Löwen dominieren gegen den Tabellenführer

KSV Hessen - SV Wehen 3:3 (1:1)
Die Löwen bleiben auf der Erfolgsspur. Nach Siegen über Pirmasens und die Stuttgarter Kickers holte der KSV Hessen im Duell mit dem Spitzenreiter aus Wehen beim 3:3 (1:1) immerhin einen Punkt. Zweimal Thorsten Bauer und Julio Cesar in der Schlussminute trafen für die Hamann-Elf im Hessenderby.

Am Ende war alles nur noch eine Kopie von einem Spiel, das eigentlich schon drei Wochen zurück liegt. Nicht nur das Ergebnis stimmte mit dem der Partie gegen die Sportfreunde Siegen vor Monatsfrist überein. Nein, auch Spielverlauf und Torfolge erinnerten stark an das Duell mit dem Zweitliga-Absteiger. Nur war es diesmal keine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld, die sich den Löwen da in den Weg stellte.

Der Tabellenführer war gekommen, zusammen mit Hoffenheim die überragende Mannschaft der Südstaffel überhaupt. Spitzenreiter, zehn Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz, bester Sturm der Liga (29 Tore), beste Abwehr (10 Gegentore), zuletzt vier Siege in Folge, die letzten fünf Partien ohne Gegentor - eine Serie, wie sie im Buche steht. Und eine Serie, die nach der Partie gegen die Löwen einiger Überarbeitung bedarf. Unabhängig davon, dass sich die Wehener auf ihrem Weg in die zweite Liga mangels sportlicher Konkurrenz mit Ausnahme von Hoffenheim wohl sowieso nur noch selbst im Weg stehen können.

Mann des Tages auf Kasseler Seite war Julio Cesar, der Schütze zum 3:3, dem finalen Ausgleich. Als der zuletzt oft gescholtene Brasilianer nach Spielende gen Kabine trabte, musste er sich erstmal einen Weg bahnen zwischen all den Gratulanten. Ein Freistoß aus dem Halbfeld vom eingewechselten Groß war es gewesen, der ihn an diesem Nachmittag zum König der Löwen werden ließ. Keiner kommt an das Leder ran, plötzlich landet die Kugel bei Verteidiger Fuchs, der Cesar anschießt. Der gibt dem Ball noch eine kleine Richtungsänderung, und dann kullert er ganz gemächlich über die Linie. Ein Treffer, der Jubelstürme bei den 3.400 Löwen-Fans auslöste. Einen Punkt hatte der KSV also doch noch geholt, nachdem er in der zweiten Halbzeit 2:1 geführt und auf einmal mit 2:3 im Hintertreffen gelegen hatte. Wobei die unnötigen Gegentore hauptsächlich auf individuelle Fehler zurückzuführen waren - wie gegen Siegen eben.

Schon in den ersten Minuten deutete sich ein unerwarteter Verlauf des Spiels an. Nicht etwa der Tabellenführer sollte im Auestadion über weite Strecken den Ton angeben, sondern die Hausherren. „Wir sind schlecht ins Spiel hereingekommen“, erklärte später auch Wehens Coach Christian Hock. Als zentrale Anspielstation wirkte beim KSV einer mit, der zuletzt wohl eher auf der Krankenstation anstatt auf dem Fußballfeld zu Hause war. Gut einen Monat konnte Spielgestalter Marc Arnold aufgrund eines Muskelfaserrisses nicht mitwirken. Verlernt hat der 36-Jährige in dieser Phase aber rein gar nichts.

Klasse, wie er nach einer Viertelstunde den Ball in die freie Gasse auf Thorsten Bauer spielt. Und der Torjäger behält frei vor Keeper Masic die Nerven, netzt zum frühen 1:0 ein. Ein erster großer Auftritt des Duos, der kurz nach der Halbzeit noch getoppt wird. Fast von der Mittellinie bringt Arnold eine Maßflanke in den Wehener Strafraum, wo auf einmal Bauer angeflogen kommt und das Leder per Flugkopfball in den Torgiebel setzt. Ein Treffer, der nur zu Recht auch auf der Vorschlagsliste zum Tor des Monats landen soll.

Dass es am Ende trotzdem kein Dreier für die Löwen wird, hat in erster Linie den Grund individuelle Fehler, vor allem derer im Spielaufbau. Zum Beispiel beim 1:1, als Adler das Leder schlecht abwirft und Keim nicht zum Ball geht. Stattdessen startet der Wehener Cenci durch, passt auf den mitgelaufenen Willmann, der unbedrängt einschießt (30.). Oder beim 2:2, als „unsere gesamte rechte Seite“ (Hamann) aufgerückt war. Nach einem Fehlpass maschiert Willmann ohne Gegenwehr durch und bedient diesmal Cenci, der per Kopf vollendet (70.). Viel Pech beim 2:3, als Königs Freistoß direkt in die Mauer geht - und von da ins Tor (75.). Turgay Gölbasi, schon beim 2:2 zu weit weg von Gegenspieler Cenci, hatte den Ball in dieser Szene unhaltbar für Adler abgefälscht.

Zu diesem Zeitpunkt schien alles vorbei mit einem Erfolgserlebnis, schien der Spitzenreiter aus Wehen doch noch mal den Kopf aus der Schlinge gezogen zu haben beim Aufsteiger. Eine „Super-Reaktion“ habe sein Team nach dem 1:2-Rückstand gezeigt, gab Wehens Coach Hock später zu Wort. Dass nach Spielschluss trotzdem die Enttäuschung bei den Gästen vorherrschte, war der Verdienst einer kämpferisch überzeugenden Löwentruppe an diesem Tag. „Kompliment an meine Mannschaft, wie sie sich danach noch mal aufgerafft hat“, sagte Matthias Hamann. Ein runder Abschluss einer englischen Woche mit drei Spielen und sieben Zählern - „denn auch dieser Punkt hilft uns, um uns weiter von den Abstiegsrängen zu entfernen“, so der Löwen-Coach.

Von Michael Brehme

KSV Hessen: Adler - Fießer, Gölbasi, Schönewolf, Keim - Beyer (79. Oliev), Busch, Arnold (68. Groß), Schwager (79. Wagner) - Bauer, Cesar / Trainer: Hamann

Wehen: Masic - Fuchs, Hollmann, Glibo, Caruso (61. Rivera Cerezo) - König, Schwarz, Amstätter, Catic - Willmann, Cenci (80. Famewo) / Trainer: Hock/Vogler

Tore: 1:0 Bauer (15.), 1:1 Willmann (30.), 2:1 Bauer (48.), 2:2 Cenci (70.), 2:3 König (75.), 3:3 Cesar (90.)

Gelbe Karten: Cesar, Keim - Amstätter

Schiedsrichter: Michael Kempter (Sauldorf) - Zuschauer: 3.400 im Auestadion

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Veröffentlicht: 11.11.2006

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2025