Selbstkritische Löwen nach 3:2 in Frankfurt - Punktsieg für Tobi Nebe

GLÜCK WIEDER ARG STRAPAZIERT
Nein, das war kein Ruhmesblatt und schon gar kein Meisterstück. Der 3:2-Erfolg des KSV Hessen im Oberliga-Nachholspiel beim FSV Frankfurt war im Endeffekt pures Glücksspiel mit dem Rücken zur Wand.
Ein Happyend durch einen Kasseler Energieschub in den letzten zehn Spielminuten, auf den man in den zurückliegenden 80 Minuten vergebens gewartet hatte. Ende gut, alles gut? Von wegen. Es gab zu viele kritische Momente.

"Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bis sich meine Mannschaft so präsentiert, wie ich mir das vorstelle", erklärte KSV-Trainer Uli Thomale. Noch deutlicher fiel die Kritik von Thorsten Schönewolf aus. "Das war ein absolut schwaches Spiel von uns. Kein Mannschaftsteil hat überzeugt. Wir waren einfach nicht bei der Sache", ging der Mannschaftskapitän mit sich selbst und seinen Kameraden hart ins Gericht.

Zu Recht. Was die Löwen am Bornheimer Hang boten, war - von ihrem nie versiegenden Kampfesmut abgesehen - alles andere als meisterwürdig. Zu konfus und pomadig im Spielaufbau, zu ungenau im Abspiel, zu offensiv und ungeordnet in der Deckung. Es lief so gut wie nichts zusammen im Spiel des Favoriten.

Ganz anders dagegen die Frankfurter. In den Zweikämpfen hart am Mann, schnell und variabel im Mittelfeld und gefährlich über die schnellen Konterspieler Giuliana, Salonen und Csintalan stürzten sie die KSV-Abwehr ein ums andere Mal in totale Konfusion. Die zweimalige Führung durch Orals Handelfmeter (25.) und Salonens Kopfball (57.) spiegelte die klare Überlegenheit des FSV bis weit in die zweite Halbzeit nur ungenügend wider.

Erst die taktischen Umstellungen von Trainer Thomale im Angriff führten schließlich doch noch zur nicht mehr erwarteten Wende. Die Hereinnahme von Matthias Rudolph und vor allem von Tobi Nebe sorgte für das belebende Element im Angriffsspiel. Der 22-jährige Nebe, klarer Punktsieger gegenüber dem diesmal wirkungslosen Rudi Istenic, zeigte endlich einmal bedingungslose Kampfbereitschaft. Selbst durch einen schmerzhaften Zusammenprall mit Kabaca ließ er sich nicht stoppen. Nebe krönte seine ansprechende Leistung mit dem Pfostenschuss, den Thorsten Bauer in der Nachspielzeit zum Siegtreffer ins FSV-Tor drückte.

"Ich bin zwar von Natur aus ein Berufsoptimist. Aber jetzt glaube ich langsam, dass wir unser Glück etwas überstrapazieren", bekannte der zweifache Torschütze nach dem Schlusspfiff. Glück, das den Nordhessen auch schon beim 4:3 in Darmstadt zur Seite gestanden hatte. Nur damals war der Sieg verdient, hatte die Thomale-Elf auch spielerisch überzeugen können. Das war jetzt in Bornheim ganz anders.

<i>(Rolf Wiesemann/HNA-Sportredaktion, 14.04.2004)</i>

Veröffentlicht: 14.04.2004

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