was in der Addition neun Zähler und mit weitem Abstand den letzten Tabellenplatz bedeutete. Dazu die 0:7-Schlappe eine Woche zuvor beim FC Bayern München II. Was sollte da schon für die Löwen passieren? Selbst der Stadionsprecher im altehrwürdigen Südweststadion in Ludwigshafen wies unmittelbar vor Spielbeginn noch mal detailliert auf die missliche Bilanz samt Negativ- Serie des FSV Ludwigshafen- Oggersheim hin und deklarierte das Aufeinandertreffen als „Spiel der Bedeutungslosigkeit“. Gerade mal 16 Spieler statt der möglichen 18 standen im Übrigen auf dem Spielberichtsbogen auf der Seite des Heimvereins.

Oliver Adler bester Löwe

Doch bei genauer Recherche war bereits zu erkennen, dass der FSV Ludwigshafen- Oggersheim in den Spielen zuvor (die Partie in München natürlich ausgenommen) meist denkbar knapp verlor. Sogar beim Spitzenreiter FC Ingolstadt. Auffällig auch, dass in den vier Spielen zuvor gleich drei Mal – wohlgemerkt – der gegnerische Torwart der beste Spieler auf dem Platz war! Das alles ist die eine Seite der Betrachtung, die andere ist natürlich die, dass sich der KSV Hessen zum zweiten Mal in Folge auswärts peinlichst präsentierte und nicht als Mannschaft (mit Zusammenhalt und Geschlossenheit) auftrat. Das war schlichtweg zu wenig und obendrein dem nun näher rückenden Abschied von Keeper Oliver Adler zum Ende seiner Profikarriere unwürdig. Der 40jährige war einmal mehr bester Spieler im KSV- Team und ohne Fehl und Tadel. Das hat auch Aussagewert in punkto dieser Partie.

Ohne die Reflexe des Routiniers, wäre der erste Heimsieg der Gastgeber, die den KSV Hessen schon im Hinspiel beim 1:1 im Auestadion ärgerten, gar noch höher ausgefallen. Latte und Pfosten als Glück des Tüchtigen standen dem Löwen- Rückhalt außerdem Pate. 73 Gegentore kassierte der kurpfälzische Aufsteiger, die mit Abstand meisten. Den Löwen sollte in dieser Saison dennoch kein eigener Treffer gegen das Schlusslicht gelingen, denn das Hinspieltor resultierte aus einem Eigentor von Gregory Strohmann, der damals auch den 1:1-Ausgleichstreffer für Oggersheim erzielte. Diesmal sollten die Löwen keinen Strohmann haben!

Rückkehrer Schönewolf & Zinke für fehlende Busch & Haas

Vor gerade mal 238 Zuschauern, davon ein Großteil Löwen- Fans, nahm Trainer Mirko Dickhaut gegenüber der Vorwoche personelle Umstellungen vor. Sebastian Busch und Andreas Haas fielen ja verletzungs- und krankheitsbedingt aus, dafür kehrten Thorsten Schönewolf und Sebastian Zinke nach verbüßter Gelbsperre wieder zurück. Sebastian Zinke rückte anstelle von Arne Schmidt, der mit der zweiten Halbzeit kam, auf die Linksverteidiger- Position, während Christoph Keim – zuletzt Innenverteidiger – im defensiven Mittelfeld neben Jan Fießer spielte. Im Angriff war Thorsten Bauer in seinem 200. Ligaeinsatz für die Löwen „Einzelkämpfer“, während Martin Scholze mal wieder von Beginn an ran durfte und als zentraler, offensiver Mittelfeldspieler agierte. Über die Außenbahnen sollten Daniel Beyer und Michael Kümmerle für Offensivdruck sorgen.

Den machen jedoch zunächst die Gastgeber. Allen voran Stürmer Ercan Arslan. Im türkischen Duell mit Turgay Gölbasi hatte der erst 19jährige Oggersheimer die KSV- Abwehr einschließlich des heraus eilenden KSV- Keepers Oliver Adler bereits überwunden, um zunächst läuferisch zweiter Sieger zu sein. Doch während Turgay die Aktion etwas zu lässig für beendet erklärte, setzte sein Landsmann nach und bugsierte den Ball irgendwie noch gen Tor, wobei die Lederkugel an die Lattenunterkante klatschte und klar vor das Tor sprang. Durchatmen somit für die Löwen ob dieser ersten Schrecksekunde nach einer Viertelstunde. Auf der Gegenseite ließ Daniel Möller eine wütende KSV- Attacke folgen, doch den fulminanten Freistoß- Ball aus 18 Metern halblinks holte FSV- Keeper Assen Alexov aus dem Winkel (16.). Auch beim sehenswerten, tückischen Linksschuss aus 20 Metern von Martin Scholze war der 21jährige deutsche Staatsbürger auf dem Posten, musste allerdings nachfassen (22.).

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zoomIm 200. Spiel leider ohne Treffer: Thorsten Bauer
Foto: Ulrich Roth

Turbulent ging es wenig später auch im KSV- Strafraum zu, als zunächst wieder der agile Ercan Arslan in Keeper Oliver Adler seinen Meister fand, der mit einem famosen Reflex den Schuss ebenso parierte wie nach der darauf folgenden Arslan- Ecke den Kopfball des freistehenden Gregory Strohmann aus wenigen Metern am zweiten Pfosten (29.). Der Hinspiel- Doppeltorschütze war es auch, der nach einem schnellen Konter der Gastgeber kurz vor dem Pausenpfiff des norddeutschen Schiedsrichters Sascha Thielert (Buchholz i. d. Nordheide) aus 14 Metern frei vor Oliver Adler zum Linksschuss kam, doch das Tor verfehlte. Mühe hatte dann auf der Gegenseite Schlussmann Alexov gegen Thorsten Bauer, der in dieser Saison allein mehr Tore erzielte als der FSV bisher insgesamt, dem jedoch sein 20. Saison- Treffer am Jubiläums- Tag verwehrt blieb.

Ex- Profi Marco Haber als Abwehrchef

Nach dem Wechsel wurde zunächst Sommerfußball (bei 24 Grad und teilweise Sonnenschein) geboten. Den Löwen gelang es wenige Akzente gegen die vom 36jährigen Ex- Bundesligaprofi Marco Haber gut organisierte FSV- Abwehr zu setzen, um selbst in der zweiten Halbzeit vermehrt bei Oggersheimer Offensivaktionen aufpassen zu müssen. Zunächst rettete dabei zwei Mal der bei Halbzeit eingewechselte Innenverteidiger Tobias Willers. Engagiert und professionell auch die Leistung von Michael Kümmerle und - wie gewohnt – von Oliver Adler, die jeweils gegen einschussbereite Gegner abwehren konnten.

In dieser Phase Mitte der zweiten Halbzeit kam der KSV Hessen nur durch einen Freistoßknaller von Daniel Möller (aus 18 Metern zentral, 62., drüber) und nach einer feinen Kombination über links durch Michael Kümmerle und Jan Fießer, dessen flache Hereingabe in den Fünfmeterraum gerade noch von Keeper Alexov vor Thorsten Bauer gestoppt wurde (65.), zu eigenen Torszenen. Ansonsten drängten die Gastgeber um den mit 30 Jahren jüngsten Regionalliga- Trainer Sascha Koch in dieser Phase, wobei insbesondere der nach einer Spielstunde eingewechselte Timo Schlabach das FSV- Spiel belebte.

Tor des Tages entsprang weitem Einwurf

Fast folgerichtig fiel der Führungstreffer, als ein weiter Einwurf von rechts den Weg durch den KSV- Strafraum fand und der Ball von Thorsten Schönewolf – aus KSV- Sicht - derart unglücklich vor die Schussstiefel von Marco Lapidakis fiel. Der 25jährige FSV- Kapitän brauchte aus wenigen Metern nur mehr zu seinem ersten Saisontor einzuschießen (75.). Der KSV konsterniert und nur kurze Zeit nach Wiederanpfiff folgte fast das 2:0, doch Oliver Adler hielt sein Team mit einer Glanztat im Spiel.

Und Oggersheim schien schon zu hadern wie so oft in dieser Saison. Hier der verpasste eigene Treffer und im prompten Gegenzug das Gegentor. Doch diesmal nur beinahe, denn obwohl sich der eingewechselte Erich Strobel konsequent im gegnerischen Strafraum durchsetzte, scheiterte der 22jährige mit seinem Rechtsschuss am Pfosten (77.). Aluminiumtreffer dann wenig später auch auf der Gegenseite, was sich für Oggersheim fast noch rächen sollte. Sieben Minuten vor Spielende drang Michael Kümmerle unaufhaltsam in den Strafraum ein, um in seinem 45. KSV- Spiel auf dem Weg zu seinem ersten Liga-Tor im Löwen-Dress zu sein. Doch der heraus eilende, aufmerksame Assen Alexov parierte den Linksschuss, ehe Jan Fießer beim Nachschuss den Ball über das Tor drosch. Welch eine Torchance für den gebürtigen Heidelberger in seiner weitläufigen Heimat- Region!

In der Schlussminute hielt es dann auch den sichtlich echauffierten Oliver Adler nicht mehr hinten. Beim letzten Löwen- Eckball gesellte sich der KSV- Keeper in des Gegners Strafraum, doch bevor er zum Kopfball kommen konnte, war der ebenfalls aufgerückte Tobias Willers eher am Ball, um diesen jedoch nicht richtig zu treffen. Treffend ins Bild passend für ein misslungenes letztes Löwen- Auswärtsspiel. Dennoch gebührt Oliver Adler, dass sich am kommenden Samstag (Anpfiff bereits um 13.30 Uhr!) im letzten Saisonspiel im Auestadion gegen den SV Wacker Burghausen, der sich durch einen 3:1-Erfolg über den FC Bayern München II am vorletzten Spieltag definitiv für die 3. Liga qualifiziert hat, alle noch mal zusammen reißen!

Löwen, das seid ihr, das sind wir einem Glücksfall für den KSV Hessen und einer großen Persönlichkeit als Mensch und Fußballer schuldig.

KOMMENTARE DER TRAINER AUF DER PRESSEKONFERENZ

Mirko Dickhaut: „Das war ein absolut verdienter Sieg für den FSV Ludwigshafen- Oggersheim. Ich bin unheimlich enttäuscht. Wir wirkten saft- und kraftlos, wenn man außerdem noch die Körpersprache sieht. Ich hatte die Woche über davor gewarnt, dass wir – bei allem Respekt vor dem Gegner – hier in ein Fettnäpfchen treten können. Wir haben es getan.“

Sascha Koch: „Aufgrund des Spielverlaufes ein klar verdienter Sieg für uns. Wir hatten in dieser Saison einige solcher Spiele, wo wir nicht den Sack zugemacht haben. Mit der allerletzten Chance haben wir doch noch den ersten Heimsieg errungen. Dennoch hält sich die Euphorie in Grenzen, weil vieles was wir in den letzten Jahren für den Verein aufgebaut haben, in dieser Saison kaputt gegangen ist. Ich bin jetzt auch erst mal ausgepowert“.

FSV LU- Oggersheim: Alexov – Stiller (60. Schlabach), Berrafato, Haber, Böcher – Lapidakis, Merritt – Strohmann (70. Camara), Reiß – Arslan (89. Rados), Marinovic. Trainer: Koch.

Bank: Petkov (ETW), Anyanwo.

KSV Hessen Kassel: Adler – Möller, Schönewolf, Gölbasi, Zinke (46. Schmidt) – Beyer (67. Strobel), Fiesser, Keim, Kümmerle – Scholze (46. Willers) – Bauer. Trainer: Dickhaut.

Bank: Lamczyk (ETW), Heussner, Suslik, Bayrak

Schiedsrichter: Sascha Thielert (Buchholz a. d. Nordheide) –

Zuschauer: 238.

Tor: 1:0 Lapidakis (75.)

Gelbe Karten: Marinovic (19., Foulspiel), Reiß (50., Unsportlichkeit), Böcher (90., Unsportlichkeit) – Kümmerle (72., Foulspiel), Schmidt (83., Foulspiel)

Herbert Pumann

- Siehe auch Liveticker (rechts)

 


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Veröffentlicht: 24.05.2008

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2025