Cesar muss spielen!
Extra Tip
An ihm scheiden sich die Geister: Julio Cesar, der Brasilianer im
Löwen-Kader. Bei den Fans ist er der Liebling, vehement fordern sie den
27-Jährigen, wenn’s mal nicht läuft und der wieder auf der Bank sitzt.
Dort hatte Cesar in dieser Saison seinen Stammplatz. Lediglich zweimal
durfte der kleine Wirbelwind von Anfang an ran.
Von KARSTEN KNÖDL
Fußball. Das hatte mehrere Gründe. Zum Einen war Cesar verspätet aus
dem Sommerurlaub gekommen (nach Schwierigkeiten bei der Ausreise aus
Brasilien). Und deshalb zu Saisonbeginn nach Ansicht von Trainer Hamann
noch nicht fit genug. Zum Anderen hatte Matthias Hamann den Stürmer vor
dem Ingolstadt-Spiel (0:5) gar aus dem Kader gestrichen. Er vermisse
den „rechten Biss“ bei seiner Nummer neun, so Hamann. Auch gegen Aalen
(0:0), in Karlsruhe (1:0) und in Saarbrücken (2:2) war Cesar nicht
dabei. Als beim Spiel gegen Siegen das Publikum Cesar laut forderte und
Hamann ihn dann einwechselte sagte der Trainer nach der Partie: „Julio
hat in der Vergangenheit hier sicherlich Großartiges geleistet, aber
die Regionalliga ist eine andere Kategorie. Einige Zuschauer
überschätzen ihn.“
Der EXTRA TIP hat jetzt die KSV-Spiele analysiert und herausgekommen
ist Überraschendes: Wenn Julio Cesar spielt, sind die Löwen um ein
vielfaches erfolgreicher. Und da ist es egal, dass der kleine
Brasilianer erst ein Tor selbst erzielte. Cesar hat erst zwei Gegentore
auf dem Platz miterlebt, dafür war er bei acht KSV-Treffern auf dem
Platz (siehe Grafik).
Trotzdem will Hamann an seiner Taktik festhalten, auswärts und gegen
starke Gegner nur mit einer Spitze zu spielen – und das ist Bauer. So
wahrscheinlich auch am heutigen Mittwoch-Abend bei den Stuttgarter
Kickers. Hoffnungen auf einen Einsatz kann sich Cesar dagegen für
Samstag machen. Zum Hessenderby tritt Spitzenreiter Wehen an im
Auestadion (14.30).
Zahlen und Fakten zu Julio Cesar
Die Löwen standen in dieser Saison 1260 Minuten auf dem Platz, Julio
Cesar davon nur 353. Im Schnitt trafen die Löwen alle 74,1 Minuten ins
gegnerische Tor, wenn Cesar dabei war alle 44,1 Minuten. Noch
deutlicher ist die Defensiv-Statistik. Alle 66,3 Minuten musste
Löwen-Keeper Olli Adler im Saisondurchschnitt hinter sich greifen. Wenn
Julio Cesar mitspielte trafen die Gegner nur alle 176,5 Minuten. Als
Julio Cesar auf dem Platz stand (353 Minuten), wurden acht der 17
Löwen-Tore geschossen. Für die restlichen neun Tore benötigte die
Mannschaft (ohne Cesar) fast das dreifache – 907 Minuten. Und: ganze
zwei Gegentore sind gefallen, wenn der Brasilianer spielte.
Veröffentlicht: 08.11.2006