Hoffnungsträger Enrico Gaede lässt Dickhaut-Team im Rennen

Hoffnungsträger Enrico Gaede lässt Dickhaut-Team im Rennen

Eintracht Bamberg - KSV Hessen 1:2 (1:1)
Mit Moral und unbändigem Siegeswillen verwandelten die Löwen beim 1. FC Eintracht Bamberg einen 0:1- Rückstand in einen 2:1- Sieg. Vor 600 Zuschauern im Waldstadion in Weismain trafen Kevin Wölk mit einem Kunst-Freistoß (31.) und in der 84. Minute Enrico Gaede zum viel umjubelten Dreier. Mit dem, auch psychologisch, wertvoll errungenen Sieg bleibt das Dickhaut-Team weiterhin dem 1. FC Heidenheim im Nacken.

Welch eine nervenaufreibende Partie im Weismainer Waldstadion. Mit einem Happy-End für die Löwen. Denn gerade als für das Dickhaut-Team alles Essig schien, war urplötzlich mal wieder in diesen Tagen von ihm die Rede...Gaede.

Der Mann der Woche: Enrico Gaede zum zweiten Mal in Folge Matchwinner
zoomDer Mann der Woche: Enrico Gaede war zum zweiten Mal in Folge Matchwinner. Foto: Soremski.

„Gestatten, Enno Gaede, ich bin der neue Torschütze vom Dienst", könnte die Empfehlung des Mannes der Woche beim KSV Hessen lauten. Brachte der 27jährigen am Mittwoch noch mit seinem Doppelpack im Auestadion die Löwen frühzeitig beim 3:0-Erfolg über den SSV Ulm auf die Siegerstraße, avancierte der Ex- Bundesligaspieler diesmal nicht nur mit seinem 2:1-Siegtor nicht nur zum Matchwinner, sondern fünf Spieltage vor Saisonende im Fernduell mit Spitzenreiter 1. FC Heidenheim gar zum KSV- Hoffnungsträger. Denn nach dem zwischenzeitlichen 0:1-Rückstand und der zeitgleichen 1:0-Führung des 1. FC Heidenheim in der Brita-Arena in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden betrug der Abstand in der Blitztabelle vorübergehend sechs Punkte. Doch die Löwen, die diesmal ganz in rot antraten, bewiesen in dieser extremen Situation und Belastung Nervenstärke, Moral, hohen Einsatz und einen unbändigen Siegeswillen.

Doch zunächst bei diesem an Spannung kaum zu überbietenden Duell mit den Bayern im beschaulichen Weismain (rund 5.000 Einwohner) der Reihe nach. Trainer Mirko Dickhaut vertraute im dritten Ligaspiel binnen acht Tagen auf seine Mittwoch-Startformation aus dem siegreichen Heimspiel gegen den SSV Ulm. Sebastian Busch also entgegen vor einer Woche in Pfullendorf diesmal auch auswärts von Beginn an dabei. Und mit der ersten Torchance! In seiner typischen, schwungvollen Art war Dennis Tornieporth über die linke Außenbahn davon gezogen, hatte scharf nach innen gepasst, wo der heran preschende „Buschi" nur knapp den schnellen Ball und somit die blitzartige Gästeführung verpasste (1.). Doch dann die erste Schrecksekunde im eigenen Strafraum, als KSV- Keeper Dennis Lamczyk rechtzeitig aus seinem Tor eilte und per Fußabwehr gegen den frei vor ihm auftauchender Bamberger rettete (10.).

Bereinigte manch brenzlige KSV-Situation seiner Vorderleute: KSV- Keeper Dennis Lamczyk
zoomBereinigte manch brenzlige Situation seiner Vorderleute: KSV- Keeper Dennis Lamczyk
Foto: Harry Soremski

Zwar ließen die Löwen vom Anpfiff des 25jährigen Regionalliga- Schiedsrichteraufsteigers Christian Gittelmann aus Gauersheim in Rheinland-Pfalz weg keinen Zweifel aufkommen, dass sie den Dreier wollten, doch auch die in weiß auflaufenden Gastgeber, als Tabellenzehnter mit bereits bestehender Klassenerhalt-Sicherung, gingen äußerst engagiert zu Werke. Als wenn die Schützlinge von Trainer Christoph Starke, die beim Hinspiel noch 1:3 im Auestadion unterlegen waren und vor dem Spiel 20 Zähler weniger als die Löwen auf dem Tabellen-Konto hatten, selbst um den Aufstieg ringen würden.

Der Aufsteiger aus Bamberg verlangte an seiner Ausweichstätte (das eigene Stadion entspricht in dieser Saison nicht den Regionalliga-Statuten) den Löwen alles ab. Und brachte die KSV- Abwehr, immerhin haben die Löwen die wenigsten Gegentore der Liga, wiederholt in ungewohnte Verlegenheit. Manch brenzlige Situation spielte sich ab und schließlich gar der 0:1-Rückstand (23.). Thomas Dotterweich hatte alles andere als „butterweich" halblinks von der Strafraumgrenze abgezogen und der Flachschuss zappelte rechts unten im Eck. Für den 26jährigen der vierte Saisontreffer. Was diese Bilanz betrifft, sollten zwei KSVer mit ihren ebenfalls jeweils vierten Saisontreffern folgen.

Das galt (noch) nicht für KSV- Kapitän Thorsten Schönewolf, dem allerdings ein klares Tor verwehrt wurde. Es war die Antwort auf das Bamberger Führungstor, als der 35jährige nach einem Schuss von Enrico Gaede aus halblinker Position im Strafraum, den FC-Schlussmann Stephan Essig parierte, aus Nahdistanz abstaubte. Doch zur Verwunderung wurde der Treffer wegen angeblicher Abseitsstellung annulliert. Eine eindeutige Fehlentscheidung, wie auch die HR-Filmbilder belegten.

Nahm Mass: Kevin Wölk zirkelte einen Freistoßball in den rechten Torwinkel zum 1:1-Ausgleich
zoomNahm Mass: Kevin Wölk zirkelte einen Freistoß- Ball in den rechten Torwinkel zum 1:1-Ausgleich.
Hier Archiv-Foto gg. Großbardorf: Harry Soremski

Das machte die Löwen noch energischer und was folgte waren wütende Attacken. Auch in Person von Kevin Wölk, der ohnehin die kompromisslose Gangart der Gastgeber am heftigsten zu spüren bekam. Nachdem Thorsten Bauer kurz vor der Strafraumgrenze von Innenverteidiger Johannes Bechmann regelwidrig gerempelt wurde, zirkelte der 23jährige KSV- Spielmacher den fälligen Freistoßball um die Mauer herum ins Tordreieck.

Welch ein Kunstschuss, zugleich das vierte Saisontor für Kassels Nr. 20 und der erste direkt verwandelte KSV- Freistoß in dieser Saison (31.). Nur sieben Minuten nach dem 0:1 also der Ausgleich. Das verdient absolute Anerkennung.

Allerdings hatten die Löwen dann bis zur Halbzeitpause brenzlige Aktionen, darunter den Freistoßknaller von Abwehrspieler Johannes Bechmann, als der Ball nur knapp am KSV- Gehäuse vorbei zischte, zu überstehen und retteten sich mit dem 1:1 mühevoll in die Pause.

Auch nach dem Seitenwechsel ging es prompt auf das KSV- Tor, in dem Keeper Dennis Lamczyk mit einer Glanztat nach einem Schuss von FCB-Torjäger Peter Heyer (mit 17 Treffern hinter Thorsten Bauer zweiter der Torschützenliste in der RL Süd) ein erstes Signal setzte. Und in der Offensive Linksverteidiger Christoph Keim, dessen Linksschuss von Schlussmann Stephan Essig gehalten wird. Überhaupt war jetzt Essig angesagt, denn in der folgenden Drangphase des KSV Hessen wuchs der 24jährige, frühere Erfurter, über sich hinaus. Mit den eingewechselten Harez Habib und Stürmer Lukas Lenz für die Defensivspieler Sebastian Busch und Christoph Keim hatte KSV-Trainer Mirko Dickhaut inzwischen das deutliche Offensiv-Zeichen gesetzt. Ala "alles oder nichts".

Doch Essig wars, der die Löwen und vor allem Harez Habib, der bereits vier Tore auf seinem Konto hat, zur Verzweiflung brachte. Der 27jährige, afghanische Nationalspieler scheiterte gleich zwei Mal mit fulminanten Distanzschüssen, darunter ein Mal volley, an Bambergs Nr. 12 und dessen prächtigen Reflexen.

Scheiterte mit zwei spektakulären Volleyschüssen an Bambergs Keeper Essig: Harez Habib, hier beim Hinspiel, wo er zum 2:1 traf
zoomScheiterte mit zwei Schüssen an Bambergs Keeper Essig: Harez Habib, hier beim Hinspiel, bei dem er zum 2:1 traf. Foto: Harry Soremski

Noch sechs Minuten waren dann regulär zu spielen. Schonungslose Spannung! Dann: Eckball von rechts für den KSV Hessen. Kurz ausgeführt von den gebürtigen Nordlichtern und ehemaligen Holstein Kielern Tornieporth/Wölk. "Tornie" kurz und schnell auf Kevin Wölk, der direkt nach innen flankte, wo der Ball über die Zwischenstation Bechmann  - wie schon zuletzt gegen den SSV Ulm beim 1:0 - am zweiten Pfosten landete und Enrico Gaede vor dem KSV-Fanblock hinter dem Tor zum vielumjubelten Siegtreffer einköpfte. Ja, einköpfte...! Der vierte Saisontreffer für den Ex-Siegener, davon drei in den letzten vier Tagen.

Der Rest, bei drei Minuten Nachspielzeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, war pure Nervensache. Eine überaus hektische Schlussphase, inklusive Platzverweis für den eingewechselten Maximilian Zang, der Kevin Wölk bei einem KSV-Konter von hinten rüde umtrat. Mit taktischen Freistoß-Varianten und Wechseln (Defensiv-Sprinter Florian Heussner für Top-Torjäger Thorsten Bauer) sowie Eckfahnen- Orientierungsläufen brachten die Löwen den Vorsprung über die Runde und den nötigen Dreier ins Ziel.

Fazit: beim 30. Saisonspiel blieben beide Spitzenteams im Gleichschritt bei jeweils knappen Auswärtssiegen. Faktisch alles wie gehabt. Mit dem psychologischen Tagessieger KSV Hessen. Und bei genauer Betrachtung ist die Art und Weise, wie und dass die Löwen ein Spiel gedreht haben und ihrerseits den Beweis erbrachten, dass auch sie die mentale Stärke und Physis haben, um eine Partie in den Schlussminuten zu entscheiden, förderlich!

Das könnte dem KSV Hessen einen nicht zu unterschätzenden, zusätzlichen Auftrieb und Ansporn geben. Mit bereits 62 stolzen Zählern nach 30 Spielen gehen die Löwen nun in die letzten vier Partien. Zunächst gastiert am nächsten Samstag der TSV 1860 München II im Auestadion (14 Uhr), dann geht es in einer "englischen Woche" mit der Auswärtspartie beim SV Waldhof Mannheim (Die., 26. Mai, 18 Uhr) weiter.

Herbert Pumann aus Weismain

1. FC Eintracht Bamberg: Essig - Hassa, Felsheim, Bechmann, Stumpf - Dalke, Esen, Dotterweich, Finnemann - Heyer (Kap.), Deptalla. Trainer: Starke.

Eingewechselt: 63. Zang für Finnemann, 66. Pickel für Dalke.

Bank: Rottmann (2.TW), Müller, Mikitow, Biskup, Brandt.

KSV Hessen Kassel: Lamczyk - Gundelach, Schönewolf (Kap.), Latifi, Keim - Busch, Gaede - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer. Trainer: Dickhaut.

Eingewechselt: 59. Habib für Busch, 71. Lenz für Keim, 86. Heussner für Bauer.

Bank: Wolf (2.TW), Möller, Stadel.

Schiedsrichter: Christian Gittelmann (Gauersheim) - Zuschauer: 600

Tore: 1:0 Dotterweich (23.), 1:1 Wölk (Freistoß, 31.), 1:2 Gaede (84.)

Rote Karte: Zang (88., Foul an Wölk)

Gelbe Karten: Finnemann, Bechmann - Busch, Ochs (4.), Gundelach

 

Aufstellung

Veröffentlicht: 16.05.2009

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 06.10.2024