SCP- Coach Feichtenbeiner: Wir nehmen die Geschenke gern an
SC Pfullendorf - KSV Hessen 5:2 (2:0)
Vorweg: der KSV Hessen Kassel hat sich zu diesem Schritt entschlossen und wird diesen Weg weitergehen, um auf blutjunge Spieler gepaart mit zwei, drei Routiniers zu setzen. Dabei liegen die Löwen nach zehn Spieltagen in der Tabelle und beim Punktekonto auch durchaus im Soll und es ist nachvollziehbar, dass dieses junge Team auch Leistungsschwankungen unterliegt. Allerdings fallen diese, zugegeben, in diesen Wochen durchaus extrem aus.
Grandiosen Heimsiegen, folgten zwei deutliche Auswärtsniederlagen in Ingolstadt und nun in Pfullendorf. Dabei ist diese bei einem potentiellen Mitkonkurrenten um die Qualifaktion für die dritte Profilga besonders bitter, zumal die Hamann- Schützlinge - auch in Anbetracht der anderen Spieltagresultate - eine große Chance verpassten, um sich unter den "Top Ten" festzusetzen.
Von den "Quali- Rängen" war der Sportclub Pfullendorf vor Beginn mit Rang 16 und nach sechs sieglosen Spielen weit entfernt. Dementsprechend lastete der Druck auf der Elf von Trainer Michael Feichtenbeiner, der ja den KSV Hessen mal als eine "Wundertüte" bezeichnete, weil man halt nie wisse, welche Leistung herauskommt.
In Pfullendorf kamen die Löwen zunächst mit gefälligem Spiel aus der Kabine, ohne jedoch zielstrebig und effektiv ihre optischen und spieltechnischen Vorteile umzusetzen und eher zu unbekümmert zu Werke zu gehen. Demgegenüber wirkten die Gastgeber zwar zunächst verunsichert, doch agierten von Beginn an mit dem nötigen Biss und Kampfgeist. Der wurde dann begünstigt durch das überraschende Führungstor, resultierend aus der ersten Torchance der Gastgeber und Sorglosigkeit in der KSV- Defensive. Oliver Adler konnte zwar zunächst noch retten, doch beim Nachschuß von Neno Rogosic aus Nahdistanz war der KSV- Keeper machtlos (16.)
Es dauerte einige Zeit bis sich das Team von Trainer Matthias Hamann, der mit der gleichen Startformation wie vor einer Woche beim 4:0 gegen Jahn Regensburg begann, von dem plötzlichen 0:1- Rückstand erholt hatte. Zunächst liessen die Löwen in der Offensive nach Freistoß- Hereingaben aufhorchen. Zwei Mal hatte dabei der aufgerückte Innenverteidiger Tobias Willers die Ausgleichchance. Zunächst bekam der 20jährige zu wenig Druck hinter seinem Kopfball, sodass der zuverlässige FCP- Rückhalt Ralf Hermanutz sicher hielt und dann konnte der Ex- Hannoveraner ein kurzes Durcheinander im Pfullendorfer Strafraum nicht nutzen. Die größte KSV- Torgelegenheit hatte dann Erich Strobel, der sich fein am gegnerischen Strafraum durch und in Szene setzte, frei vor Hermanutz aus 16 Metern den Ball jedoch über das Tor drosch. Statt 1:1 wenig später zu allem Überfluß auch noch das 2:0, obendrein durch einen Konter der Gastgeber. Im Anschluß an einen Eckball des KSV Hessen war Marco Calamita allein gegen Zinke und Adler und bedankte sich schließlich für die Kasseler Unentschlossenheit als "lachender Dritter" mit einem Rechtsschuß aus spitzem Winkel ins leere Tor.
Nach dem Wechsel setzte Trainer Matthias Hamann mit zwei frischen Offensivkräften (Beyer + Scholze) das Signal zur Aufholjagt, doch die Löwen kamen irgendwie mit dieser Situation nicht so recht klar, einem 0:2- Pausenrückstand mit Bedacht und Abgeklärtheit zu begegnen. Stattdessen zwar stetes Bemühen und intakte Moral, doch zu wenig Konstruktives und Ruhe im KSV- Spiel.
Der Spielverlauf hatte außerdem inzwischen der Elf von "Regionalliga- Langzeittrainer" Michael Feichtenbeiner "in die Karten gespielt". Die Gastgeber setzten nunmehr - aus ihrer Sicht verständlich -vor 750 Zuschauern auf konsequente Defensive und Torsicherung. Und...auf Konter, die schließlich für die Entscheidung sorgten, als Johannes Flum und Marco Calamita per Doppelschlag nach einer Spielstunde auf 4:0 stellten und dabei von KSV- Unzulänglichkeiten profitierten. Nach diesen Tor- Geschenken, gelang Martin Scholze mit einem sehenswerten Linksschuß aus 30 Metern halbhoch ins rechte Toreck der Anschlußtreffer und in der 79. Minute Thorsten Bauer per Strafstoß das 4:2. Der älteste KSV- Feldspieler (seit gestern 30) verwandelte den an ihm durch Gegenspieler Kiefer verursachten Foulelfmeter gewohnt sicher zu seinem achten Saisontor und insgesamt 99. Liga- Treffer (Ober- und Regionalliga) im Löwen- Dress.
Obwohl in der Schlußphase Hermanutz bei einem Freistoß von Daniel Möller nachfassen musste und die Löwen die Hoffnung nicht aufgaben, fehlte dem Anrennen und Angriffsbemühen die Präzision.
Demgegenüber verzeichneten der SC Pfullendorf an diesem Spieltag eine optimale Ausbeute und so setzte der starke Leandro Grech in der Schlußminute allein vor Keeper Oliver Adler nach einem weiteren Konter mit dem 5:2 den Schlußpunkt. Während beim SCP der lang ersehnte zweite Heimsieg (am ersten Spieltag gabs ein 2:0 gegen den zweiten hessischen Verein, FSV Frankfurt) frenetisch und erlösend gefeiert wurde, begaben sich die Löwen statt wie zuvor geplant nach München (Oktoberfest) per Kurs- Korrektur auf den langen Weg nach Kassel zurück .
KOMMENTARE DER TRAINER:
Matthias Hamann (KSV Hessen): "Ohne dem SC Pfullendorf zu nahe treten zu wollen, doch dass eine Mannschaft, die bisher sechs Tore in neun Spielen schießt und jetzt in einem Spiel gleich fünf, sagt aus, wie schlecht wir heute waren."
Michael Feichtenbeiner (SCP): "Wir nehmen die Geschenke gern an. Für uns war der Sieg heute sehr wichtig. Er bringt uns jedoch nur weiter, wenn wir im nächsten Spiel in Karlsruhe nachlegen."
SC Pfullendorf: Hermanutz - Gerster, Kiefer, Pfuderer, Zimmermann - Beskid (46. Toprak), Konrad (74. Isailovic), Flum, Calamita (69. Muzliukaj) - Rogosic, Grech.
KSV Hessen: Adler - Möller, Willers, Zinke, Kümmerle - Bayrak, Fießer, Schmidt (46. Scholze), Berger (46. Beyer) - Strobel (70. Busch), Bauer.
Bank: Lamczyk (ETW), Schönewolf, Tanjic, Wojcik.
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Ingolstadt) - Zuschauer: 750
Gelbe Karten: Grech (Foulspiel, 35.), Gerster (Foulspiel, 90.) - Bauer (Unsportlichkeit, 66.), Bayrak (Foulspiel, 78.), Möller (Foulspiel, 83. - VIERTE) .
Herbert Pumann
Samstag, 29. September 2007
- Bericht im HR: Sport am Samstag
Veröffentlicht: 29.09.2007