Eine Halbzeit reichte

KSV Hessen - TSG Wörsdorf 2:1 (0:1)
Mit drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Darmstadt 98 überwintert der KSV Hessen auf Platz 2 in der Oberliga Hessen. Im letzten Spiel vor der Winterpause gewannen die Löwen mit 2:1 gegen die TSG Wörsdorf. Vor 1.300 Zuschauern erzielten Bauer und Chalaskiewicz die Treffer für den KSV.
Nach 45 Minuten war für die meisten Zuschauer Schluss mit Lustig. "Das ist das schlechteste Spiel seit Vereinsgründung" meckerte ein frustrierter Tribünen-Zuschauer." Andere Halbzeit-Kommentare der frierenden Fans fielen noch deftiger aus. Nicht unberechtigt, die erste Spielhälfte war grottenschlecht. Keine einzige Torchance für eine vollkommen desolate KSV-Mannschaft, dazu noch klirrende, unangenehme Kälte.

Nur Vorstandsmitglied Klaus Hennemann zeigte sich nach dem ersten Durchgang optimistisch. "Wir gewinnen noch souverän mit 2:1" meinte der Mann mit dem Vollbart. Sarkasmus? Doch er traf den Nagel auf den Kopf. Tatsächlich siegten die Löwen am Ende nach einer deutlichen Leistungssteigerung, wenn nicht souverän, so zumindest verdient, mit 2:1.

Doch der Reihe nach. Thomas Freudenstein versuchte sein Glück mit einem taktischen Kunstgriff. "Ich wollte offensiver spielen" meinte der Trainer nach dem Spiel. Und so spielten nur drei statt vier Verteidiger. Artur Tews blieb zunächst draussen, dafür kam mit Matthias Rudolph ein zusätzlicher Mittelfeldmann. "Vielleicht lag es auch daran, das unsere erste Halbzeit so schwach war" sinnierte der Trainer nach dem Spiel. Wie auch immer, in jedem Fall spielten die Löwen im ersten Durchgang umständlich, schwerfällig und hilflos. Grausig das Spiel ohne Ball. Keine Bewegung, keine Anspielstationen. Ständig waren die Wörsdorfer flinker, präziser und vor allem auch im Zweikampf stärker. "Wir waren überrascht, dass es uns der KSV so leicht gemacht hat", meinte Wörsdorfs Trainer Günter Mohr nach dem Spiel. Das große Manko der Südhessen war die Ungefährlichkeit vor dem Kasseler Tor. Ausser dem Treffer von Ali El Fechtali, dass einem Abwehrschnitzer entsprang, blieben Torchancen bei den Kanarienvogel-Gelben ebenso eine Seltenheit wie beim KSV. Keine einzige vernünftige Möglichkeit in 45 Minuten - für einen Titelaspiranten in einem Heimspiel gegen den Tabellenelften wahrlich dürftig.

Besser wurde es dann nach dem Seitenwechsel. Endlich wurde schneller und aggressiver gespielt, ohne dass dabei spielerische Glanzpunkte gesetzt wurden. Mit dazu beigetragen haben Umstellungen beim kickenden Personal. Für den schwachen Nebe und den verletzten Krause (wird am Dienstag an der Schulter operiert) kamen Owusu und Nebe. Und mit beiden neuer Schwung. So gab es dann doch noch zwei Tore, die am Ende drei Punkte bringen sollten.

Zunächst schoss der unermüdliche Torsten Bauer nach einem schnellen Angriff über Owusu und Steffen ein (56.), dann traf Chalakiewicz nach einer Tews-Flanke mit dem Kopf (64.). Glück für die Löwen, zuvor wurde ein Foul von Silas Owusu im Mittelfeld nicht geahndet. "Da war der Schiedrichter wohl von der wunderbaren Kulisse beeindruckt", kommentierte Wörsdorfs Trainer Mohr die Szene mit bitterer Ironie.

Der Sieg hätte noch höher ausfallen können, doch Usta und Bauer konnten in der Schlussphase gute Möglichkeiten nicht mehr nutzen. Das waren dann die letzten Torchancen im Jahr 2003. Und am Ende war dann für die Kasseler der Nachmittag doch noch einigermaßen Lustig.

Oliver Zehe


KSV Hessen: Zeljko - Keim, Krause (46. Tews), Schönwolf - Steffen, Chalaskiewicz, Busch, Rudolph (66. Warneke), Nebe (46. Owusu) - Bauer, Usta.

TSG Wörsdorf: Lorz - Lemm, Kusch, Özbakir, Dylong, Bilir, Rapp, Flindt (88. Tome Pires), Lind, Goll (65. Rachid El Fechtali), Ali El Fechtali (75. Azaouagh).

Zuschauer: 1.300. Schiedsrichter: Koppel (Hutten).

Tore: 0:1 Ali El Fechtali (13.), 1:1 Bauer (56.), 2:1 Chalaskiewicz (64.).

Stimmen zum Spiel:

Thomas Freudenstein (Trainer KSV Hessen): "Es war ein starkes Stück Arbeit für uns. In der 1. Halbzeit sind wir überhaupt nicht ins Spiel gekommen, im zweiten Durchgang lief es dann besser für uns. Silas Owusu hat nach seiner Einwechslung ein starkes Spiel gemacht."

Günter Mohr (Trainer TSG Wörsdorf): "Wir waren überrascht, dass es uns Kassel in der 1. Halbzeit sehr einfach gemacht hat. Aber auch wenn es bei einer starken Mannschaft wie Kassel spielerisch nicht läuft, so sind alle körperlich derart Topfit, dass sie ein Spiel auch so drehen können. Ärgerlich für uns das zweite Kasseler Tor. Es ist halt klar, dass bei einer so wunderbaren Kulisse die Schiedsrichter dann irgendwann solche Entscheidungen treffen. Es war vorher ein klares Foul an uns."

Aufstellung

Veröffentlicht: 06.12.2003

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2025