2:2- Löwen trotzen und stürzen Tabellenführer
KSV Hessen - 1. FC Eschborn 2:2 (2:1)
Und Maß genommen hatte dabei auch Anicic, als sein zunächst harmlos erscheinender, flachgezogener Freistoß von halbrechts an Freund und Gegner vorbei plötzlich im "langen Eck" zappelte - 0:1, nachdem einige Zuschauer weder Platz genommen hatten, noch eingetroffen waren.
Was folgte war die Trotzreaktion der Löwen, bei denen Neu-Trainer Bernd Sturm auf eine Vorjahres-Formation vertraute, wobei Nima Latifiahvas (Torschütze zuletzt in Ziegenhain) auch verletzungsbedingt auf der Bank saß.
Gerade mal zwei Zeigerumdrehungen nach der Gästeführung nahm sich Julio Cesar da Rosa ein Herz und den Ball, drang ebenso unnachahmlich wie unaufhaltsam über rechts in den Eschborner Strafraum ein und passte überlegt quer, wo der mitgelaufende Matthias Rudolph freistehend das Leder gegen die Laufrichtung von Schlußmann Schmitt in die Maschen drosch - 1:1.
Fortan war den Gastgebern regelrecht anzumerken wie gut es ihnen tat, dass endlich mal ein Gegner auf Offensive setzte und sein Heil nicht in der Defensive suchte. Somit kam es nahezu zum offenen Schlagabtausch. Eben rettete Christoph Keim, der an diesem sonnigen Herbsttag eine Renaissance seiner Vorjahres-Form erlebte, noch geistesgegenwärtig kurz vor der Torlinie, nachdem auch der zuverlässige Zoran Zeljko den Ball schon etwas entschärft hatte (25.), im Gegenzug hatte eine Direktabnahme aus 18 Metern des diesmal ungemein "bissig" agierenden Chalaskiewicz nicht genügend Druck, um Keeper Schmitt Probleme zu bereiten (37.).
Im munteren Torchancen-Wechselspiel gings weiter. Zunächst verfehlte Michael Anicic im wahrsten Sinne um Haaresbreite per Kopf die Führung, die dann prompt im Gegenzug zugunsten des KSV Hessen fiel. Und zwar - Ironie des Schicksals - in einer Manier, die von Anicic her bekannt ist.
Für Chronisten sei die 41. Minute zu Protokoll gegeben und der Gala-Auftritt von Christoph Keim, der einen Freistoß zelebrierte und den Ball über die Mauer aus 18-Metern mit links vom Schützen aus ins rechte Eck schlenzte.
Wenn es wirklich einen Fußball-Gott geben sollte, so hat er dem Schwalmstädter den Treffer verdientermaßen beschert. Denn was blickte der perfekte Kopfball-Könner Keim bisher persönlich auf eine verkorkste Saison zurück, verriet zuletzt in Ziegenhain bei seinem Comeback nach vierwöchiger Sperre jedoch bereits aufsteigende Form. Für den 23jährigen bedeutete der Treffer ein sichtlicher Befreiungsschlag, was jedoch auch für seine Mitspieler gelten sollte!
Gegen den mit vielen Ex-Profis und zum Aufstieg verdammten Gast nach den letzen Wochen einen frühen Rückstand in eine Führung verwandelt zu haben, schien Kräfte frei zu setzen und auch der lautstarke Beifall von den Rängen beim Gang der Löwen in der Kabine wird sein übriges zum Selbstwertgefühl und -vertrauen beigetragen haben.
Trotzdem war nach Wieder- wie bereits zu Spielbeginn im KSV-Strafraum zunächst höchste Alarmstufe angesagt, als sich "Vorzeige-Löwe" Nico Radler gegen Timo Leifermann in dessen Schuß warf und zum Eckball klärte (47.).
Doch auch die Kasseler Antwort ließ nicht lange warten, als es per schulmäßigem Konter "Zack/Zack" über "C/C" = Chalaskiewicz/Cesar ging und der engagierte Tobias Nebe Schlußmann Schmitt prüfte.
Bitter, dass der KSV dann doch auf heimischem Terrain ausgekontert wurde. Nachdem zunächst ein Handspiel von "Ex-Eintracht-Urgestein" Uwe Bindewald im Eschborner Strafraum ebenso ungeahndet blieb wie später ein elfmeterreifes Foulspiel an Slawomir Chalaskiewicz(die HR-Fernsehbilder samt -Reportage sollten es später belegen!), nutzte einmal mehr Michael Anicic einen Querpaß von Abdel Hag und seinen Freiraum, um im "Eins zu Eins"-Duell mit Zoran Zeljko abgeklärt zum Ausgleich zu vollenden (64.).
Obwohl der dribbelstarke Anicic sieben Minuten vor Spielende in einem weiteren Duell mit dem KSV-Keeper in Zoran Zeljko seinen Meister fand (Glanzparade nach Linksschuß aus 14 Metern), war an diesem 12. Spieltag durchaus mehr drin für den KSV Hessen statt der erste Punktgewinn gegen Eschborn (vor zwei Jahren zwei Niederlagen), das bisher immerhin als "Nordhessen-Schreck" galt (jeweils 6:2-Siege in Schwalmstadt und Baunatal, dazu der - wenn auch mühsame - 3:0-Heimerfolg über den OSC Vellmar).
KSV-Kapitän Thorsten Schönewolf: "Es ist immer so, dass sich bei einem Neustart, der es heute für uns war, etwas bewegt. Nach dem Gegentor nach wenigen Sekunden dachte ich zunächst, ein früher Rückstand ist eher aufzuholen statt ein später. Wichtig war dann auch der schnelle Ausgleich."
KSV Hessen: Zeljko - Radler, Schönewolf, Keim - Tews (90. Beyer), Busch, Chalaskiewicz, Nebe (85. Teichmann), Rudolph - Cesar, Bauer (73. Odensaß). Trainer: Bernd Sturm.
1.FC Eschborn: Schmitt - U. Bindewald, Kaymak, Ciuca, D. Leifermann - Corochano, Dworschak, Anicic, Abdel Hag - T. Leifermann (85. Stenzel), Mehic. Trainer: Klaus Scheer.
Torschützen: 0:1 Anicic (2.), 1:1 Rudolph (4.), 2:1 Keim (41.), 2:2 Anicic (64.)
Zuschauer: 1800
Schiedsrichter Patrick Dallmann (SV Nieder-Weisel)
<i>09.10.2004
Herbert Pumann</i>
<b>Foto (Müller)</b>: Umstrittene Szene, wurde Chala elfmeterreif gefoult?
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Veröffentlicht: 09.10.2004