Oberligist KSV Hessen Kassel hat sich auch im zweiten Testspiel gegen einen Profiklub achtbar aus der Affäre gezogen. Zwei Wochen nach 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach zeigte die Mannschaft von Trainer Thomas Freudenstein gestern gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld eine engagierte und phasenweise auch spielerisch überzeugende Leistung. Am Ende stand vor 1500 Zuschauern im Auestadion eine knappe 0:1 (0:1)-Niederlage.
Es war natürlich kein mitreißender Fußball, der hier geboten wurde. Es ist noch eine Weile hin bis zum Saisonstart. Also Zeit zum Experimentieren. Allerdings war schnell zu sehen, dass die Gastgeber keineswegs zum Spielball des Zweitligisten werden würden. Einige Male lief der Ball da schön durch das Mittelfeld, wo die Neuzugänge Rudi Istenic und Slawomir Chalaskiewicz um Linie bemüht waren. Chala überzeugte vor allem durch unermüdliche Laufarbeit und einige schöne Pässe. Und es gab sogar Chancen für den Oberligisten. So als Istenic und Silas Owusu sich durchspielten (8.), der Neuzugang aus Braunschweig aber letztendlich im Abseits stand. Oder als Owusu von der linken Seite gefährlich vor das Arminen-Gehäuse spielte und Torhüter Hein im letzten Augenblick vor Adem Usta klärte (24.). Mit dem Pausenpfiff wurde Thorsten Bauer nach Owusus Pass nur von Beuschneiders klärender Fußspitze am Schuss gehindert. Die Arminen machten natürlich mehr Druck. Gefährlich wurde es grundsätzlich bei Eckbällen, und fast zwangsläufig viel bei einer dieser Standardsituationen das 0:1, als Küntzel völlig ungedeckt Frank Lehmann überwand (34.). Der Torhüter hatte mit zwei Paraden gegen Bogusz (5.) und vor allem gegen den völlig frei vor ihm stehenden Radovic (11.) zuvor einen frühen Rückstand verhindert. Bielefelds Trainer Benno Möllmann war nicht nur am Kopfschütteln in dieser Szene anzusehen, dass er nicht unbedingt zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft war. Daran dürfte sich auch im zweiten Durchgang wenig geändert haben. Beide Trainer nahmen zahlreiche Umstellungen vor. Wie gesagt: die Zeit des Experimentierens. Der KSV wäre damit fast erfolgreich gewesen. Ahmet Kayacik setzte sich an der Strafraumgrenze durch und legte schön ab auf Chalaskiewicz. Doch der Schuss der Neuzugangs ging knapp am linken Pfosten vorbei (61.). Und wenig später verfehlte auch Matthias Rudolph mit einem Kopfball fast von der Strafraumgrenze das Arminen-Tor nur um Zentimeter. Der Ausgleich wäre am Ende nicht einmal unverdient gewesen, denn die Ostwestfalen konnten in der zweiten Hälfte kaum noch spielerische Akzente setzen. Der im zweiten Durchgang im KSV-Tor stehende Normann Stollberg jedenfalls blieb überraschend arbeitslos.
<i>FRANK ZIEMKE</i>
Foto Meyer: Silas Owusu und Jesus Sinisterra im Zweikampf