"Schott Mainz plant 350 Millionen Investition!"
Die KSV-Kolumne von Christof Dörr
Nun gut, der ein oder andere Modekritiker wird sich über die Kombination mit den schwarzen Handschuhen gewundert haben. Zur Beruhigung sei gesagt: Man kann guten Gewissens davon ausgehen, dass Mahirs Stoff, Haut, Stoff Taktik so schnell nicht mehr zum Einsatz kommt – dafür war das Endergebnis dann doch zu ernüchternd.
Apropos modische Highlight bei Fußballspielern: Bundesweit für Schlagzeilen hat 2010 das Unterhosen-Gate von Arjen Robben gesorgt. Erinnert ihr euch? Es war grau, es war lang und es hat unter der roten FC Bayern-Hose des Niederländers rausgeschaut. Sogar die sonst so züchtige Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete damals entrüstet unter der Überschrift; „Zieht dem Robben die Unterhosen aus!“
Weiter hieß es in der Qualitäts-Gazette dazu: „Arjen Robbens unmodischem Ausflug ins Reich der langen Unterhosen droht ein jähes Endes: Nach drei Spielen des Niederländers in wolligem grau unter bayrischem rot will sich der Deutsche Fußball-Bund Robbens langer Unterhose annehmen - und sie ihm womöglich ausziehen.“
UiUiUi! Klingt bedrohlich, klingt nach SKANDAL! Heute würden Querdenker darin sofort eine glasklare Einschränkung der modischen Selbstbestimmung sehen und vor den Reichstag ziehen! Aber: Der DFB hatte eine gültige Rechtsgrundlage für den Schlüpfer-Diebstahl, denn mit seinen langen grauen Unterhosen verstieß der Niederländer gegen Artikel 4 der DFB-Fußball-Regeln. Darin heißt es unter dem Punkt "Grundausrüstung": " Werden Unterziehhosen getragen, muss ihre Farbe mit der Hauptfarbe der Hosen übereinstimmen."
Die Bayern-Bosse haben damals direkt nach Bekanntwerden des grauen Sündenfalls ihren Ausrüster kontaktiert und darum gebeten, schnell lange Unterhosen in passendem Rot zu liefern. Bei Adidas soll daraufhin die Assistentin des Chefs gesichtet worden sein, wie sie im Sauseschritt zur nächsten Drogerie gerannt und wenige Minuten später mit einer Packung roter Stofffarbe zurück in die Konzernzentrale geeilt ist.
Arjen Robben soll sich bei der ganzen Diskussion übrigens nur ungläubig den Kopf gekratzt haben. Im Münchner Merkur sagte er: „Das hat überhaupt nichts mit Mode zu tun. Wenn ich ehrlich bin: Meine eigene Frau findet es auch nicht so schön. Aber wenn bald kleine Jungs so auf dem Fußballplatz rumlaufen, wäre das lustig. Ich hätte damit jedenfalls kein Problem.“
Zum Abschluss dieses Themas will ich allen Fußballmodisch interessierten hier noch einen Tipp geben: Es lohnt sich definitiv mal „Colorado Caribous“ zu googeln. Nicht nur, weil Karibu, so heißen Rentiere in Nordamerika, ein irgendwie seltsamer Name für eine Fußballmannschaft ist. Nein, vor allem, weil deren Trikot aus der Spielzeit 1978 seit Jahren immer Unangefochtener Sieger aller Rankings ist, bei denen es um die „hässlichsten Trikots aller Zeiten“ geht. Ich sage nur: Die Village People lassen grüßen. Einfach selber suchen, sehen und staunen.
Einen ähnlich großen Schrecken wie bei der Betrachtung des Caribou-Trikots habe ich vor ein paar Tagen bekommen, als ich die folgende Schlagzeile gelesen habe: „Schott Mainz plant 350 Millionen Investition während der Pandemie!“ Ich habe schon Messi in Rheinland-Pfalz kicken sehen und die Daumen gedrückt, dass er gegen den KSV noch nicht spielberechtigt ist. 350 Millionen? WAHNSINN! Das ist mehr, als die Top 5 Teams der ersten Bundesliga in dieser Saison bislang zusammen ausgegeben haben.
Ich habe natürlich sofort an Hopps Hoffenheim oder RB Leipzig- Mateschitz gedacht. Aber beim weiteren Lesen des Artikels hat sich schnell herausgestellt, dass mit Schott Mainz nicht der örtliche Regionalligist gemeint ist, sondern der internationale Spezialglaskonzern SCHOTT mit Sitz in Mainz. Seines Zeichens Hauptsponsor und Namensgeber des TSV. Jahresumsatz 2020: 2,24 Milliarden Euro. Da könnte man den örtlichen Kickern auch ruhig mal einen schick verpackten Messi zum Geburtstag schenken. Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl: In zwei Jahren feiert Schott Mainz seinen 70. und wenn man der Fachpresse Glauben schenken darf, ist Barcelona aktuell ziemlich blank auf dem Bankkonto.
Leider fällt das Spiel gegen die Mainzer Milliardäre am Samstag ja aus, trotzdem können wir Fans Tobis Löwenmeute auch in dieser Woche ein aufmunterndes Liedchen entgegenschmettern. Bitte wie immer alle zusammen so schaurig, schön und laut, dass ganz Nordhessen uns hören kann: „Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!“
Veröffentlicht: 11.02.2021