Löwen ließen sich "am Schönbusch" Schneid abkaufen

Vikt. Aschaffenburg - KSV Hessen 3:1 (1:0)
Nach zwei passablen Spielen und Siegen in Folge wurde der "Löwen-Express" in Aschaffenburg im Stadion "Am Schönbusch" bei seinem Aufwärtstrend mit der 1:3 (Halbzeit 0:1)-Niederlage jäh gebremst. Die jungen "Wilden" aus Bayern kauften den Löwen schlichtweg den Schneid ab. Nach Vorarbeit der eingewechselten Francis Bugri und Pascal Groß (Foto) traf Thorsten Bauer in der Schlußphase mit seinem siebten Saisontor zum zwischenzeitlichen 1:2-Anschlußtreffer.
Moment mal, was war denn da los?
Die treuen, gewohnt lautstarken KSV-Fans dürften im Stadion "Am Schönbusch" ihren Augen nicht getraut haben: Nicht die Gast-Mannschaft wirkte wie wahre Löwen, sondern die Gastgeber! Bissig und hungrig ging das junge Team von SV-Trainer Nenad Salov zu Werke.
Und die - eigentlichen - Löwen aus Kassel?

Es entstand der Eindruck, dass sich die Hamann-Mannen auf den letzten beiden Erfolgen ausruhen!
"Wir müssen uns alles neu und hart erarbeiten und jedes Spiel wieder bei Null beginnen", kritisierte nach Spielschluss Defensiv-Akteur Christoph Keim, der sich zwar eigens bei der Defensivarbeit Kritik gefallen zu lassen hat, doch zumindest in der Offensive - wie seit Wochen -engagiert, wenn auch glücklos, wirkte.
Ernüchternd aus der Kabine entschwunden und an einer Kaffe-Tasse nippend, wurde KSV-Keeper Olli Adler - bekannt für seine ungeschminkten Worte - hernach noch deutlicher: "In den letzten zwei Wochen wurde wieder so viel schön geredet und jetzt wird sogar, obwohl beim zweiten Gegentor eine Abseitsstellung vorlag, nach Alibis wie Schiedsrichter- Entscheidungen oder so was gesucht. Dabei war das nichts heute!"
Selbst Trainer Matthias Hamann rank nach Selbstbeherrschung und befand bei der anschließenden Pressekonferenz, wenn auch aus der ersten Erregung heraus: "Meine Mannschaft hat heute ihr schwächstes Auswärtsspiel in dieser Saison abgeliefert. Selbst die erfahreneren Spieler konnten diesmal den panikartigen Zustand nicht verhindern. Ich bin masslos enttäuscht. Es ging der Mannschaft nach den beiden Spielen zuvor, in denen wir stabil gestanden haben, wohl zu gut."

Gut, oder besser vielversprechend, verlief aus KSV-Sicht der Auftakt. Löwen-Coach Matthias Hamann schickte die Start-Elf vom 3:0-Erfolg aus der Vorwoche gegen Wörsdorf ins Geschehen und "the-never-change-a-winning-team" sich an, schnell das 1:0 vorzulegen. KSV-Integrationsakteur Mirko Dickhaut hatte blitzsauber Thorsten Bauer in Szene gesetzt, der wiederum über halbrechts im Strafraum gefühlvoll quer legte, doch Julio Cesar da Rosa köpfte aus wenigen Metern freistehend drüber (2.). Was wohl wenige Zuschauer (und Spieler) für möglich hielten, es sollte die einzige hochkarätige(!) KSV-Torchance der gesamten Spielzeit bleiben.

Nach 17 Spielminuten wurde es für die zuletzt zurecht gelobte KSV-Hintermannschaft erstmals brenzlig, doch der aufmerksame Adler bereinigte mit Auge und Abwehr einen Tag nach seinem 38. Wiegenfest gegen Grod eine Unzulänglichkeit seiner Vorderleute.
Wenig später vertändelte der einmal mehr mit großem Aufwand aufwartende Thorsten Bauer ein feines Freistoß-Zuspiel von Marc Arnold aus aussichtsreicher Position gegen die vielbeinige Victoria-Abwehr (21.).
Trotz dieser verbuchten Aktionen, war es eher eine torhöhepunktarme Partie, was SV-Trainer Salov später sogar zum herben Fazit trieb: "In der ersten Halbzeit war es ein Spiel und Fussball zum Einschlafen. Mit dem Tor zum 1:0 haben wir uns aus dem Schlaf geschossen."
Den "Weckdienst" übernahm Grod, zum Groll für den KSV Hessen, der somit nach fast 300 Spielminuten ohne Gegentor mal wieder den Ball im eigenen Netz vorfand. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld hatte sich Horr über - aus Aschaffenburger Sicht - die linke Seite durchgesetzt, auf Höhe des Fünfmeter-Raumes präziße quer gepasst, ehe Grod aus kurzer Distanz entschlossen vollendete (32.).

Doch das Gegentor war kein "Wachrüttler" für die Löwen, so dass bis zur Pause nichts Gravierendes mehr passierte. Außer, dass Julio Cesar da Rosa elfmeterverdächtig zu Fall kam, doch der gut und konsequent leitende Schiedsrichter Marcus Rolbetzki pfiff nicht.

Das tat der Fuldaer eine Viertelstunde später zur zweiten Halbzeit, zu der KSV-Trainer Hamann mit dem wiedergenesenen Francis Bugri (für Youngster Martin Wagner) und Daniel Beyer (für Defensiv-Akteur Goce Malinov) zwei neue Offensivkräfte brachte und zum Angriff blies.
Der gewohnt spielstarke Bugri übernahm zwar sogleich die Verantwortung und oft den Ball, doch die Verletzungspause war dem Impulsgeber anzumerken. Symptomatisch für diesen verkorksten KSV-Samstag paßte ins Bild, dass Christoph Keim bei einem Freistoß-Torschuß aus 18 Metern (zentrale und gute Position) wegrutschte und sich SV-Keeper Miletic wie bei einer Rückgabe vorkommen durfte (48.).
Mehr gefordert war stattdessen auf der Gegenseite im Gegenzug Oliver Adler, der gegen Grod sein ganzes Können aufzubieten hatte (50.).
Während sich die Löwen zwar unverdrossen, doch wenig effektiv und konstruktiv, aufbäumten und durchaus drauf und dran waren sich in des Gegners Hälfte festzusetzen, folgte an diesem sonnigen Oktobertag die "(eis-)kalte Dusche".
Wieder passte Aschaffenburgs "Einfädler vom Dienst" Horr - diesmal auf Höhe vor dem Strafraum - quer und Mittelfeldspieler Sorin Csipkar traf per Direktabnahme "humorlos" aus 18 Metern, wboei Oliver Adler später beteuerte, dass er beim Torschuß von einem (vor ihm im Abseits stehenden) Aschaffenburger entscheitend irritiert worden sei (58.).

Sei´s drum! Die hungrige SV-Elf hatte sich inzwischen dank der laut Trainer Salov "kämpferischen Vorteile und disziplinierten Spielweise" den Vorsprung verdient.
Auch weil die Viktoria jene Leidenschaft und Durchschlagskraft (wenig Torchancen = optimale Ausbeute) zeigte, die der KSV Hessen an diesem Tag vermissen liess.
Man darf sicher auch mal Fehler machen! Doch die Betonung liegt auf MACHEN! Was machen...! Die Löwen machten und schafften in Aschaffenburg einfach zu wenig!
Selbst als der SV nach der "Ampel-Karte" für Fiordellisi ab der 68. Minute dezimiert war.

Zumindest brachte der für Spielgestalter Marc Arnold, der diesmal ebenso wie viele seiner Mitspieler hinter den Erwartungen (und Möglichkeiten) zurück blieb, eingewechselte Pascal Groß in seiner Einsatzzeit etwas Belebung ins KSV-Spiel und forderte oft den Ball. Der jüngste Akteur im aktuellen KSV-Kader machte denn auch seinem Nachnamen alle Ehre und bediente Francis Bugri, der wiederum im gegnerischen Strafraum uneigennützig Thorsten Bauer auflegte. Dessen satter Flachschuß ins Toreck (83.) weckte wenigstens noch mal Hoffnung.

Mittlerweile hatte sich Thorsten Schönewolf längst von seinen Abwehr-Aufgaben verabschiedet und gesellte sich zu seinem Arbeitskollegen Thorsten Bauer ins Sturmzentrum. Doch statt den Kapitän der Löwen mit hohen Bällen "zu füttern", agierte der KSV mit erfolglosen, wenig durchdachten, Kurzpaß-Versuchen durch die Mitte.
Dennoch hatte der dienstälteste KSVer die Ausgleichs-Chance auf dem Fuß, als der diesmal wenig wirkungsvolle Julio Cesar da Rosa von rechts nach innen passte, doch Thorsten Schönewolf den Ball nicht richtig traf (87.).

Getroffen hatte vom Elfmeterpunkt per Strafstoss schließlich in der Nachspielzeit Höfler zum 3:1-Endstand, nachdem der SV-Stürmer zuvor gegen Eren Cihan, der für diese Aktion die "gelb-rote Karte" erhielt, zu Fall gekommen war.
Einen Rückfall (nicht nur in der Tabelle) erlebte der KSV Hessen mit der gezeigten Leistung, wobei am Ende dieses Spiel-Protokolls ein literarischer Exkurs in die Tier-Welt gestattet sei:
Löwen sind dann am bissigsten, wenn sie hungrig sind!

Kleiner Denk-Anstoss, zur aktiven Umsetzung gereicht ab dem nächsten Spiel-Anstoss (im bevorstehenden Heimspiel gegen Tabellennachbar Buchonia Flieden, dessen Trainer Jörg Meinhardt als aufmerksamer Augenzeuge in Aschaffenburg sich sicher auch so seine Gedanken über die Löwen gemacht haben wird...).
<i>
Herbert Pumann</i>

<b>SV Viktoria 01 Aschaffenburg:</b> Miletic - Goik, Oymak, Nadaroglu, Brüdigam - Fiordellisi, Schröer (80. Althaus), Csipkar, Horr - Grod (80. Ispir), Höfler. Trainer: Nenad Salov.
<b>
KSV Hessen Kassel: </b>Adler - Dellova, Cihan, Schönewolf, Keim - Malinov (46. Beyer), Dickhaut, Arnold (67. Groß), Wagner (46. Bugri) - Cesar da Rosa, Bauer. Trainer: Matthias Hamann.

<b>Schiedsrichter: </b>Rolbetzki (Fulda) - <b>Zuschauer:</b> 800.

<b>Tore:</b> 1:0 Grod (32.), 2:0 Csipkar (58.), 2:1 Bauer (83.), 3:1 Höfler (Foulelfmeter, 90.+3)

<b>Gelb-Rote Karte:</b> Fiordellisi (68.), Cihan (90.+3)




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Aufstellung

Veröffentlicht: 15.10.2005

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024