Warten auf Regine

FLUTOPFER THOMALE
Die Szenerie wirkt friedlich. Hans Ulrich Thomale sitzt in seinem gemütlichen Rattansessel, blättert in einer Fußballzeitschrift. Noch vor einer Woche lag der ehemalige Trainer des KSV Hessen Kassel in einer Kölner Klinik.
Dass seine Frau Regine noch immer verletzt im Krankenhaus liegt, dass beide das Tsunami-Unglück am 26. Dezember in Thailand nur knapp lebend überstanden haben - man mag es kaum glauben.

Seit elf Tagen ist Thomale wieder zu Hause. Am Sonntag durfte ihn seine Frau besuchen. Für einen Tag nur, dann musste sie wieder in die Wildunger Klinik, wo sie sich Reha-Maßnahmen unterziehen muss. "Das kann noch eine ganze Weile dauern, bis sie wieder gesund ist", sagt Thomale bedauernd.

Sein Körper ist noch immer von Blutergüssen und Wunden übersät. Sein Schienbein ist dort, wo ihm ganze Fleischbrocken herausgerissen wurden, von transplantierter Haut aus seinem Oberschenkel bedeckt. Auch die Achillesferse wurde beschädigt. "Ein Stückchen tiefer, und ich hätte nicht mehr gehen können", sagt Thomale. Dass für sein von tiefen Wunden übersätes rechtes Bein auch eine Amputation im Bereich des Möglichen lag - abgehakt, Optimismus ist angesagt.

Hans Ulrich Thomale ist ein Pragmatiker, einer, der in seinem Sport immer leistungsorientiert war. Doch wenn er über das spricht, was ihm und seiner Frau Regine am zweiten Weihnachtsfeiertag widerfahren ist, dann zeigt sich die andere, die weiche Seite des Hans Ulrich Thomale. "Natürlich hatte ich auch Schmerzen", sagt er, "aber wenn ich sehe, was meine Frau durchlitten und weggesteckt hat - dafür bewundere ich sie."

Die Welle hatte beide am Strand des Touristenzentrums Khao Lak erwischt. Während er unter Wasser um sein Leben kämpfte und schließlich am Straßenrand von vier unbekannten Helfern auf einen Lkw in Richtung Krankenhaus geladen wurde, spülte das Wasser Regine Thomale in einen Pool. Bei dem Aufprall brach sie sich mehrere Rippen und die Hüfte, in die Lunge drang Wasser ein.

Einen Tag galt sie als vermisst, landete schließlich im gleichen Krankenhaus wie ihr Mann. Über die Zwischenstation Bangkok gelangten beide in eine Kölner Klinik.

Mithilfe seiner Schwester Ursula kriegt Hans Ulrich Thomale seinen Alltag wieder in den Griff. "Ich kann einigermaßen laufen, aber nicht lange stehen. In drei, vier Wochen will ich wieder joggen können."

Da ist er wieder, der Thomale’sche Optimismus.


<i>Von Ralph-Michael Krum, 23.02.05

HNA-Lokalredaktion

Foto: HNA</i>

Veröffentlicht: 24.02.2005

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024