Eine Achse funktioniert nicht

KSV HESSEN - FSV FRANKFURT
Gründe, warum der KSV Hessen nicht mehr die Rolle des Vorjahres spielt.
Die vierte Niederlage im siebten Spiel war die bisher schmerzlichste: 0:3 gegen den FSV Frankfurt. Reihenweise Fehler in der Defensive, Einfallslosigkeit in der Offensive.

Der KSV Hessen Kassel steckt tief in der Krise. Die Mannschaft, die in der vergangenen Saison noch absolute Oberliga-Spitze darstellte, ist derzeit Mittelmaß. Einige Gründe für das Tief wurden am Samstag sehr deutlich. Die Mittelachse: Torhüter Zoran Zeljko, Abwehrchef Thorsten Schönewolf, Mittelfeldmann Slawomir Chalaskiewicz, Torjäger Thorsten Bauer - rund um diese Achse wollte Trainer Thomale die neue KSV-Elf aufbauen. Doch die Erfolgsgaranten lahmen.

Bauer erzielt seine Tore nicht mit der Selbstverständlichkeit des Vorjahres, leidet zudem unter mangelnder Unterstützung. Noch größere Probleme aber hat Chala. Der 41-Jährige ist völlig außer Tritt, gewinnt kaum Zweikämpfe, spielt sogar schlimme Fehlpässe. Auch Zeljko und der sonst so zuverlässige Schönewolf leisteten sich gegen den FSV böse Schnitzer.

Individuelle Fehler: Fast kein Spiel ohne entscheidende Patzer. Ob Keim in Flieden, Radler in Waldgirmes, Tews gegen Frankfurt - die KSV-Akteure haben anders als im Vorjahr eine ungeheuer hohe Fehlerquote. Wie die zu Stande kommt? "Durch die Misserfolge hat sich eine große Verunsicherung breit gemach", sagt Thorsten Schönewolf.

Und damit das nächste Thema, der Druck: "Offensichtlich können wir nur befreit spielen, wenn es um nichts mehr geht", stellt Thomale fest. So wie im letzten Jahr eben, als die Löwen scheinbar aussichtslos hinter Darmstadt zurücklagen und dann zur Aufholjagd ansetzten.

In diesem Jahr lautete die Zielsetzung Aufstieg. "Was anderes hätten wir nach zuletzt zwei zweiten Plätzen nicht verkaufen können", sagt Präsident Jens Rose. Doch die Spieler scheinen mit dem Druck nicht umgehen zu können. Und er wächst mit jeder Niederlage. Gegen den FSV wurde deutlich: Jeder schaut auf sich selbst. Es wird gekämpft, aber neben-, nicht miteinander. Weil dies auch für die Routiniers gilt, leiden die jungen Spieler unter mangelnder Führung. Neuzugänge: Bisher sind sie nicht die erhofften Verstärkungen. Latifiahvas und Schönefeld waren verletzt. Odensaß hat noch nicht die Entschlossenheit im Abschluss. Beyer zeigt gute Ansätze, ist aber zu unbeständig. Und Sven Teichmann hat seine Position im Gefüge bisher nicht richtig gefunden. Mit seinen vielen langen Bällen hat er den Aufbau des KSV-Spiels verändert und Chalaskiewicz mehr entlastet, als dem lieb ist.

Die Liga: Die Qualität der Oberliga hat zugenommen. Fuldas Auflösung und der Konkurrenzkampf in oberen Klassen spülten viele starke Spieler in die Viertklassigkeit. Samstag-Gegner FSV ist das beste Beispiel. Die Frankfurter haben bereits jetzt personell aufgerüstet - im Vorgriff auf die kommende Saison, in der die Bornheimer richtig angreifen wollen.

Die Liga ist so leistungsmäßig viel enger zusammengerückt. Kein Wunder, dass es für den KSV schwerer geworden ist. Angesichts der vielen Probleme stellt Jens Rose dann auch fest: "Wir sind derzeit Mittelmaß. Mehr nicht!"

<i>(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 13.09.2004)</i>

Veröffentlicht: 13.09.2004

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