3:0 in Marburg - Befreiungsschlag für die Löwen

VfB Marburg - KSV Hessen 0:3 (0:2)
Engagiert, entschlossen, erfolgreich... gelang dem KSV Hessen mit einer couragierten Mannschaftsleistung durch Tore von Thorsten Bauer, Sebastian Busch und Nima Latifiahvas im "Perspektiv-Spiel" ein verdienter 3:0-Sieg beim heimstarken VfB Marburg (bis dato zuhause ohne Niederlage und darüberhinaus mit sechs Treffern die wenigsten Gegentore der Liga). Nach zuvor drei Niederlagen in Folge und teilweise harscher Kritik ein wahrer Befreiungsschlag für die Löwen.
Mit "Willkommen zum Spiel des Jahres" und dem verbalen Kräftevergleich "VfB kontra KSV = Bayer Leverkusen gegen Real Madrid" stimmte Marburgs-Stadionsprecher neben der Wertschätzung für die Löwen, bei eigener Marburger Underdog-Rolle die Zuschauer auf das Duell der Tabellennachbarn ein.
Bei so viel Ehrerbietung nahm der KSV Hessen die Favoriten-Bürde beherzt an und reichte nach dem klaren Bekenntnis zu Trainer Thomale vor wenigen Tagen auch das sportliche auf dem Rasen nach.
Den konnten Kapitän Thorsten Schönewolf und Co. allerdings erst mit Verzögerung betreten. Grund: Obwohl die Verantwortlichen des VfB Marburg zwar mit mehr Zuschauern statt der anwesenden 1200 kalkuliert hatten, erfreuten sich die Kassierer an den Kassenhäusern zum offiziellen Spielbeginn um 15 Uhr noch derartiger Resonanz, dass Schiedsrichter Muschek aus Roßbach bei Fulda die Partie erst mit siebenminütiger Verspätung anpfeifen mochte.

Nicht lange auf sich warten ließen die erfolgshungrigen Löwen, die von Beginn an (!)bissig, engagiert und mit hohem Aufwand samt Laufbereitschaft zu Werke gingen. Marburg - bis dato erst eine Saison-Niederlage (zuletzt 2:3 in Wörsdorf) und "ohne Drei" (Hauser, Rasiejewski und der Ex-KSVer Zanko, dem auf diesem Weg wegen seines pfeifferschen Drüsenfiebers beste Genesungwünsche gelten, fehlten) - sah sich trotz "offensiv ausgerichteter Marschroute" (Zitat Wolfgang Strümpfler, Sportlicher Leiter)im vereinseigenen (!) Stadion wider Erwarten frühzeitig in die Defensive gedrängt. KSV-Trainer Uli Thomale hatte auf dem kleinen Platz als probates Mittel "Diagonalpässe" gen gegnerischen Strafraum verordnet, was die "Schimmelreiter" desöfteren ins Straucheln, respektive in Verlegenheit brachte.

Hatten doch die Marburger Vereinsverantwortlichen die Partie und den Spieltag zum Motto "Tag der offenen Tür" deklariert, so setzte Torjäger Thorsten Bauer die "Einladung" in die Tat um und avancierte für die Löwen zu einer Art "Türöffner". Beherzt und unaufhaltsam drang der (noch) 26jährige (Geburtstag am 28.09.) in der zehnten Spielminute in den VfB-Strafraum ein und konnte gerade noch in höchster Not abgeblockt werden. Eine Aktion mit Signalwirkung! So verdeutlichte die darauffolgende, erste Gäste-Eckballhereingabe (von rechts) nicht nur die Standard-Qualitäten des Rekonvaleszenten Carsten Schönefeld (macht stetig Leistungs-Fortschritte, wenn der 22jährige auch nach 50 Minuten ausgepowert war), sondern in dieser Partie das erste KSV-Kapitel "Aktion Attacke". Julio Cesar scheiterte jedoch zunächst am zweiten Pfosten freistehend per Kopfbal an Schlussmann Steinbrenner, der mit seinen Reflexen im Vorjahr bei den beiden 1:1-Resultaten zwischen VfB kontra KSV die Löwen noch schier zur Verzweiflung gebracht hatte.
Diesmal nicht! Slawomir Chalaskiewicz ließ von links den nächsten Eckstoß folgen, Daniel Beyer zog aus elf Metern volley ab und Thorsten Bauer war geistesgegenwärtig aus wenigen Metern per Kopf zum 0:1 zur Stelle und nutzte des Gegners Abwehrkonfusion zu seinem fünften Saisontor.

Kam Bauer dabei noch bemerkenswert ungehindert zum Torferfolg, nahm es wenig später Sebastian Busch gleich mit der kompletten Marburger Hintermannschaft auf und ließ seinen Gala-Auftritt/-Antritt folgen, was - nebenbei bemerkt - den Wert für sein bis nächsten Freitag auf der Löwen-Homepage zu ersteigerndes Trikot noch erhöhen dürfte.
Der "kleine KSV-Kämpferkönig" marschierte in typischer Art durch des Gegners Hälfte und Abwehrreihe, sah sich schließlich allein vor VfB-Kapitän und -Keeper Steinbrenner, um kaltschnäuzig zu seinem ersten Saisontor und zum 0:2 (19.) zu vollenden.

Überhaupt der unermüdliche Sebastian Busch...!
In der eigenen Defensive stets "Spielverderber" bei Marburgs Offensivbemühungen (diesmal gar ohne gelbe Karte...!), in der Offensive Antreiber, wobei dem 22-jährigen Draufgänger zur weiteren Krönung nur der finale (Quer-)Pass und eine "Portion Übersicht" für den Nebenmann fehlten (siehe 64. Minute als "Buschi" die völlig freistehenden, einschussbereiten Bauer und Cesar übersah).

Neben Busch ragten aus einer geschlossenen Mannschaft besonders die zuletzt gescholtenen Leistungsträger und Routiniers heraus. So war der spielfreudige Slawomir Chalaskiewicz die Schaltzentrale im KSV-Spiel, übernahm Spielführer Thorsten Schönewolf jede Menge Verantwortung, ging weite bzw. viele Wege und war Zoran Zeljko zuverlässiger Rückhalt. So auch Mitte der ersten Halbzeit, als die Löwen gegen die "Schimmelreiter" plötzlich "die Zügel schleifen" liessen. Zwar hatten Bauer (scheiterte per rechtem Außenrist-Schuß an Steinbrenner, 25.) und Julio Cesar (dribbelte sich fest, 35.) günstige Torgelegenheiten, doch ließ der VfB bei seinen Kontern auf heimischem Terrain auf ein Mal "aufhorchen".

Angetrieben vom talentierten Roman Krawczyk (Sohn des in Nordhessen bekannten Fußballtrainers Jürgen Krawczyk, ehemals KSV Baunatal), zog Daniel Beck aus 16 Metern verdeckt ab, doch Zoran Zeljko machte sich lang, länger, am längsten...(34.). Wenig später bereinigte der 35jährige Kroate eine brenzlige Strafraumsituation gegen Denis Müller (38.) und rettete den 2:0-Pausenstand. Keine Frage, eine verdiente Führung. Eine Frage, warum Thorsten Bauer die gelbe Karte wegen Meckerns erhielt (45.)?

Eine "Frage der Ehre", dass der KSV auch in der zweiten Halbzeit couragiert weiter machte, allerdings mit mehr Mühe in der ersten Viertelstunde als manchem Löwen, ob am oder auf dem Spielfeld, lieb war.
Marburg machte mobil und der grippegeschwächte Trainer Peter Sichmann setzte auf Risiko, veränderte fast komplett die Abwehrformation, während sich beim KSV Hessen in dieser Phase des Spiels das Fehlen der gesperrten, bewährten, weil kopfballstarken, Abwehr-Akteure Nico Radler (ist am nächsten Samstag gegen Ober-Roden wieder spielberechtigt)und Christoph Keim (ist am 2. Oktober in Ziegenhain gegen Schwalmstadt wieder dabei) bemerkbar machte. So wirkten die Löwen besonders bei Eckball-Hereingaben und hohen Bällen zeitweise unsortiert. Folge: nach dem Nahdistanz-Schuß der freistehenden "Arbeitsbiene" Maus (48., knapp vorbei) nach excellenter Vorarbeit von Krawczyk und der Direktabnahme von Krawzyk, als "Chala" per Kopf auf der Torlinie klärte (59.), hieß es erst Mal tief durchatmen im zahlreich erschienen Gäste-Lager (500 treue, wahre - ! - Löwen-Fans waren vor Ort und der Vorstand mit Jens Rose an der Spitze reiste gar erstmals zum Teil im Mannschaftsbus mit).

Nach einer Spielstunde hatten sich die Gäste erholt und demonstrierten fortan gekonnte Konter. Zur tragischen Figur sollte dabei Julio Cesar da Rosa werden! Hochmotiviert war der 25-jährge permanenter Unruheherd in Marburgs Hälfte, wenn er auch gelegentlich "einen Haken zu viel" machte, statt den Torabschluß früher zu suchen. Doch was in Erzhausen schon - selbst bei gegnerischen Zuschauern (!) - Unverständnis hervorrief, wiederholte sich in Marburg. Wieder klar gefoult, blieb in der 66. Spielminute der Elfmeterpfiff aus. Die Frage des Autoren sei gestattet:
Wird der Torjäger von den Unparteiischen in der Liga etwa nicht ernst genommen? Getreu seinem südländischen Temperament machte der Brasilianer seinem Unmut "Luft", kassierte prompt die gelbe Karte, um nur fünf Minuten später mit der "Ampelkarte" des Feldes verwiesen zu werden, als er - zweifellos unbedacht - Torhüter Steinbrenner regelwidrig beim Abschlag störte.

Ungestört und unverdrossen verrichteten die Löwen jedoch ihr "Pensum" und sorgten - selbst dezimiert - in der 76. Minute für die Entscheidung mit einer Lehrbuch-Kombination.
Artur Tews schickte von der Mittellinie aus mit einem sehenswerten, öffnenden Pass über Rechtsaußen den eingewechselten Jörg Odensass "auf die Reise". Der 26-jährige flankte mustergültig auf den "zweiten Pfosten", wo der ebenfalls eingewechselte Nima Latifiahvas seine engagierte Leistung zu seinem ersten "Löwen-Tor" krönte. Gegen die Laufrichtung von Torhüter Steinbrenner agierend, demonstrierte Kassels Nr.14 - trotz seiner Körpergröße - sein technisches Kopfball-Vermögen.
Weitere Torchancen von Tews (80.), dem aufgerückten Schönewolf (81.) und des eingewechselten Dominik Suslik, der sein Oberliga-Debüt im Löwen-Dress feierte, blieben ungenutzt. Somit standen am Ende drei Punkte und drei Tore zu Buche.
Fazit: ein elementar bedeutsamer Sieg für den KSV, ohne ihn jedoch gleich überzubewerten, etwa gar als..."Spiel des Jahres"

<b>STIMMEN ZUM SPIEL:</b>

Hans-Ulrich Thomale (KSV Hessen): "Großes Kompliment an meine Mannschaft. Wir sind gelaufen, gerannt und haben auch Fußball gespielt sowie hohe Moral bewieswen, auch in Unterzahl. Der Sieg gibt erst Mal Selbstvertrauen. Wir wissen ihn jedoch einzuordnern."

Wolfgang Strümpler (Sportl. Leiter, VfB Marburg): "Möchte erst Mal unseren Trainer entschuldigen, der nicht wegen der Niederlage frühzeitig nach Hause ist, sondern weil er sich mit Fieber quält. Unsere Niederlage ist verdient, der Bessere hat gewonnen. Unser junges Mittelfeld und junger Sturm konnten heute etwas Lernen."

Marc Steinbrenner (Keeper VfB Marburg): "Der Sieg für den KSV ist vollauf verdient, weil die Gäste aggressiver waren. Julio Cesar trifft mich beim Abschlag. Wenn er vorher gelb hat, darf er so etwas nicht machen."


<b>Spiel-Statistik:</b>

VfB Marburg: Steinbrenner - Preuß (58. Göbel), Grunert (65. Tauchen), Kurylenko - Maus, Krawczyk, Aljija, Eberling, Konrad (46. Bätzel) - Beck, Müller. Trainer: Peter Sichmann.

KSV Hessen: Zeljko - Tews, Schönewolf, Teichmann - Beyer, Busch, Chalaskiewicz, Schönefeld (54. Latifiahvas), Rudolph (87. Suslik) - Bauer (73. Odensaß), Cesar da Rosa. Trainer: Hans-Ulrich Thomale.
Schiedsrichter: Muschek (Roßbach) - Zuschauer: 1.200
Tore: 0:1 Bauer (11.), 0:2 Busch (19.), 0:3 Latifiahvas (76.).
Gelb-Rote Karte: Julio Cesar da Rosa (71.)


<i>Herbert Pumann, (Fotos Carsten Müller)</i>


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Aufstellung

Veröffentlicht: 18.09.2004

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 06.10.2024