Löwen stolperten über kecke Karlsruher

Karlsruher SC II - KSV Hessen 6:1 (3:1)
Statt über Nacht und nach dem 31. Spieltag auf einem Quali-Rang zu liegen, stolperte der KSV Hessen am Freitagabend mit einem unerwarteten 1:6 (1:3) heftig über die zweite Mannschaft des Bundesligisten Karlsruher SC. Mit wiederholten Glanzparaden und gar einem parierten Foul- Elfmeter verhinderte Oliver Adler, der auch den Nachschuss meisterte, eine höhere Niederlage. Jetzt bleibt zu hoffen, dass am Ende des Spieltages der Abstand auf Platz 10 noch in Reichweite ist.

Es kam einem nach Spielende wie ein schlechter Traum vor! Wie ein Schock! Wieder  Mal erlebte der KSV Hessen, der in den letzten beiden Jahren auch viele schöne Erfolgs- Erlebnisse realisierte, in der Regionalliga gegen eine zweite Mannschaft eines Bundesligisten eine schwarze Stunde. In der Hinrunde beim FC Bayern München II (4:0), im Vorjahr gegen 1860 München II (3:8 und 0:3).

Zu den  Vorzeichen am Freitag in Karlsruhe: Hier die Löwen, wohl wissend ,dass nur ein Sieg zählt und die Partie Endspiel- Charakter hat. Dort der „kleine KSC“, für den der Quali- Zug zwar längst abgefahren ist, um dennoch hoch motiviert und beherzt Revanche für ihre Hinspiel- Pleite nehmen zu wollen. Damals Anfang November siegte der KSV Hessen im Auestadion durch den jeweiligen Doppelpack von Thorsten Bauer und Erich Strobel mit 4:0 und auch die beiden Vorjahres-Duelle sahen am Ende die Löwen als Sieger vom Platz gehen. Doch diesmal das! Zum Ende der „englischen Woche“ wirkten die ganz in rot angetretenen Gäste ohne die körperliche und geistige Frische, währen die KSC- Kicker ihre individuelle, fußballerische Qualität zeigten und wie aufgedreht agierten.

Allerdings ließ sie der KSV auch gewähren und die nötigen Freiräume zu. So auch beim frühen Führungstor durch Matthias Heckenberger, der ungehindert im Strafraum nach einem feinen Querpass von Daniel Brosinski vollenden konnte (13.). Tore schießen leicht gemacht kurz darauf auch für Daniel Brosinski selbst, den überragenden Akteur auf dem Feld in der ersten Halbzeit. Während Mathias Fetsch bei seinem Lauf mit dem Ball von links nach rechts an der Strafraumlinie nicht gestört wurde und für Karlsruhes Nr. 7 halbrechts auflegte, nahm Brosinski, der angeblich bereits einen Vertrag für die neue Saison beim Bundesligisten in spe – 1. FC Köln – unterschrieben haben soll, Mass. Der Ball schlug zum 2:0 (22.) unter dem Torgebälk ein.

Hoffnung keimte im Löwen- Lager, dessen Fanbus leider wegen eines Verkehrsstaus früh auf der Autobahn umkehren musste, auf, als Daniel Möller alsbald der zwischenzeitliche 1:2- Anschlusstreffer gelang (29.). Über links hatte der KSV entschlossen nachgesetzt und sich Andreas Haas schließlich durchgesetzt, um präzise nach innen zu flanken, wo Daniel Möller, der diesmal von Trainer Matthias Hamann im rechten offensiven Mittelfeld aufgeboten wurde, vom Elfmeterpunkt aus per Volleyschuss die Lücke zwischen mehreren Karlsruhern hindurch fand und zum 50. KSV-Tor dieser Saison vollendete.

Wenig später dann fast der Ausgleich, als der ansonsten aufmerksame, allerdings auch kaum beschäftigte KSC-Keeper Thomas Unger nach einem hohen Flugball gegen Thorsten Bauer im Luftduell patzte und Andreas Haas als "lachender Dritter" vom Elfmeterpunkt aus mit seinem sehenswerten Fallrückzieher an einem Karlsruher scheiterte, der wenige Meter vor dem Tor rettete (34.). Statt 2:2 dann im Gegenzug zu allem Unglück das 3:1. Der aufgerückte Innenverteidiger Sebastian Langkamp kam ungehindert am Fünfmeterraum zum Kopfstoss (36.).

Danach stoppten die Routiniers Oliver Adler und Michael Kümmerle jeweils per Rettungstaten weitere brenzlige Strafraum-Aktionen der flinken und drangvollen Gastgeber.

Zwischen den Halbzeiten hatte sich KSV- Coach Matthias Hamann dafür entschieden, mit Martin Scholze für Denis Berger, nach dessen verletzungsbedingtem Fehlen in der Start-Formation in den vorher gehenden beiden Partien, sowie Jan Fiesser für Innenverteidiger Tobias Willers einzuwechseln. Für Tobias Willers rückte folglich aus dem Mittelfeld Sebastian Zinke, der ebenso seine fünfte gelbe Karte erhielt wie Thorsten Schönewolf, in die Abwehr und Jan Fiesser auf seine angestammte „Sechser- Position“. Martin Scholze kam über links und von dort aus bediente der 20jährige auch in der 55. Minute klug Thorsten Bauer an der Strafraumgrenze. Der KSV- Torschütze vom Dienst zog auch sofort ab, doch KSC- Torhüter Thomas Unger stand und hielt sicher.

Was zu diesem Zeitpunkt unter den gerade mal 500 Zuschauern auf dem Sportplatz 2 neben dem Wildparkstadion keiner ahnte: es sollte die einzig zwingende Torchance der Löwen im zweiten Abschnitt bleiben. Demgegenüber praktizierte der KSC II nach wie vor muntere Angriffe mit Zug zum Tor und Trainer Rainer Krieg, dessen Vertrag beim KSC II am Vortag um zwei weitere Jahre verlängert wurde, sollte nebenbei auch mit seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen haben. Per Doppelschlag binnen zwei Minuten sorgte der Tabellendrittletzte, der kürzlich bereits Spitzenreiter FC Ingolstadt auf dessen Platz und auch den FSV Frankfurt mit einem 1:1 ärgerte, für die endgültige Entscheidung. Zunächst konnte Mittelstürmer Mathias Fetsch nach Linksflanke von Tewelde ungehindert aus wenigen Metern einschießen (77.) und dann traf der eingewechselte Marc Schnatterer mit einem Sonntagsschuss von halbrechts zum 5:1 (79.).

Nach einem Strafraum-Foul von Daniel Möller hatte Ole Schröder gar vom Elfmeterpunkt die Chance, um das halbe Dutzend voll zu machen. Der KSC- Kapitän scheiterte aber am reaktionsschnellen Oliver Adler, der sogar noch den Nachschuss des Elfmeterschützen parierte (83.). Als dann allerdings der eingewechselte Aykut Akgün freie Bahn hatte, war auch der tapfere KSV- Schlussmann machtlos. Das und die zwischenzeitlichen Häme-Gesänge von Karlsruher Anhängern an seine Adresse hat ein Oliver Adler in der Abschieds- Saison einer stolzen Torhüter- Karriere nicht verdient!

Verdient war allemal der Karlsruher Kantersieg, der in Anbetracht von Adlers Glanzparaden und dem ein und anderen Aluminium- Treffer gar noch höher ausfallen konnte.

Bleibt zu hoffen, dass die Löwen beim bevorstehenden Heimspiel gegen den SV Sandhausen, dessen Trainer Gerd Dais in Karlsruhe zur Beobachtung war, eine ähnlich erfolgreiche Reaktion zeigt, wie zuletzt ein anderer hessischer Klub in der 2. Bundesliga, als nach einem 1:7 ein 1:0-Sieg folgte.

Abschließend: wer wirklich und aufrichtig zu einem Verein und diesem KSV- Team steht, verliert und gewinnt mit ihm ZUSAMMEN. Die verbleibenden drei Saison- Partien mit einer gegebenen Minimal-Chance sind eine Angelegenheit des Charakters und der Ehre! Eine (Trotz-) Reaktion, respektive Rehabilitation am nächsten Samstag im Auestadion gegen den SV Sandhausen darf erwartet werden!

KOMMENTARE DER TRAINER AUF DER PRESSEKONFERENZ

Matthias Hamann:
„Das ist die schwärzeste Stunde, die ich in drei Jahren beim KSV erlebt habe. Wir haben die Quali vor Augen und kassieren sechs Tore, wobei wir gar höher verlieren konnten. Wir waren in allen Belangen unterlegen. Läuferisch und vom Willen her. Die Einstellung will ich keinem absprechen, doch wir haben ein skandalöses Spiel abgeliefert. Im Moment fällt es mir schwer an die dritte Liga zu glauben, doch wir werden alles versuchen, solang rechnerisch noch alles möglich ist.“

Rainer Krieg: „Ich bin zufrieden. Ich hatte nach dem Bayern- Spiel eine Reaktion von meiner Mannschaft auf dem Platz gefordert und die ist gekommen. Mehr gibt es nicht zu sagen.“

SV Sandhausen: Unger – Müller, Krebs, Langkamp, Tewelde – Brosinski (69. Akgün), Schröder, Heckenberger, Wilhelmsen (72. Neziraj) – Stindl (62. Schnatterer), Fetsch. Trainer: Krieg.

Bank: Moritz (ETW), Bieber, Knom, Konrad.

KSV Hessen: Adler – Gölbasi, Schönewolf, Willers (46. Fießer), Kümmerle – Möller, Busch, Zinke, Berger (46. Scholze) – Haas (68. Strobel), Bauer. Trainer: Hamann.

Bank: Lamcyzk (ETW), Keim, Beyer, Schmidt.

Tore: 1:0 Heckenberger (13.), 2:0 Brosinski (22.), 2:1 Möller (Vorarbeit Haas, 29.), 3:1 Langkamp (36.), 4:1 Fetsch (77.), 5:1 Schnatterer (79.), 6:1 Akgün (86.).

Schiedsrichter:
Markus Kuhl (Köln) – Zuschauer: 500

Gelbe Karten:
- / Zinke (41., Foulspiel – 5. GK), Schönewolf (59., Foulspiel - 5. GK), Busch (75., Foulspiel – 4. GK), Möller (83., Foulspiel), Strobel (87., Unsportlichkeit).


Herbert Pumann

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Veröffentlicht: 09.05.2008

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2025