Eine ganze Region fiebert mit
Einen Tag vor dem Finale
Damit sind die Fußballer des KSV und ihr Verein nicht alleine. Die ganze Region fiebert dem Spiel entgegen. Mit Bussen und sogar einem Sonderzug werden sich Tausende am Vatertag auf den Weg nach Frankfurt machen. Schließlich geht es nicht nur um den Aufstieg in die Regionalliga, wie Steffen K., Mitglied eines Kasseler Breitensportvereins, der als Lehrer in Frankfurt wohnt und arbeitet, zu berichten weiß: „Es gibt diese natürlich polemische Version, die weitläufig in der Provinz in Nordhessen vertreten wird, laut der das Duell Nord gegen Süd auch der Kampf von Arm gegen Reich ist.“
Weder für den FSV Frankfurt noch für den KSV Hessen Kassel dürften derlei Aspekte von Bedeutung sein. Es geht schlicht und einfach darum, nach Jahren des Scheiterns endlich ans Ziel zu gelangen – wobei dieses nicht zuletzt sehr wohl auch ein wirtschaftliches ist, schließlich sollen in der Regionalliga die Voraussetzungen für den Sprung in den „echten“ Profifußball, sprich in die Zweite Bundesliga, geschaffen werden. Seit dem Oberliga-Aufstieg 2002 war der KSV zwei Mal Zweiter, nur in der vergangenen Spielzeit hatten sich alle Titelträume schon früh erledigt, am Ende stand der enttäuschende 13. Platz zu Buche. Zu wenig für einen Verein, der von viel mehr Anhängern begleitet und unterstützt wird, als alle anderen so genannten Amateurligisten in Hessen.
Mehr als 2000 Zuschauer sahen Hessen Kassel in den vier Oberligajahren im Schnitt bei Heimspielen, mehr als zu Regionalligazeiten den Vorgängerclub FC Hessen Kassel vor der Löschung aus dem Vereinsregister im November 1997 nach dem zweiten Konkurs. Der im Februar 1998 neugegründete KSV Hessen Kassel startete im Spätsommer des gleichen Jahres in der A-Klasse, hatte im Schnitt sensationelle 680 Zuschauer und stieg gleich vier Mal in Folge auf.
Nun gehen die „Löwen“ mit der Bürde ins entscheidende Spiel, gewinnen zu müssen. „Nur Unentschieden spielen zu müssen, ist natürlich ein Vorteil. Die Einstellung im Hinterkopf kann aber auch gefährlich sein. Wer wie wir gewinnen muss, der weiß, um was es in diesem Spiel geht“, sagt Thorsten Schönewolf. Andererseits ist sich der KSV-Spielführer sicher, dass auch beim Gegner jeder weiß, was auf dem Spiel steht: „Das ist etwas ganz Großes. Es ist unser Champions-League-Endspiel. Für solche Situationen treibt man doch Sport.“
Und dass will sich auch Steffen K. nicht entgehen lassen. „Als Nordhesse schlägt mein Herz für den KSV Hessen Kassel. Das ist doch klar“, sagt der Lehrer und ergänzt im Scherz, was manch einer während der 90 Minuten sicherlich ganz ernsthaft meinen wird: „Schließlich geht es gegen den bösen, reichen FSV Frankfurt.“
Von Roland Stipp
FNP, 25.05.06
Veröffentlicht: 24.05.2006