Faustpfand Glaube und Charakterstärke
KSV Hessen - SV Buchonia Flieden 3:0 (0:0)
Die erste Halbzeit kann man getrost mit den Worten "vergessen wir das" zusammenfassen. Wohl unter dem Druck des ewigen "nachziehen müssens" gegenüber Darmstadt, die regelmäßig einen Tag vor den Löwen ihre Spiele austragen und gewinnen, lief beim KSV Hessen in den ersten 45 Minuten nicht viel zusammen. Fehlpässe über Fehlpässe und hilfloses Anrennen gegen eine kompakte Hintermannschaft von Flieden. Lediglich eine halbe Torchance durch einen Weitschuss von Chalaskiewicz in der 18. Minute. Das war´s. Zudem hatte Schiedsrichter Apel aus Reichensachsen auch nicht seinen besten Tag und pfiff was ging gegen den KSV.
In Halbzeit zwei dann aber ein anderes Bild. Mit viel Glaube an die eigenen Stärken kamen die Löwen aus der Kabine und erkämpften sich langsam Feldvorteile und Torchancen. Keims Kopfball nach einem Eckball von Chalaskiewicz konnte ein Spieler von Flieden in der 52. Minute gerade noch auf der Linie klären (mit der Hand?). Keims zweiter Kopfball auf das Tor von Sascha Bormann war aber dann drin. Nach toller Flanke von Rudolph gab er dem Ball nur eine kleine Richtungsänderung und endlich hieß es 1:0 (70.). Kaum fünf Minuten später wurde "Kassels Bester" - Julio Cesar - an der Strafraumgrenze nach einem tollen Solo zu Fall gebracht. Den fälligen Freistoß verwandelte Chalaskiewicz eiskalt ins rechte obere Eck. Nach dem 2:0 kam Flieden ein wenig besser ins Spiel, ohne wirklich gefährlich zu werden. In der 83. Minute dann das 3:0 für den KSV durch den für Krause eingewechselten Usta. Und erneut war es Cesar, der mit brillanter Vorarbeit das Tor vorbereitete. Nach einem wiederum unwiderstehlichen Solo passte er von der Torauslinie in die Mitte auf den mitgelaufenen Usta und dieser brauchte den Ball nur noch ins Tor zu lenken. Weitere gute Möglichkeiten durch Usta, Chalaskiewicz und Cesar blieben schließlich ungenutzt.
Was bleibt als Fazit festzuhalten? Die Löwen können derzeit mit ihrer ungeheuren Moral und dem Glaube an sich selbst jedes Spiel gewinnen, auch wenn es noch so schlecht läuft. Die beiden Oberliga-Torschützenkönige Bauer (1. mit 25 Toren) und Gies (2. mit 22 Toren) gingen heute leer aus. Ab dem kommenden Wochenende spielt Darmstadt zeitgleich oder später als die Löwen. Vielleicht wird es dann noch spannender und auch wieder mehr Zuschauer finden den Weg ins Auestadion. Ob das 0:0 von Fulda beim FSV Frankfurt gut oder schlecht war, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.
Nach dem Spiel wurde bekannt, dass mit dem 21-jährigen Mittelfeldspieler Daniel Beyer vom KSV Baunatal der erste Neuzugang für die kommende Saison feststeht. Beyer erhält einen Zweijahres-Vertrag.
<i>Carsten Müller</i>
KSV Hessen Kassel: Zeljko - Krause (64. Usta), Schönewolf, Radler - Tews (69. Istenic), Busch, Chalaskiewicz, Rudolph - Cesar da Rosa, Bauer (81. Nebe).
SV Buchonia Flieden: Bormann - Schmidt, Geschwindner, Elcioglou, Hasic - J. Link, Weber, Schäfer, M. Link - Gies, Yildiz
Tore: 1:0 Keim (70.), 2:0 Chalaskiewicz (75.), 3:0 Usta (83.)
Zuschauer: 1.100
Schiedsrichter Marcus Apel (SV Reichensachsen)
<b>Stimmen zum Spiel</b>
Jörg Meinhard (Trainer SV Buchonia Flieden):"Glückwunsch an Kassel, die verdient gewonnen haben. Aber auch Glückwunsch an unsere medizinische Abteilung, dass wir heute hier auflaufen konnten. Nicht mehr als sieben angeschlagene Stammspieler hatten wir vor dem Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir - obwohl es für uns ja um nichts mehr ging - gut mitgespielt, in der zweiten sind dann unsere Kräfte geschwunden. Alle Tore sind letztendlich durch Standardsituationen gefallen. Alle drei Spitzenteams beherrschen diese übrigens sehr gut. Ich wünsche Kassel alles Gute für den Aufstieg obwohl ich weiß, dass es schwer werden wird."
<img border="1" src="/pictures/04-05-08-184849_thomale.jpg" align="left" width="300" height="225">Hans-Ulrich Thomale (Trainer KSV Hessen Kassel):"Ich sage heute sehr wenig. Am Ende waren es drei schöne Tore, über den Rest kann sich jeder so seine eigenen Gedanken machen. Die Mannschaft glaubt immer an sich und das ist unser grosses Faustpfand. Bei mir spielen nicht immer die besten Spieler, sondern die, die Charakter zeigen und ganze Kerle sind. In ein paar Wochen redet niemand mehr über das "wie wir gewonnen haben", sondern nur über die Punkte. Ich habe hier quasi mit der Anfangsformation von Frankfurt gespielt und nur erst einmal auf den angeschlagenen Usta verzichtet. Wir haben eine gute Bank und ich habe somit immer gute Alternativen. Zu den Trainern auf der Tribüne kann ich nur sagen, dass sie mir ja immer den Tipp geben, wann und wen ich auswechseln soll. Man darf nicht vergessen, dass wir hier in der vierten Liga spielen und eigentlich nur Feierabendfußballer auf dem Rasen haben. Deswegen sitze ich bei Fehlpässen auch immer ganz ruhig auf der Bank. Was wollen die Leute eigentlich sehen? Es gibt kaum Mannschaften, auch nicht in der Bundesliga, die erfolgreich und gleichzeitig brillant spielen. Wir haben einen Drittel des Etats von Darmstadt und spielen trotzdem erfolgreich. Die Leute auf der Tribüne sollen mir viel Geld geben und ich stelle ein Team auf, das erfolgreich und brillant zugleich spielt."
<i>Fotos: Carsten Müller</i>
Veröffentlicht: 08.05.2004