"Du schimmlige Stracke!"

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr

„Kassel gewinnt gegen Frankfurt!“ - Es gibt wohl nicht viele Schlagzeilen, die wir Nordhessen lieber lesen. Stellvertretend für meinen ziemlich unkontrollierten Emotionsausbruch nach dem Sieg am Samstag, schreibe ich hier mal ein: „WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOHOOOOOOOOOOOOOOOOO!“ So, damit will ich es auch genug sein lassen mit der Eskalation, denn ein Sieg gegen Frankfurt ist zwar Balsam für die Seele, macht aber noch keinen Klassenerhalt! Und ich kenne ja meinen KSV, da wachsen die träume leider oft zu schnell in den Himmel. Jetzt gilt es Walldorf zu rasieren – das wäre ganz wichtig, denn drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf sind ja bekanntlich eigentlich sechs Punkte, nämlich drei weniger für den Gegner und drei mehr für uns.

Das Gute: Walldorf muss am Samstag auf Robert Lewandowski verzichten. Der hat sich ausgerechnet im Qualifikationsspiel seiner Polen gegen den Fußball-Riesen Andorra eine Bänderverletzung im Knie zugezogen und ….. oh Mist! Sorry! Falsche Kolumne. Vergesst es einfach. 

Zurück in die Regionalliga: Eine Schlagzeile hat mich heute sehr nachdenklich gemacht und ich möchte sie zum Anlass nehmen, alle Fußballer auf der Welt noch mal eindringlich an Fair Play zu erinnern. Und das bedeutet nicht nur absolutes Blutgrätschen-Verbot, nein, das fängt schon bei der richtigen Wortwahl an. Vorsicht, Jungs: Auf dem Platz bitte nicht schimpfen, wie die Rohrspatzen, sonst geht es euch vielleicht wie der italienischen Torwartlegende Gianluigi Buffon. Der ist nämlich gerade vom Sportgericht des italienischen Fußballverbandes für ein Spiel gesperrt worden wegen – Achtung, festhalten – Gotteslästerung. Ja, das geht im streng katholischen Italien tatsächlich.

Die blasphemische Äußerung ist dem 43-Jährigen beim 4:0-Auswärtssieg seines Vereins Juventus Turin gegen Parma Calcio am 19. Dezember 2020 über die Lippen gekommen. Was genau er gesagt hat, ist mir leider nicht bekannt, aber ich frage mich die ganze Zeit, was man bei uns in Nordhessen wohl sagen müsste, um ebenfalls eine Strafe wegen Gotteslästerung zu bekommen?

Reicht es schon, wenn man den Gegner als „armselige Ahle Wurscht!“ bezeichnet? Oder als „schimmlige Stracke“? Schließlich sind uns diese Wurstspezialitäten definitiv heilig. Oder muss man etwa so weit gehen und den Namen unseres Halbgottes Herkules in schändlicher Form nutzen? Wenn ein Spieler von Astoria Walldorf zum Beispiel sagen würde: „Euer Herkules hätte gegen unseren Walldorfsalat sowieso keine Chance!“ Boah! Das wäre schon ein dickes Ding, dessen Boshaftigkeit mit einer einfachen roten Karte definitiv nicht gesühnt wäre. Da sehe ich schon mindestens einen Monat Fußball-Verbot auf den Übertäter zukommen.

Nun gut, ehrlich gesagt spielt das Thema Gotteslästerung bei uns in Deutschland eigentlich ja gar keine Rolle. Aber in Italien geht das Sportgericht tatsächlich seit Jahren gegen blasphemische Äußerungen von Spielern und Trainern auf dem Feld vor. Ich frage mich, ob es schon reicht, wenn die Spieler auf dem Weg ins Stadion auf ihren Walkman Depeche Modes „Blasphemous Rumours“ hören:

I don't want to start any blasphemous rumors
But I think that God's got a sick sense of humor
And when I die I expect to find him laughing!

Lachen wird er ziemlich sicher auch, wenn er von Gianluigi Buffons Geschichte erfährt! Aber Achtung: Bei Attacken auf unseren Herkules oder die Ahle Wurscht hört ganz sicher auch für ihn der Spaß auf! Also liebe glorreiche Frankfurt-Besieger, seit schön vorsichtig am Samstag, immer ganz genau abwägen, was ihr sagt Und in guter alter Tradition möchte ich euch auch am Ende dieser Kolumne um ein kleines aufmunterndes Liedchen für Tobis Löwenrudel bitten. Wie immer alle zusammen so schaurig, schön und laut, dass ganz Nordhessen uns hören kann: „Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!“

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr
Die KSV-Kolumne von Christof Dörr

Veröffentlicht: 01.04.2021

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 06.10.2024