KSV Hessen trauert um Charly Wimmer

KSV Hessen trauert um Charly Wimmer

Die "Stimme der Löwen" ist fĂŒr immer verstummt

Der KSV Hessen trauert um Charly Wimmer. Am 4. Mai verstarb wenige Tage nach seinem 78. Geburtstag die Vereins-Legende Charly Wimmer. Wimmer war von Kindesbeinen an ein Löwe - erst als junger Fan, dann als Spieler, Trainer, Vereinsfunktionär und zuletzt über dreißig Jahre als Stadionsprecher.

Die Nachricht machte beim Heimspiel gegen Mainz II schnell die Runde. „Charly“ ist tot. Die Freude über die drei wichtigen Punkte gegen die Rheinhessen war wie weggeblasen. Betroffenheit, Trauer – denn Charly war und ist ein Stück KSV Hessen. Bekannt wie ein bunter Hund. Und beliebt wegen seiner menschlichen und väterlichen Art. Charly war charmant und humorvoll, ausgestattet mit einer Prise feiner Ironie. Dennoch blieb er ein waschechter Nordhesse, der gerne „mährte“. Am liebsten während der Heimspiele in „seiner“ Sprecherkabine. Wenn das Mikro auf „off“ stand, motzte er gerne über kleinlich pfeifende Schiedsrichter und missglückte Spielzüge seiner Löwen. Wenn der Schalter vom Mikrofon auf „on“ umgestellt war, war er wieder der sachliche, objektive Stadionsprecher. Von ihm gab es über die Lautsprecher kein Gebrüll und keinen Jahrmarkt-Klamauk. Charly war bodenständig. Ein echter Nordhesse eben.

Kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs kam Charly in Kassel zur Welt. Schon früh waren die „Löwen“ sein Verein. Als Kind ging er von zu Hause in Wilhelmshöhe aus zu Fuß zum damaligen A-Platz. Dort spielte der KSV, bevor das Auestadion gebaut wurde. Heute steht auf diesem Gelände zwischen Stadion und KSV-Clubhaus die Auesporthalle. „Gala“ Metzner, „Karli“ Hutfleß und Karl Schmidt waren einige seiner Kindheitsidole. Aber Charly kickte auch selbst mit der Lederkugel. Und das gar nicht schlecht. Er durchlebte alle Stationen in der Löwen-Jugend und später bei den Amateuren. Mit denen stand er 1968 in der Endrunde zur Deutschen Amateurmeisterschaft und scheiterte gemeinsam mit Spielern wie Holger Brück und Werner Haßenpflug nur knapp am 1. FC Köln. Auch für die erste Mannschaft kam Charly immer wieder zu Einsätzen. Er wurde Trainer, bildete unzählige Talente in der A-Jugend und der zweiten Amateurmannschaft aus. Sieben Jahre war er beim „alten“ KSV, der 1993 in Konkurs ging, Fußballabteilungsleiter. Später dann Vizepräsident beim neu gegründeten FC Hessen. 1998 gab es wieder den KSV Hessen, der ganz unten, in der A-Klasse anfangen musste. Kein Zufall, dass er im Mai 1998 – vor fast genau 25 Jahren – der erste Torschütze bei einem Pflichtspiel des „neuen“ KSV war. Er erzielte beim 4:1-Pokalsieg bei Jahn Kassel den ersten Löwen-Treffer der „Neuzeit“. Charly war da schon 53 und half aus, weil kaum andere da waren. So wie er immer aushalf, wenn beim KSV Not am Mann war.

Ganze Generationen von Löwen-Fans kannten keine andere Stimme am Mikrofon des Auestadions, als die von Charly. Wie oft hat er wohl mit seiner sonoren Stimme gesagt: „Torschütze mit der Nummer zeeeeehn.... Thooooorsten Baaaauer....“. Diese Stimme ist nun für immer verstummt.

Seinen Abschied feierte er im September letzten Jahres beim Heimspiel gegen Kickers Offenbach. Ein letztes Mal sagte er die Mannschaftsaufstellungen an, bevor er in der Halbzeit das Mikrofon symbolisch an Klaus Bachmann weitergab. Im November ging es ihm schon schlecht. Einen Auftritt zum 75. jährigen Vereinsjubiläum musste er kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. Am 4. Mai hörte sein großes Löwenherz auf zu schlagen. Für immer.

Der KSV Hessen trauert um seine Vereins-Legende und spricht hiermit seiner Frau und seiner Familie sein aufrichtiges Beileid aus.

Oliver Zehe

Veröffentlicht: 07.05.2023

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 24.04.2025