Flotter Flutlicht-Fußball beim Test

KSV Hessen - Vfl Bochum II 5:1 (2:0)
Ohne es über zu bewerten, doch die Fünf auf der Tor- Habenseite steht derzeit bei den Löwen im Auestadion. Nach den 5:0- bzw. 5:1- Heimerfolgen gegen den SSV Reutlingen und den TSV Großbardorf siegte das Team um Trainer Mirko Dickhaut mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung auch im Testspiel mit 5:1 gegen den VfL Bochum II, immerhin Tabellen- Fünfter der Regionalliga West.

Auch wenn nicht alles am deutlichen Endresultat abzuleiten ist und die Löwen, bei denen nachwievor die verletzten Abwehrspieler Mentor Latifi und Niklas Hanske fehlen, auch die ein und andere heikle Phase zu überstehen hatten, so macht es einfach Spass daheim den Kombinationsfußball und den Teamgeist der Dickhaut- Schützlinge zu erleben. Zum wiederholten Mal in dieser Saison legte die Elf um Kapitän Thorsten Schönewolf im Auestadion furios los.

Zwar hatte Trainer Mirko Dickhaut mit René Ochs einen aus seiner Ankurbler- Fraktion geschont (Zitat: „ich wollte ihm mal eine Pause gönnen, zumal René in den letzten Wochen mit enormen Kraftaufwand gespielt hat"), doch bereits früh waren die Gastgeber gegen das U-23- Team des Bundesligisten im Kombinationsfluß.

Thorsten Bauer fehlt hier nur die Kopfball- Krönung
zoomThorsten Bauer fehlt hier nur die Kopfball- Krönung
Foto: Harry Soremski

Bereits nach wenigen Minuten kam Torjäger Thorsten Bauer nach einer feinen Linksflanke von Youngster Toni Bravo Sanchez frei aus acht Metern zum Kopfball und erinnerte bei der Ausführung seines Kopfstoßes in punkto Sprung- Timing und Ball-Treff an eine Lehrbuch- Demonstration. Auch gegen die Laufrichtung des gegnerischen Torhüters Michael Esser fand der Ball seinen Weg, quasi alles richtig gemacht, Totti. Fast alles...denn nur das Visier stimmte nicht präzise genug, sodass die Lederkugel nach dieser ansonsten sehenswerten Aktion am Gäste- Gehäuse vorbei flog (4.).

Geradezu im Vier-Minuten-Takt ging es mit Torchancen für die Löwen weiter. Und alsbald mit dem erfolgsgewohnten Abschluss für Thorsten Bauer. Eine mustergültige Kombination über rechts durch Florian Heussner, Dennis Tornieporth und Kevin Wölk, der excellent den finalen Pass lieferte, schloss Kassels fleißige Nr. 10 mit einem gefühlvollen Lupfer über den herauseilenden Keeper Michael Esser zum 1:0 ab (8.).

Kurz darauf hebelte der gegen seinen Ex- Klub hochmotivierte Kevin Wölk mit einem genialen Pass die Bochumer Abwehr um den 32jährigen Routinier und Ex- Bundesligaprofi Rouven Schröder aus, doch der frei durchstartende Enrico Gaede verpasste beim gutgemeinten, uneigennützigen Querpass den exakten Zeitpunkt. Somit konnte der einschussbereite Endabnehmer Thorsten Bauer vor dem leeren Tor noch von einem Bochumer Abwehrbein gestört werden (12.). Wenig später folgte eine feine Co- Produktion von den überragenden KSV- Akteuren Enrico Gaede und Kevin Wölk. Der 26jährige Ex- Bundesligaprofi setzte den KSV- Spielmacher an der Strafraumgrenze gekonnt in Szene und der Heber von Kassels Nr. 20 ging nur knapp über das Tor (18.)

Nach dem Anfangsfeuerwerk der Löwen kam die Elf von Trainer Nicolas Michaty erst ab Mitte der ersten Halbzeit zu einem Entlastungs- Angriff, dabei allerdings auch zu einer Großchance. Das 18jährige Stürmertalent Güngör Kaya tauchte plötzlich allein vor KSV- Keeper Dennis Lamczyk auf und schoss den Ball aus günstiger Position über das Tor. Statt einem möglich 4:0, konnte es somit auch durchaus 1:1 stehen!

Wie so oft in dieser Saison bereits zu sehen, schwang sich einer in kritischen Situationen auf, dessen Auftritt auch an diesem Abend „Hand und Fuß" hatte und der auch im Spiel ohne Ball das Prädikat „besonders wertvoll" verdient: Enrico Gaede. Nachdem sich Thorsten Bauer im Strafraum entschlossen durchgesetzt hatte, bediente - entgegen der Szene in der 12. Spielminute - diesmal er Enrico Gaede. Geschehen im rechten Moment, so dass der „Löwen- Sechser" durchschlagskräftig im Stile eines Vollstreckers zum 2:0 vollendete (36.).

Damit war die Herrlichkeit der Löwen in Halbzeit Eins allerdings vorbei, denn die verbleibenden zehn Minuten vor der Pause gingen klar an die Elf aus dem Ruhrgebiet. Besonders der 21jährige Mirkan Aydin (Nr. 7) beschwor manch brenzlige Strafraumsituation herauf, doch am Ende blieb es beim Zwei-Tore- Vorsprung nach 45 Spielminuten.

Mit großem Aktionsradius gegen seinen Ex- Klub: KSV- Impulsgeber Kevin Wölk (R), der beim 3:0 den Ball ins Netz zirkelte
zoomMit großem Aktionsradius gegen seinen Ex- Klub: KSV- Impulsgeber Kevin Wölk (R), der beim 3:0 den Ball ins Netz zirkelte
Foto: Harry Soremski

Obwohl Trainer Mirko Dickhaut bei Halbzeit gleich fünf Spielerwechsel vornahm, kam sein Team aus der Kabine wie bei den bisherigen Liga- Heimspielen und mit viel Tatendrang und Power. Das überraschte auch deswegen, da unter der Woche intensive Trainingseinheiten, allen voran mit Konditionstrainer Dominik Suslik am Mittwoch und Donnerstag, auf dem Programm standen. Doch die Löwen wirkten spritzig, setzten stets nach und mit gekonntem Forechecking den Gegner unter Druck. Allen voran Kevin Wölk, der jene vor der Saison aus seinen ehemaligen Stationen Kiel und Bochum vernommenen Unkenrufe, beim KSV Hessen nicht bestätigt und - wie schon zuletzt in Darmstadt bewiesen - immer mehr zum Spielgestalter wird. Ohne den 23jährigen gleich zu hoch zu loben, doch Kevin beweißt, dass die Löwen wieder einen „echten Zehner" haben. Und endlich folgte auch sein Löwen- Einstandstor gegen einen adäquaten Gegner wie den spielstarken VfL Bochum II. Mit einem raffinierten, technisch feinen Flachschuss aus 18 Metern, stellte Kevin Wölk, nach Doppelpass mit Yusuf Barak, der diesmal auf der rechten Außenbahn offensiv zum Einsatz kam,  früh nach Wiederbeginn auf 3:0 (49.).

Wie nah Freud und Ärger zusammen liegen, erfuhr das KSV- Team dann postwendend, als eine Unachtsamkeit in der mit dem Seitenwechsel auf drei Positionen veränderten Hintermannschaft zum Anschlusstor durch Güngür Kaya führte. Die Nr. 11 des VfL Bochum II hatte sich den Treffer redlich verdient und der gebürtige Westfale Dennis Lamczyk aus wenigen Metern keine Chance. Doch die Löwen erholten sich schnell und liessen sich das Heft gegen die jungen Gäste (Durchschnittsalter 20 Jahre, vier A- Jugendliche im Kader) nicht mehr aus der Hand nehmen. Nach mutigem Direktschuss aus 18 Metern von Harez Habib, dessen Ballfertigkeit besticht, war Kämpferherz Sebastian Busch im Strafraum zur Stelle und stellte den alten Abstand wieder her (67.). Bemerkenswerte Randnotiz: Trainer Mirko Dickhaut hat es geschafft, dass der Kader ausgewogen ist, alle mitziehen bzw. sofort (nach ihrer Einwechslung) Leistung bringen.

Als Team sind wir stark: die Löwen unter sich!
zoomAls Team sind wir stark: die Löwen unter sich!
Foto: Harry Soremski

So sollten zehn Minuten vor Spielende auch zwei weitere, im zweiten Abschnitt gekommene KSV- Akteure, ihr persönliches Erfolgserlebnis im gut harmonierenden KSV- Kollektiv haben. Dabei eroberte der wiedergenesene Linksverteidiger Sascha Streubert im gegnerischen Strafraum einen fast schon verloren zu scheinenden Ball, bediente am ersten Pfosten Lukas Lenz und der erst kurz zuvor für Thorsten Bauer eingewechselte Ex- Dortmunder setzte mit seinem gekonnten „Torhüter-Tunnel-Schuss" den Schlusspunkt (80.).

In der Liga geht es in einer Woche für die Löwen weiter, wenn Samstag, den 18. Oktober, zum Hessenderby der SV Wehen-Wiesbaden II im Auestadion (14 Uhr) gastiert. Der 8. Spieltag, an dem die ersten sechs Teams aufeinander treffen, hat es ohnehin in sich. Im Einzelnen: SV Waldhof (1.) vs. 1. FC Heidenheim (4.), SSV Ulm (3.) vs. 1. FC Nürnberg II (2.) - beide Spiele Freitag - und KSV Hessen (6.) vs. SV Wehen-WI II (5.).

Herbert Pumann

Kommentar KSV- Trainer Mirko Dickhaut: „Das war ein willkommener Test für uns, zumal es gegen die zweite Mannschaft eines Bundesligisten ging und wir ja in den nächsten vier Ligaspielen auch jeweils auf zweite Mannschaften treffen. Dabei ist das Ergebnis für mich zweitranging. Ich bewerte auch unser Spiel nicht über, wobei wir schon ein gutes Kollektiv- Spiel gezeigt haben. Bei aller Euphorie ist es jedoch keine Selbstverständlichkeit, dass wir in Heimspielen immer fünf Tore schiessen. Positiv überrascht hat mich, wie die Mannschaft nach dieser physisch intensiven Trainingswoche aufgetreten ist. Auch hat sie wieder Moral und Wille gezeigt."

KSV Hessen: Lamczyk - Heussner (46. Möller), Schönewolf (46. Petrukhin), Stadel, Keim (46. Streubert) - Habib, Gaede (46. Busch) - Tornieporth (46. Barak), Wölk, Bravo Sanchez (67. Wittke) - Bauer (69. Lenz). Trainer: Mirko Dickhaut.

VfL Bochum II: Esser - Mäscher, Kalina (84. Mengert), Schröder, Schmidtgal - Aydin (69. Kefkir), Zech, Zajas (69. Duah), Labiadh - Hibbeln (84. Rzatkowski), Kaya. Trainer: Nicolas Michaty.

Schiedsrichter: Timo Ide (Frielendorf) - Assistenten: Karl Wiatrek (Witzenhausen), Matthias Eibach (Schwalmstadt)

Zuschauer: 250

Tore: 1:0 Bauer (8., Vorarbeit Wölk), 2:0 Gaede (36., Vorabeit Bauer), 3:0 Wölk (49., Vorabeit Barak), 3:1 Kaya (51.), 4:1 Busch (67., Vorabeit Habib), 5:1 Lenz (80., Vorabeit Streubert).

Gelbe Karten: Schönewolf, Habib - Gelb- Rote Karte: Zech (87., Ball wegschlagen)

 

Aufstellung

Veröffentlicht: 10.10.2008

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 06.10.2024