Am Ende hielt es kaum einen auf seinen Sitzen: Auch die Zuschauer auf der Tribüne verbrachten die Schlussphase überwiegend stehend, feuerten immer wieder die Löwen an. Die Stimmung im Auestadion war gigantisch.
Dabei musste Trainer Tobias Cramer seine erfolgreiche Mannschaft von Steinbach umstellen. In der Innenverteidigung fehlte der gelb-gesperrte Lucas Albrecht. Er wurde von Sergej Evljuskin hervorragend ersetzt und bildete mit dem bärenstarken Cedric Mimbala eine stabile Defensive, die dem FSV in den gesamten neunzig Minuten keine gefährliche Szene durchgehen ließ.
Anders dagegen der KSV, der von Beginn an klar machte, wer Chef im Ring ist. Bereits nach 120 Sekunden hätte es im Tor von FSV-Keeper Marco Aulbach klingen können, als nach einem Eckball von Sascha Korb Mimbala hoch stieg, aber knapp am linken Torpfosten vorbei köpfte. Die Löwen schnürten den FSV in der eigenen Hälfte ein, zeigten zum Teil auch technisch wunderbare Kombinationen. Und auch das Tor ließ nicht lange auf sich warten: In der 15. Minute wurde Tim Brandner im Strafraum von Nestor Djengoue zu Fall gebracht - klare Sache, Elfmeter. Adrian Bravo Sanchez war genauso sicher, wie am Mittwoch Lucas Albrecht - 1:0. "Gut, dass wir einige sichere Schützen haben", schmunzelte Tim Brandner nach dem Spiel. Die Löwen waren weiter überlegen, zeigten bis zum Strafraum ein starkes, dominantes Spiel - versäumten es aber, weitere Chancen zu generieren. So blieb es bis zur Pause beim 1:0.
Im zweiten Durchgang bemühte sich der FSV, dass Spiel ausgeglichener zu gestalten. Torgefahr verströmten die Bornheimer dabei freilich nicht. Dennoch blieb es eine knappe Kiste, da die Löwen nun im Spiel nach vorne Schwächen zeigten, zuweilen unpräzise spielten und es zu oft mit langen Bällen probierten. Die Kulisse bemerkte die Probleme, gab mit grandioser Unterstützung Rückendeckung. Die Unterstützung half enorm. In der hektischen Schlussphase zeigte Schiedsrichter Benedikt Seyler auf den Elfmeterpunkt, nachdem Frankfurts Innenverteidiger Javan Torre Howell ohne Not den den kurz zuvor eingewechselten Sebastian Szimayer in einer Szene umrammte, als Torwart Aulbach bereits einige Sekunden den Ball sicher hatte. Torre Howell musste vom Platz, Adrian Bravo Sanchez verwandelte auch diesen Strafstoß sicher.
Trainer Tobias Cramer, der mit seiner Mannschaft in den letzten Wochen ausgewöhnliches leistet, blieb nach dem Spiel kurz, knapp und trocken wie zuletzt in Steinbach: "Durch diesen Sieg haben wir das nächste Endspiel erreicht".
Das findet am kommenden Freitag bei Wormatia Worms statt, bevor am Samstag, den 28. April (14 Uhr) Astoria Walldorf im Auestadion gastiert.
Oliver Zehe
KSV Hessen - FSV Frankfurt 2:0 (1:0)
Kassel: Hartmann - Schmik, Mimbala, Evljuskin, Rakk - Brill - Korb (90. + 2 Leinhos), Schwechel, Bravo Sanchez, Brandner (72. Dawid) - Schmeer (77. Szimayer). Trainer: Cramer.
Ersatz: Neumann - Künzel, Baumgarten, Najjer
Frankfurt: Aulbach - Djengoue, Sabah, Torre Howell, Huckle (64. Eshele) - Becker, Andacic, Pollasch (82. Seegert), Azaouagh (55. Vital) - Schick, Namavizadeh. Trainer: Conrad
SR: Seyler (Wadrill), Z: 3.000
Tore: 1:0 Bravo Sanchez (15. Foulelfmeter), 2:0 Bravo Sanchez (88. Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Schwechel - Azaouagh, Sabah, Djengoue, Eshele
Rote Karte: Torre Howell (87.)
Moment Mal
Über die Art und Weise, wie der Hessische Rundfunk seine Samstag-Sportsendung inszeniert, kann man trefflich streiten. Minutenlang betreiben zwei Moderatoren small talk, philosophieren über die Ungerechtigkeiten der Fußballwelt, was die Frankfurter Eintracht betrifft. Da gewinnen die Leverkusener doch noch 4:1 - und - Skandal - da ist der Trainer weg, obwohl es vor ein paar Tagen doch ganz anders klang. Der Fußball kann wirklich grausam sein. Dumm nur, dass die, die es interessiert, Sky gucken. So wird wertvolle Sendezeit mit Galaber vergeudet. Geschenkt. Geschmäcker sind verschieden. Richtig ärgerlich ist es aber, wenn die verbleibenden Augenblicke in dieser Sendung ein Schlag ins Gesicht für die unterklassigen Vereine sind. "So richtig scheint das in Nordhessen niemanden zu interessieren", ätzt ein Nachwuchsreporter über die Kulisse im Auestadion. 3.000 sind da, in die Landeshauptstadt kommen eine Liga höher selten mehr. Und die 3.000 im Stadion sorgen für eine grandiose Stimmung. Doch davon ist nichts zu hören. Das der KSV in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel macht - es findet keine Erwähnung. Im Gegenteil. "Kassel gewinnt eine spielerisch ganz schwache Partie mit 2:0", grantelt der Mann am Mikrofon. Gut, dass es die Eintracht gibt. Danke HR.
Oliver Zehe