"Da kommen wir nur gemeinsam raus"
Maximilian Zunker im Löweninside-Interview
Das ist aktuell eine der schwersten Situationen für den Verein seit dem Abstieg in die Hessenliga, auf den 2020 der Aufstieg folgte. Letzte Saison endete auf Platz sieben. Darauf folgte jetzt der schlechteste Saisonstart seit über zehn Jahren. Woran liegt es?
Das ist ziemlich einfach: Wir sind vorne und hinten aktuell nicht auf dem Niveau der vergangenen Saison. Das hat nichts mit den Abgängen zu tun – wir erarbeiten uns vorne zu wenige Chancen, hinten lassen wir deutlich zu viele Chancen zu.
Was macht ihr als Mannschaft gegen die hängenden Köpfe?
Hart arbeiten! Geredet wurde jetzt genug, wir müssen Taten folgenden lassen. Platz 7 war letzte Saison nicht unverdient, wir haben gezeigt, was wir können. Die letzte Saison ist aber nun Vergangenheit, was zählt ist das Hier und Jetzt. Jetzt müssen wir im Training weiter hart arbeiten und dürfen dabei nicht unser Mannschaftsgefühl verlieren.
Schaut man sich eure Spiele an, fragt man sich, ob da noch immer das richtige Teamgefühl vorhanden ist.
Wir sind definitiv ein Team! Das merkt man vor allem auch im Training. Da gibt jeder Gas. Auf Platz 7 laufen Dinge einfacher, auf Platz 18 ist jeder verunsichert und schaut dann in erster Linie auf sich. Dadurch ist man mit dem Kopf nicht mehr bei 100 Prozent. Wir wissen, dass wir nur gemeinsam rauskommen können.
Hinzu kommt, dass ihr sehr verletzungsanfällig seid. Dadurch stehen nie die gleichen 11 Mann auf dem Platz, ihr müsst also immer wieder rotieren. Wie geht ihr damit um?
Das ist in einer Situation wie dieser natürlich nicht ideal. Dadurch fehlt der Kern, der eingespielt ist. Letztes Jahr hatten wir eine eingespielte Einheit, zudem haben die Jungs von der Bank 110% gebracht. Dieses Jahr fehlt uns diese Eingespieltheit. Das darf aber keine Ausrede sein. Was wir auf den Platz bringen müssen, ist der Mut, den Zusammenhalt, Leidenschaft und Teamgeist – all das, was wir letztes Jahr gezeigt haben.
Wie gehst du persönlich mit den Nackenschlägen um, wie machst du deinen Kopf frei?
Ich muss zugeben, ich bin ein verdammt schlechter Verlierer. Ich habe dann lange schlechte Laune, also lieber in Ruhe lassen (lacht). Allerdings muss man sich bewusst machen, dass wir keinem anderen die Schuld für unsere Leistung geben können. Das liegt alleine an uns.
Zum Abschalten schaue ich gerne Sport im TV – egal ob Fußball, Football, Tennis – oder schaue bei Freunden am Sportplatz vorbei, dann legt sich die schlechte Laune mit der Zeit.
Außerdem lese ich keine Foreneinträge oder Kommentare. Nicht nur jetzt wo es schlecht läuft, sondern generell. Aber dazu gehört auch, dass alles schonungslos aufgearbeitet wird.
Nagt das am Selbstbewusstsein?
Ich würde lügen, wenn ich sage, es lässt mich kalt. Wir müssen uns folgendes vor Augen führen: Am Freitagabend sind 1500 Menschen bei Scheißwetter ins Auestadion gekommen, um uns gegen die Barockstadt spielen zu sehen. Unsere Fans haben alles gegeben, 90 Minuten lang Alarm gemacht – und wir haben sie enttäuscht. Keiner von uns verliert gerne, schon gar nicht vor den eigenen Fans. Wir haben gerade nicht das größte Selbstvertrauen und müssen uns aktuell die leichtesten Dinge hart erarbeiten. Wir wissen aber, dass das der einzige Weg ist, um wieder erfolgreich zu sein.
Wie blickst du auf das nächste Heimspiel am Samstag gegen Kickers Offenbach?
Es ist komplett egal, wo Offenbach steht. Klar, die werden als Favorit in dieses Spiel gehen. In diesem Spiel haben wir vielleicht die Chance, die Saison in die richtigen Bahnen zu lenken. Das ist ein Derby, dieses Spiel hat einen hohen Stellenwert. Der OFC ist in vielen Belangen besser aufgestellt als wir, aber das ist ein Spiel, 90 Minuten – und in denen können wir was reißen. Vor allem mit diesen tollen Fans im Rücken.
Das Interview führte Celina Lorei.
Veröffentlicht: 22.09.2022