Als Kapitulski die KSV-Fans erzürnte
HISTORIE
links: Dell (FKP), Jendrosch, Kapitulski (FKP), Torwart Jann (FKP) und Hans Alt.
Als Favorit war der KSV Hessen damals am dritten Spieltag der Aufstiegsgrunde in die Partie gegangen. "Wir waren gut drauf", erinnert sich der damals 26-jährige Torhüter. "Hatten vielleicht die beste Mannschaft, die jemals für Kassel auf dem Platz stand."
Eine 1:2-Niederlage gegen Hannover 96 hatte man sich am ersten Spieltag eingefangen, dem ein 2:1-Sieg beim Top-Favoriten Alemannia Aachen folgte. Der Südwestmeister FK Pirmasens spielte bei den Experten keine allzu große Rolle. "Wir waren davon überzeugt, das Spiel zu gewinnen", sagt Loweg, der heute in der Nähe Gießens lebt.
Konter der Gäste
Und die Löwen machten denn auch vor 24 000 Zuschauern zunächst mächtig Dampf. Der KSV belagerte den Kasten der Gäste, die Stürmer schossen aus allen Rohren. Loweg: "Nach einer halben Stunde hatten wir schon zehn Ecken getreten, hätten auf Grund der Chancen mindestens 2:0 führen müssen." Doch nicht der KSV lag zu dieser Zeit in Front, sondern die Gäste mit ihrem Trainer Adi Preißler. Deren erster Konter saß (16.). Loweg kennt sogar noch den Namen des Schützen: "Dausmann schloss unhaltbar ab." Neue Hoffnung schöpften die Löwen, als Peter Jendrosch quasi im Gegenzug für den Ausgleich sorgte. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Brill (29.), Kapitulski (42. Foulelfmeter) und erneut Dausmann (69.) sorgten für das 1:4 aus Kasseler Sicht. Loweg traf es noch schlimmer: Der Keeper erlitt eine Oberschenkelzerrung, musste in der 75. Minute vom Platz. Für ihn rückte Horst Assmy ins Tor. Ein Feldspieler, da Einwechslungen damals noch nicht erlaubt waren. Der KSV beendete die Begegnung also nur noch mit zehn Mann. Balljunge in diesem Spiel war übrigens das spätere nordhessische Fußball-Idol Holger Brück. Sechs Tage später dann ging’s zum Rückspiel nach Pirmasens. Ohne den immer noch angeschlagenen Loweg. Im Kasten stand Karl-Willi Nolte. Vor ausverkauftem Haus drehten die Löwen den Spieß um. Horst Assmy (3) und Johnny Kuster sorgten mit ihren Treffern für einen 4:2-Sieg. Jendrosch setzte noch einen drauf, indem er nach dem Treffer zum 4:2-Endstand den Ball schnappte und sich draufsetzte. Diesmal waren es die Kasseler, die lachten.
Geholfen hat es letztlich nichts. Denn nicht der KSV, sondern Hannover 96 stieg auf. Entscheidend war ihr 3:1-Erfolg im letzten Aufstiegsspiel vor über 70 000 Zuschauern zu Hause gegen die Löwen.
Am Samstag treffen im Auestadion im Spiel der Regionalliga Süd beide Teams wieder aufeinander (Anpfiff: 14.30 Uhr). Es ist die erste Begegnung beider Mannschaften seit damals. Nach der Aufstiegsrunde 1964 kickten die Pirmasenser zunächst in der damaligen zweitklassigen Regionalliga Südwest weiter. Mitte der 70er-Jahre stieg der Klub in die damals zweigleisige 2. Bundesliga auf. Zu einem Zeitpunkt, als die Löwen nur drittklassig waren. Zu den Gegnern des FKP zählte damals übrigens auch der KSV Baunatal. Vier Partien gab es, dreimal siegte Baunatal, ein Spiel endete unentschieden.
<i>Von Ulrich Brehme
HNA-Sportredaktion
Donnerstag, 02. November 2006</i>
Veröffentlicht: 02.11.2006