Quo vadis KSV?

KSV Hessen - SC Waldgirmes 1:3 (0:1)
Ernüchterung im Auestadion: Gegen das Tabellenschlusslicht aus Waldgirmes verlor der KSV Hessen unerwartet mit 1:3 (0:1). Vom frühen ersten Gegentor erholten sich die Löwen nicht mehr, den einzigen Treffer erzielte Christoph Keim per Freistoß zum zwischenzeitlichen 1:2.
Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Das dürfte sich wohl auch Löwen-Coach Matthias Hamann gedacht haben, als er eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 1:2 einen neuen Mittelstürmer einwechselte. Sein Name: Markus Krause! Der gelernte Innenverteidiger half im Sturmzentrum aus.

Grund: Mangel an Alternativen. Thorsten Bauer und Nima Latifiahvas spielten von Anfang an; Julio Cesar, dritter und letzter Angreifer im Löwen-Kader, ist weiterhin auf unbestimmte Zeit gesperrt (Verhandlung am Montag).

Und tatsächlich: Der 1,81-Meter große, zweikampfstarke Krause, ansonsten eine Bank als Abwehrmann, zeigte Offensivqualitäten. Vier Minuten nach seiner Einwechslung hatte der Ex-Göttinger sogar den Ausgleichstreffer auf dem Fuß, erst auf der Linie konnte sein Schuss geklärt werden. Dabei blieb es dann aber auch. Für den KSV.

Am Ende hieß es nicht 2:2, sondern sogar 1:3. Der Tabellenletzte aus Waldgirmes hatte die enttäuschenden Löwen mit einer taktisch wie kämpferisch überzeugenden Leistung auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Und gleich früh getroffen, was den Mittelhessen natürlich perfekt ins auf Konterfußball ausgelegte Konzept passte.

Nach sieben Minuten verliert Thorsten Schönewolf als letzter Mann ein Laufduell gegen Kai Frenz, grätscht, spielt aber den Ball. Doch Frenz fällt spektakulär, Schiedsrichter Finke aus Horas entscheidet auf Freistoß aus zentraler Position - unmittelbar vor dem Strafraum. Gino Parson verwandelt zur Führung, Oliver Adler im Löwen-Tor ist machtlos gegen den abgefälschten Ball.

20 Minuten braucht der KSV, um sich davon zu erholen. Linksaußen Martin Wagner flankt in die Mitte, Daniel Beyer per Direktabnahme aber über das Tor. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff dann noch eine kleine Schlussoffensive der Löwen. Bauer (39., nach Gölbasi-Flanke), Keim (40.) und Wagner (45.) mit Torchancen - aber ohne Treffer.

In der Halbzeit keine Pfiffe, sondern aufmunterndes Klatschen von den Zuschauern, "KSV, KSV"-Rufe von der Nordtribüne. Ein gutes Omen für die zweite Hälfte? Nein, denn wieder fällt ein frühes Tor, wieder für die Gäste. Nach einem Ballverlust im Löwen-Mittelfeld erneut Stellungsfehler in der Abwehr.

Waldgirmes startet einen mustergültigen Konter über drei Stationen, schließlich kann Steven Hassler den Ball per Hacke zum völlig freien Kai Frenz spielen, der zum 0:2 einschiebt (48.).

Doch der KSV kann gleich zurückschlagen. Turgay Gölbasi fällt kurz vor der Strafraumgrenze, Finke entscheidet auf Freistoß. Christoph Keim läuft an und trifft mit einem Hammer (49.) aus 16 Metern - zumindest der Anschlusstreffer.

Dieses Erfolgserlebnis sollte am Samstagnachmittag allerdings das einzig Zählbare für die Löwen bleiben. Zwar kamen die Hausherren trotz insgesamt schwachem Spielaufbau noch zu einigen guten Gelegenheiten durch Keim (57.), Latifiahvas (76./78.) und Krause (78.). Doch genau so gut hätten sie auch fünf statt drei Tore eingeschenkt bekommen können.

53.: Parson schiebt den Ball freistehend an Adler vorbei, Cihan kann nach einem Sprint erst kurz vor der Linie klären. 74.: Nach einer Flanke stoppt Daniel Vier den Ball im Fünfmeterraum seelenruhig mit der Brust, haut ihn dann aber übers Tor. 82.: Wieder ein Konter der Gäste, und wieder ein Tor. Hassler läuft seinen Gegenspielern auf und davon, passt in die Mitte, wo der eingewechselte Fabio Eidelwein den Ball ohne Gegenwehr an Adler vorbei schiebt - 1:3.

Dabei blieb es schließlich. Am Samstag geht es für die Löwen zur U23-Mannschaft von Bundesligist Eintracht Frankfurt. Die Hoffnung für die nähere Zukunft hängt nun vor allem an den Ex-Profis Mirko Dickhaut (Fersensporn, saß gegen Waldgirmes bereits auf der Bank) und Francis Bugri (Muskelfaserriss) sowie dem Brasilianer Julio Cesar (s. o.). Dennoch: Vorerst wird der KSV von seinen Aufstiegsambitionen wohl Abstand nehmen müssen. Mit oder ohne einem Mittelstürmer Markus Krause.

Von Michael Brehme


KSV Hessen: Adler - Gölbasi, Schönewolf, Cihan, Keim - Beyer, Malinov, Arnold, Wagner - Bauer, Latifiahvas

Waldgirmes: Kässmann - Hull, Bloß, Weinecker - Riccitelli, Vier, Frenz, Eberling - Karagiannis, Parson, Hassler

Spieler-Wechsel: 58. Schönefeld für Beyer, 74. Krause für Malinov, 89. Dellova für Gölbasi - 63. Eidelwein für Karagiannis, 68. Schäfer für Eberling, 86. Schappert für Parson

Tore: 0:1 Parson (7.), 0:2 Frenz (48.), 1:2 Keim (49.), 1:3 Eidelwein (82.)

Schiedsrichter: Markus Finke (Horas) - Z: 1450


<b>Stimme zum Spiel</b>

Matthias Hamann (Trainer KSV Hessen): "Alles, was wir uns heute vorgenommen haben, hat nicht geklappt. Wir haben das Spiel verdient verloren, Waldgirmes war die bessere Mannschaft."

Aufstellung

Veröffentlicht: 10.09.2005

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2025