Aus zehn mach vier - und nun nach Baunatal!

KSV Hessen - FSV 1918 Braunfels 4:0 (2:0)
Vor 2000 Zuschauern, darunter auch Baunatals Trainer Bernd Lichte, setzten sich die Löwen gegen Braunfels verdient mit 4:0 durch. Damit liegt der KSV nur noch vier Punkte hinter dem Tabellenführer Darmstadt 98 und einen Punkt hinter Fulda (nur 3:3 in Waldmichelbach) auf Tabellenplatz drei.
"Nur noch vier" skandierte freudetrunken der Anhang auf der Nordtribüne und meinte damit den Punkte-Abstand auf die Blau-Weissen Balltreter aus Darmstadt. Gleichzeitig marschierte Baunatals Trainer-Guru Bernd Lichte mit schnellen Schritt und einem breiten Grinsen in Richtung Tribünen-Ausgang. Im Schlepptau Co-Trainer Jens-Uwe Siebert und Filius Jan-Mortiz.

Sie alle lächelten glücklich und zufrieden. Die einen, weil der Baunataler Steilpass vom Vorabend mit dem 3:3 in Darmstadt von den Löwen-Kickern dankend angenommen wurde. 4:0 wurde ein harmloser Gegner aus Braunfels zurück ins Mittelhessische geschickt. Damit nur noch vier Zähler Rückstand in der Tabelle.

Die anderen, weil sie intensiv die Kasseler Schwächen in sich aufgesaugt haben. Und die waren trotz des klaren und ungefährdeten Löwen-Sieges offensichtlich. "Teilweise war es recht holprig, da haben wir dem Gegner viel zu viel Platz gelassen", kritisierte Thomas Freudenstein eine Woche vor der Mutter aller Nordhessen-Derbies. Und in der Tat. Nach einem guten, agressiven Start liess man irgendwann die Zügel zu sehr schleifen. "Gegen so einen Gegner muss man normalerweise mehr Tore schiessen", so Thorsten Bauer nach dem Spiel.

Dennoch wurde es eine klare Kiste. Sie hätte nur noch klarer sein können, vielleicht müssen. Fast schon schlampig gingen die Löwen mit ihren Möglichkeiten um. Krause, Nebe, Chalaskiewicz und Schönewolf vergaben schon in der ersten Halbzeit die besten Chancen. Anders Braunfels. Die Dunkelblauen waren kaum in der Kasseler Hälfte zu sehen, geschweige, dass sie sich eine Torchance herausgespielt hätten. So fielen die Treffer dann auf der anderen Seite. Nach schönen Zuspiel von Thorsten Bauer liess Adem Usta Torwart Jochen Kortz keine Chance - 1:0 nach 16 Minuten. Und 20 Minuten später war der zur Zeit wohl beste Oberliga-Stürmer selbst zur Stelle und erhöhte auf 2:0.

Im zweiten Durchgang verflachte die Partie. Erst eine von Chalaskiewicz abenteuerlich vergebene Chance sorgte wieder für neuen Schwung. Nachdem Usta an Kortz scheiterte, sprang der Ball dem freistehenden "Chala" vor die Füsse. Und dieser bolzte das Leder dann mit dem Vollspann aus 5 Metern an die Querlatte. Nun hatte der Pole einen richtigen Hals und erzielte im Zorn noch zwei schöne Tore.

Keine Frage, der KSV hat sich gefunden. Der fünfte Sieg in Folge kommt nicht von ungefähr. Die Deckung stand wesentlich besser als letzte Woche gegen Erzhausen. Eigentlich auch kein Kunststück gegen einen harmlosen Gegner. Spielfreudig das Mittelfeld. Busch machte als Abräumer wieder mal eine tolle Partie und ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Anstelle von Rudolph lief diesmal Tobias Nebe im offensiven Mittelfeld auf und zeigte zumindest in den ersten 45 Minuten eine ansprechende Leistung. Und vorne kommt Adem Usta immer besser zurecht und zeigte eine engagierte Vorstellung. So hat der KSV in der Offensive ein Luxusproblem. Denn ein Silas Owusu wäre wohl bei den meisten anderen Oberliga-Teams Stammspieler. Vielleicht auch ein Ahmet Kayacik, der an diesem kalten Herbsttag nur auf der Tribüne Platz nehmen durfte. Die Alternativen werden größer. Auch Nico Radler ist wieder dabei und durfte zum erstenmal seit seiner Verletztung zumindest für einige Minuten Oberliga-Luft schnappen.

Interessant wird das kommende Wochenende. Das Fieber steigt. Wie kommen die Löwen mit einem richtig "galligen", bissigen Gegner zurecht? Der vermutlich früh attackieren und angreifen wird? Wie schlagen sich die vielen jungen Spieler vor einer vermutlich großen Kulisse? Jetzt wo man endlich wieder die Tabellenspitze im Blick hat? Nachdem man einen Rückstand von zehn Punkten abarbeiten könnte? Wer wird dann glücklich und zufrieden lächeln? Die Fans des KSV Hessen oder Trainer-Fuchs Bernd Lichte?


<i>Oliver Zehe</i>



KSV Hessen: Zeljko - Tews, Schönewolf, Krause, Keim - Busch (82. Radler), Steffen (65. Owusu), Nebe (80. Rudolph), Chalaskiewicz - Bauer, Usta.

Braunfels: Kortz - Chabou, Springer, Winch (39. Thasler), Schellhaas, Ketter, Benner, Dönges, Schaub, Mylonakis, Ülger.

Zuschauer: 1.800 Schiedsrichter: Borde.

Tore: 1:0 Usta (16.), 2:0 Bauer (36.), 3:0 und 4:0 Chalaskiewicz (75. und 90.).


<b>Stimmen zum Spiel:</b>

Thomas Freudenstein (Trainer KSV Hessen): "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut angefangen, dann aber die Zügel zu stark schleifen lassen. Das 4:0 ist hochverdient, in Hinblick auf Baunatal müssen wir uns aber steigern."

Thorsten Bauer (Stürmer KSV Hessen): "So richtig bin ich heute nicht zufrieden. Aber wir schauen jetzt schon auf die nächste Woche. Baunatal ist immer ein besonderes Spiel. Diesmal auch aufgrund der Konstellation in der Tabelle. Das wird ein richtig heisser Tanz".

Peter Nagel (Trainer Braunfels): "Glückwunsch an Herrn Freudenstein und seine Mannschaft. Ich lobe selten einen Gegner, aber dass was Busch heute gespielt hat, war schon toll. Kassel hat in der ersten Halbzeit überragend gespielt. Der Sieg geht auch von der Höhe her absolut in Ordnung."

Aufstellung

Veröffentlicht: 08.11.2003

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Datum des Ausdrucks: 24.04.2025