ACHTUNG Löwen: "Die Klub" kommt!
Die KSV-Kolumne von Christof Dörr
Apropos: Hut ab vor dem, was die Kollegen vom Löwen TV bei den Heimspielen immer auf die Beine stellen beziehungsweise auf den Monitor zaubern. Das ist schon ein super Service in Corona-Zeiten, wenn das Auestadion zwar lockt, für Fans aber Sperrzone ist. Am kommenden Samstag müssen wir leider auf diesen Service verzichten – denn bis ins 350 Kilometer entfernte Pirmasens reichen die Kabel aus der Regie in Kassel nicht.
Was ich beim Thema Pirmasens als erstes gleich mal lobend erwähnen muss: Die heißen FK! Also Fußball Klub. Ist das nicht toll? Das Klub mit K geschrieben wird ist bei Fußballvereinen ja super selten, ich mag es aber sehr sehr gerne. Ansonsten ist Pirmasens bislang Fußballhistorisch eher unauffällig gewesen. In den 70er Jahren waren sie mal in der zweiten Liga. Sie haben auch mal Werder Bremen in der ersten Runde des DFB Pokals geschlagen. Na gut, kurz zusammengefasst sag ich es mal so: Nett, aber insgesamt nix Besonderes.
Es gab allerdings einen Tag, an dem hat die Fußballwelt gespannt den Atem angehalten und gebannt nach Pirmasens geblickt. Das war am 11. April 1975. An diesem Freitag war nämlich Real Madrid zu Gast beim FK Pirmasens. Das Spiel fand im Südwest-Stadion in Ludwigshafen statt, 30.000 Zuschauer staunten, als sie die Weltstars um Paul Breitner und Günther Netzer gegen den damaligen Zweitligisten kicken sahen. Für Netzer war es die zweite Saison in Spanien, Breitner war vor der Saison vom FC Bayern nach Madrid gewechselt. Die Ablösesumme für den Superstar: Umgerechnet 1,5 Millionen Euro. Klingt aus heutiger Sicht lächerlich, für damalige Verhältnisse war der liebe Paule aber richtig teuer.
1:0 gewann Madrid gegen den FK und vermutlich haben sie bei diesem Sieg so viel Kraft getankt, dass es am Ende der La Liga-Saison zum Double gereicht hat. Meister und Pokalsieger dank des Motivationsschubs aus Pirmasens. Warum die Königlichen damals für ein Freundschaftsspiel gegen einen Zweitligisten nach Deutschland gereist sind? Keine Ahnung. Aber das spielt rückblickend ja auch keine Rolle, Hauptsache sie waren da und die ganze Region hat bis heute Geschichten und Anekdoten dieser historischen 90 Minuten zu erzählen.
Es gibt aber eine Geschichte über Pirmasens, die klingt noch seltsamer, als das Real Madrid mal bei ihnen zu Gast war: Der Klub hat nämlich ganz offiziell den Spitznamen „die Klub“. Ja, so als würden wir uns „das Verein“ nennen. Oder „das Löwen“. „Die Klub“ steht mittlerweile sogar im Vereinswappen des FK, oder muss es dann „im Vereinswappen von die FK“ heißen?
Natürlich ist an dieser speziellen Art der Artikel-Nutzung der Pfälzer Dialekt schuld. Die native speaker aus Pirmasens sagen halt „die“ statt „der“ - und wir sollten da gar nicht drüber lachen. Denn welcher Mensch außerhalb Nordhessens würde denn Sätze sagen wie: „In den 80er Jahren bin ich alszus zum KSV gegangen?“ Oder „S‘ Susi stand heute im Block 36 neben mir!“ Na also.
Bei aller Sympathie für Pirmasens und seinen Fußballverein, pardon: Klub, steht eins aber fest: Die Klub wird am Samstag egal mit welchem Artikel einfach weggeputzt. Auf geht’s Löwen, machts wie Madrid, ein 1:0 reicht doch schon. Und in guter alter Tradition möchte ich euch auch am Ende dieser Kolumne um ein kleines aufmunterndes Liedchen für Tobis Löwenmeute bitten. Wie immer alle zusammen so schaurig, schön und laut, dass ganz Nordhessen uns hören kann: „Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!“
Veröffentlicht: 25.02.2021