Husarenstreich der Löwen beim Aufstiegs-Kandidaten

Stuttgarter Kickers - KSV Hessen 1:3 (1:3)
Mit (mannschaftlicher) Ge- und Entschlossenheit, mit System und "Stören" feierte Aufsteiger KSV Hessen Kassel am Mittwochabend vor 2.555 Zuschauern im Gazi- Stadion einen verdienten 3:1-Auswärtssieg beim Aufstiegskandidaten Stuttgarter Kickers. In einer vom Spielverlauf her erlebnisreichen und kurzweiligen ersten Halbzeit, in der alle Tore fielen, erzielten Christoph Keim, Daniel Beyer und Thorsten Bauer die Treffer für die Löwen, die damit bei respektablen 22 Zählern auf Rang Sieben vorrückten. "Teufelskerl" Oliver Adler hielt beim Stande von 3:1 unmittelbar vor dem Pausenpfiff einen Foulelfmeter gegen Okpala und obendrein den Nachschuß.

In ihrem zweiten Mittwochspiel dieser Saison besiegten die Löwen nach der TSG Hoffenheim am zweiten Spieltag (1:0) nunmehr mit den Stuttgarter Kickers einen weiteren Aufstiegs- Kandidaten. Vor einigen Wochen noch Zuschauer beim DFB-Pokal-Coup der Gastgeber gegen den Hamburger SV, vollbrachten die Schönewolf und Co. nun an gleicher Stätte einen wahren Husarenstreich. Und zwar mit mannschaftlichr Geschlossenheit, enormen Aufwand an Laufbereitschaft und Einsatz sowie einem ausgeklügelten System sowie gekonntem Stören der Aktionen des Gegners bereits bei dessen Spielaufbau. Taktiker Matthias Hamann schickte die Elf, die am letzten Samstag Pirmasens mit 2:0 im Auestadion besiegt hatte, ins Geschehen. Bis auf eine Veränderung: Kim Schwager rückte für Saky Noutsos in die Start-Elf..

Somit sah des Trainers Spielsystem die gewohnte und bewährte Vierer- Abwehrkette und davor ein Vierer-Mittelfeld vor, dass dem Sturmduo Thorsten Bauer/Julio Cesar da Rosa den Rücken frei halten sollte. Vor allem sollten die Aktionen der, nach sieben Spielen ohne Sieg womöglich verunsicherten, Kickers früh im Spielaufbau eingeschränkt und unterbunden werden. Das gelang den emsigen Löwen prächtig. Hinzu kam dann auch noch ein früher Tor-Doppelschlag, der dem KSV die nötige Sicherheit und weiteren Auftrieb gab, während er die "Blauen" noch mehr verunsicherte.

Es begab sich zur 13. Spielminute Linksverteidiger Christoph Keim erstmals in die gegnerische Hälfe, passte auf seine "Lieblings-Anspielstation" Thorsten Bauer, der legte klug für Sebastian Busch auf, dessen stramme Direktabnahme aus 22 Metern von einem Stuttgarter ins Toraus abgefälscht wurde. Beim ersten KSV-Eckball  fand Daniel Beyer von links mit rechts den Schopf von Christoph Keim, der im gegnerischen Strafraum am höchsten ragte und seine Kopfballstärke zum Führungstreffer und seinem zweiten Saisontor nutzte .

 Daniel Beyer rackert, rennt und trifft

Eben noch Wegbereiter fasste sich sechs Minuten später Daniel Beyer - wie zuletzt gegen Pirmasens beim 1:0 - aus der Distanz ein Herz - ein Schuss, ein Strich und der Ball zappelte von halbrechter Position aus im linken Toreck zum 0:2. (19.) Bereits der vierte Saisontreffer für den neuen "Torschützen vom Dienst", der dabei erstmals auch auswärts traf. Bemerkenswert derzeit beim 24jährigen Techniker ist sein engagiertes Zweikampfverhalten und wie er sich an der eigenen Strafraumgrenze in den satten Schuß des Stuttgarters Schlabach warf (18.) . In einer Phase des regelrechten, offenen Schlagabtausches hatte sich anschließend - noch vor dem Tor zum 0:2 -  Kickers-Keeper David Yelldell in den Schuß des wenige Meter frei vor ihm auftauchenden Julio Cesar da Rosa geworfen, ehe Thorsten Bauer im Nachschuß den Ball an die Torlatte bugsierte.

Doch Kassels Nr. 10 sollte alsbald noch seine "Abstauber- Qualitäten" unter Beweis stellen. Zuvor brachte Oliver Stierle mit einem fulminanten Linksschuß von halblinker Position die Gastgeber auf 1:2 heran, wobei KSV- Keeper Oliver Adler den Ball vor Überqueren der Torlinie im Eck noch mit den Fingerspitzen berührt hatte (33.). Pech für Kassels großartigen Rückhalt, der zuvor per Reflex bzw. Fußabwehr bereits eine Großchance von Mesic vereitelt hatte.

Wie so oft in dieser Saison antworteten die Löwen nach einem Gegentor blitzschnell. Zunächst verpasste Julio Cesar da Rosa knapp ein Tor, dann musste sich Torhüter David Yelldell nach einem raffinierten Freistoß von Kim Schwager, der das Vertrauen des Trainers rechtfertigte und sich als Standard- Spezialist zu entpuppen scheint, mächtig lang machen, um gerade noch den Ball über die Torlatte zu lenken.  In der 39. Spielminute war dann der 25jährige Kickers- Schlußmann bezwungen, als Yelldell einen strammen Distanzschuß nur abklatschen konnte, ehe Thorsten Bauer zu seinem siebten Saisontor "abstaubte".  Wenig später wäre Yelldell gegen Thorsten Bauer fast wieder nur "zweiter Sieger" gewesen, als der 29jährige KSV- Torjäger nur einen Tick zu spät kam, während der Stuttgarter Schlussmann fast noch ein "Luftloch" geschlagen hätte. 

"Teufelskerl" Oliver Adler und..."in der Ruhe liegt die Kraft"

Die Wertung für den besten Torwart des Abends sollte ohnehin an Oliver Adler gehen, der kurz vor dem Pausenpfiff seinen großen Auftritt hatte. Doch fein der Reihe nach! Zunächst kam Mimes Mesic gegen den überzeugenden Mario Klinger (ein Sonderlob für das Innenverteidger- Paar Schönewolf/Klinger an diesem Abend) irgendwie im Strafraum zu Fall und Schiedsrichter Günter Perl aus München zeigte zur Verwunderung der Gäste auf den Elfmeterpunkt. Christian Okpala lief an, stoppte kurz ab...doch nicht mit Oliver Adler....der "roch den Braten" und "fischte" die halbhoch geschossene Lederkugel aus dem Eck, um beim Nachschuß mit einer tollkühnen Tat "Kopf und Kragen" zu riskieren. Adler gut, Halbzeitstand gut...erst Mal Luft holen nach einer atemberaubenden ersten Halbzeit.  

Die zweite Halbzeit lässt die Gastgeber zwar zuerst auf dem Rasen erscheinen, doch die Löwen sind vom Anpfiff weg besser im Bilde. Und fast ein Bilderbuch- Wiederbeginn dank Thorsten Bauer, der sich fein im Strafraum durchsetzt, doch aus aussichtsreicher Schußposition knapp das Tor verfehlte. Beim Gastgeber bringt Trainer Robin Dutt einen dritten Stürmer, doch kurz darauf praktiziert ulio Cesar da Rosa einen vielversprechenden Konterangriff, wird im gegnerischen Strafraum zu Fall gebracht....wo blieb der Elfmeter- Pfiff? Er kam nicht, ebensowenig die Aufholjagd der Kickers. Grund: die Löwen spulten ihr konzentriertes, engagiertes Pensum und erfolgreiches Defensiv- Verhalten weiter tadellos herunter. Und wenn wirklich mal ein Ball durch kam, war da noch Oliver Adler. Der 39jährige mit dem Motto "Ruhig bleiben, Kaffee trinken" hatte in brenzligen Situationen absolut die Ruhe weg und als Oliver Stierle halblinks freit im Strafraum zum Schuß kam (ging knapp vorbei), das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite.

Während für die Schwaben gegen diese Löwen- Abwehr einfach kein Durchkommen war, hatten Thorsten Bauer und der eingewechselte Michael Mason auf der Gegenseite bei guten Schußgelegenheiten sogar noch die Möglichkeit den Vorsprung auszubauen, scheiterten jedoch an Torhüter Yelldell.

Mit diesem, in der "englischen Woche" zweiten Sieg in Folge (der dritte insgesamt in der Saison) reisten die Löwen anschließend in den Seepark nach Kirchheim, wo sich das Team in einem Trainings-Lager auf das bevorstehende Hessenderby gegen den zuletzt siegverwöhnten SV Wehen - einen weiteren Aufstiegs- Kandidaten - vorbereitet. Der Spitzenreiter aus Taunusstein am Samstag im Auestadion (Anstoss: 14.30 Uhr) - welch ein Highlight!

Herbert Pumann - KSV-Pressereferent

Stimmen zum Spiel

 Matthias Hamann (Trainer KSV Hessen): "Wir haben ein sehr gutes Regionalligaspiel gesehen. Großes Kompliment an meine Mannschaft, die sehr aggressiv gespielt hat und sicher im System gestanden hat. Wir haben immer versucht Druck nach Vorn zu machen und hatten in der ersten Halbzeit eine sehr gute Chancenverwertung. Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung."

Robin Dutt (Trainer Stuttgarter Kickers): "Bei uns fehlt das Selbstbewußtsein. Da sah einiges unkontrolliert aus. Die Mannschaft liegt total am Boden! Wer Lust hat kann oder darf drauf hauen. Ich werde es nicht tun und sie mental weider aufbauen. Ich habe trotzdem heute auch positive Ansätze bei uns gesehen."

Stuttgarter Kickers: Yelldell - Hartmann, Yildiz, Härter (68. Kanitz) - Schlabach, Benda, Akcay, Stierle - Kanyuk (56. Gambo) - Mesic, Okpala.

KSV Hessen: Adler - Gölbasi, Schönewolf, Klinger, Keim - Beyer, Busch, Fießer (84. Dickhaut), Schwager - Cesar da Rosa (77. Mason), Bauer (87. Oliev).

Schiedsrichter: Günter Perl (München) - Zuschauer: 2.555

Tore: 0:1 (13.) Keim, 0:2 (19.) Beyer, 1:2 (33.) Stierle, 1:3 Bauer (39.)

Besond. Vorkommn.:  Oliver Adler pariert Foulelfmeter von Okpala (plus Nachschuß, 45.)

Gelbe Karte: Klinger (82., Foulspiel)

 

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Veröffentlicht: 08.11.2006

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 25.04.2025