
Sicherlich, der Sieg der JSG war nicht wirklich verdient. Aber er zeigte auch schonungslos die, den Kennern des U14-Teams nicht ganz unbekannten, Schwächen auf. Und ist die Niederlage auch bitter, so wird sie die Mannschaft sicherlich nicht von ihrem Weg abbringen. Vielmehr kann man aus ihr Lehren ziehen und es bleibt zu hoffen, dass sich der ein oder andere (Auswahl-)Spieler auch einmal etwas selbstkritischer zeigt.
Es sind die Dinge, die sich leider wiederholen: nach toller Balleroberung wird der Pass zum Mitspieler ungenau gespielt, teilweise sogar ohne wirklichen Adressaten nach vorn geschlagen. Vor dem eigenen Strafraum werden mitunter völlig überflüssige Dribblings geführt. Im Mittelfeld ist die Ballverteilung durchaus verbesserungswürdig. Zu oft wird der Zeitpunkt des Abspiels verpasst oder doch noch mal der Fuß auf den Ball gestellt und eine Extra-Pirouette gedreht. Die vielen Standards in der Offensive verpuffen wirkungslos, weil bei hohen Bällen in den Strafraum (und die gibt es in jedem Spiel reichlich) nicht konsequent zum Ball gegangen wird und aussichtsreiche Freistosssituationen mit zumeist ungefährlichen Torschüssen ohne Raffinesse ausgeführt werden. Bei all diesen Bemängelungen darf natürlich nicht vergessen werden, dass unsere U14 bislang die mit Abstand meisten Tore in der Liga erzielt und auch die wenigsten Gegentore kassiert hat. Kritik also auf hohem Niveau, die aber bei dem großen Leistungsvermögen und -anspruch der Mannschaft angebracht scheint.
Nun aber zum Spiel:
13 Minuten lang versuchten unsere U14-Löwen, Druck auf das gegnerische Tor auszuüben. Mit gefühlten 70% Ballbesitz ergaben sich jedoch keine klaren Torchancen, weil der Gegner schon an der Mittellinie aggressiv störte und defensiv gut aufgestellt war. Spielerisch zeigte die JSG Fuldatal relativ wenig – mit langen Bällen wurden die schnellen Spitzen gesucht – kick and rush. Mit dem ersten ernstzunehmenden Angriff (langer Ball auf den Linksaussen) und somit auch dem allerersten Torschuss, erzielte die JSG das überraschende 0:1. Und die KSV-Spieler mühten sich weiter mit dem dicht gestaffelten Abwehrverbund, kamen zu mehreren gefährlichen Situationen, jedoch weiterhin nicht zu den gewohnten 100%ern.
In der 29. Minute dann der einzige wirklich schwerwiegende Fehler des ansonsten ordentlich leitenden Schiedsrichters. Nach einem Zweikampf mit Jeroom an der Torauslinie, ließ sich der Fuldataler 6er Abwehrhüne zu einer groben Tätlichkeit hinreißen. Als die Situation schon geklärt scheint, beide Spieler stehen, geht er auf den Gegenspieler zu und tritt mit voller Absicht zu. Dass Jeroom, der im anschließenden Gemenge wie auch sein Gegenüber schubst, hernach gelb sieht ist sicherlich korrekt. Den totalen Ausraster des Fuldatalers aber dem gleichzusetzen und ebenfalls mit gelb zu bestrafen, ist schlichtweg ein Hohn. Hier gab es keinen Spielraum – es durfte nur die rote Karte gezeigt werden.
Diese empörende Szene hatte aber keine negativen Auswirkungen auf unsere Kicker. Im Gegenteil, die Feldüberlegenheit wurde nun endlich auch in klare Torchancen umgemünzt. Die bis dahin größte hatte Jannis in der 31. Minute, als er nach hohem Ball von Joshua völlig freistehend am langen Pfosten den Ball mit dem Kopf an die Unterkante der Latte setzt, die Kugel aber von der Linie wieder ins Feld springt. 3 Minuten später setzt Jeroom von rechts einen Sprint an, dringt in den Strafraum ein und schließt mit schönem Flachschuss ins lange Eck zum hoch verdienten 1:1 ab.
In der 2. Halbzeit ein unverändertes Bild und auch der Löwen-Führungstreffer. Kevin netzt in der 42. Spielminute mit tollem Schuss aus etwa 15 Metern von halbrechts zum 2:1 ein. Nun würde das Spiel die normale Wendung nehmen – dachte man. Aber mit einem Doppelschlag in der 45. und 47. Minute ging wieder der Gast in Führung und kam durch einen zumindest strittigen Elfmeter in der 53. Minute sogar zur 4:2 Führung. Ob es wirklich ein Foul war und ob die Szene vorm Strafraum oder bereits auf dessen Linie war, ließ sich nicht eindeutig klären. Die Chance des Strafstoßtores aber wurde konsequent genutzt. Ergeben wollte sich unsere U14 jedoch nicht. In der 54. setzt sich Joshua im Strafraum durch und erzielt mit trockenem Schuss oben ins lange Eck den Anschlusstreffer zum 3:4. Die in der Folge provozierenden Spielverzögerungen und „Mätzchen“ der JSG ließ der Schiedsrichter richtigerweise mit 5 Minuten nachspielen. Und es ergaben sich noch einige brenzlige Situationen, die leider nicht mehr zum verdienten Ausgleich oder gar Sieg führten. Der ausgesprochen starke JSG-Keeper hielt den schmeichelhaften Sieg mit einigen Paraden in den Schlussminuten für seine Mannschaft fest.
Fazit:
- Die Mannschaft, die eigentlich nur 2 echte Torchancen hat, schießt 4 Tore und gewinnt.
- Gegen die Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel reicht es eben nicht, wenn nur 70% des Leistungsvermögens auf den Rasen gebracht werden.
- Von Niederlagen kann man lernen. Tut dieses.
- Es gibt noch ein Rückspiel, in dem das Kräfteverhältnis wieder gerade gerückt werden wird.
Es spielten:
David Haag, Sean Daues, Maximilian Kraus, Melissa Klüppel, Robin Kraft, Jannis Lemke, Merth Ayguen,
Levi Kletetzka, Kevin Kohse (1), Alessandro Kesper, Joshua König (1), Jeroom Rapp (1), Luis Schröder,
Lukas Müller, Markus Neufang
Tommy Haake
KSV Hessen Kassel - Medienteam
Veröffentlicht: 04.10.2011