
Vorab das Fazit dieser wilden neunzig Minuten. Es war ein tolles Spiel! Rasse, Klasse, viel Tempo, ein dramatischer Spielverlauf, ein Fallrückziehertor, zwei Elfmeter und eine Menge Hektik und Härte. Es fehlte an nichts.
Doch der Reihe nach. Beim KSV mussten Christoph Keim (Adduktorenprobleme) und Stadel (Krank) passen. Dafür rückten Florian Heussner auf die Außenverteidigerposition und Mentor Latifi hinten in die Mitte. Als Doppelsechs kam Sebastian Busch neben Enrico Gaede zum Einsatz. Neuzugang Sebastian Gundelach, der Mann der weiten Einwürfe, feierte hinten auf der Aussenbahn sein Debut.
"Wir wollten den KSV von Anfang an nicht ins Spiel kommen lassen", sagte Frankfurts Trainer Frank Leicht später. Das klappte nicht wirklich. Im Gegenteil. Ein Angriff nach dem anderen rauschte von Spielbeginn an auf das Tor von Jan Zimmermann. Und immer wieder gab es Eckbälle für die Löwen. So in der fünften Minute. Nachdem der Ball von Wölk in die Mitte geschlagen wurde, traf Enrico Gaede in die Maschen. Doch das Tor fand keine Anerkennung. Torwart Zimmermann wurde zuvor gefoult. Zwei Minuten später brannte es erneut lichterloh im Frankfurter Strafraum. Wieder gab es einen Eckball von Wölk, wieder kam Gaede zum Schuß, aber diesmal landete der Ball am Außennetz. Und weiter gings. Ein Einwurf wie eine Flanke von Neuzugang Gundelach - Latifi drüber (10.). Schuß von Tornieporth aus 22 Metern - knapp vorbei (12.).


Foto:Harry Soremski
Die Zuschauer freuten sich über eine wuselige Löwen-Mannschaft, die wunderbar über die Flügel kombinierte. Doch dann kam die eiskalte Dusche. In der 16. Minute flankt Krük, Vaccaro, der Neuzugang von den Stuttgarter Kickers, kann unbedrängt zum Fallrückzieher ansetzen - und trifft zum 0:1. Ein wunderschönes Tor - leider für die Löwen-Fans auf der falschen Seite. Zwei Minuten später kommt es noch dicker. Diesmal legte Brucia auf - wieder war Vaccaro da - 0:2. Es wurde still im Auestadion.
Doch die Löwen bissen sich zurück. In der 24. Minute wird Thorsten Bauer beim Kopfballversuch von Zimmermann touchiert - Elfmeter. Ein Straßstoß, den nicht jeder Schiedsrichter gepfiffen hätte. "Er hat mich klar im Gesicht erwischt, den kann man geben", sagte Bauer nach dem Spiel. Wie auch immer. Bauer erzielte höchstpersönlich den Anschluss - nur noch 1:2.
Es gab weitere Möglichkeiten für die Löwen. Bauer einen Schritt zu spät (29.) und wieder die Nummer zehn nach einem 25-Meter Einwurf von Gundelach mit dem Kopf (36.) - der KSV drängte auf den Ausgleich. Das dickste Ding hatte freilich der Kapitän auf dem Fuss. Thorsten Schönewolf kam in der 41. Minute frei zum Schuss - Zimmermann konnte gerade noch so auf der Linie klären.
In der zweiten Halbzeit ging es so weiter. "Wir spielten uns die Chancen schon fast im Minutentakt raus", sagte Trainer Mirko Dickhaut. Nur Tore wollten keine fallen. Gaede fast von der Torauslinie ans Außennetz (49.), Flanke von Ochs auf Tornieporth - vorbei (51.), Kopfball Latifi - drüber (52.). Danach bekamen die Frankfurter das Spiel besser unter Kontrolle. Freilich ohne gefährlich zu werden. Ab der 70.Minute blies der KSV dann zur Schlußattake. Und wieder konnten sich die Zuschauer die Haare raufen. Die besten, aber wirklich auch die allerbesten Chancen wurden vergeben. Busch frei vor Zimmermann (71.), Heber von Tornieporth auf das Tornetz (81.), ein Fast-Eigentor von Tewelde (82.), Bauer völlig frei (85.). Die Arena zu diesem Zeitpunkt ein Tollhaus. Die fast 6.000 Zuschauer wollten den Ball ins Tor brüllen - aber das Gehäuse von Zimmermann schien wie vernagelt. Doch die Schlußovertüre sollte noch folgen.
In der 89. Minute pfeifft Schiedsrichter Dr. Drews Freistoß für die Löwen. Tordistanz 20 Meter. Der für Sebastian Gundelach (Verdacht auf Bauchmuskelzerrung) eingewechselte Daniel Möller knallt den Ball in den Strafraum - Vaccaro wirft seine Hand in den Schuß - Elfmeter!
Thorsten Bauer legt sich den Ball zurecht. Scheitert er, liegt Frankfurt fünf Punkte vor den Löwen. Trifft er, bleibt alles beim alten. Welch eine Verantwortung. Scheinbar kühl bis ans Herz bolzt der Torjäger den Ball halbhoch rechts ins Tornetz. Ausgleich! 2:2! Das Auestadion bebt in seinen Grundfesten. "Ich möchte nicht wissen, wie hoch mein Puls beim Elfmeter war", gibt der Torjäger später zu. Egal. Der Ausgleich war hochverdient.
In der Nachspielzeit setzen die Löwen alles auf eine Karte, nach vorne gepeitscht von den Zuschauern. Doch es bleibt beim 2:2.
"Ich bin unheimlich stolz auf diese Mannschaft" sagte Mirko Dickhaut nach dem Spiel. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Oliver Zehe
KSV Hessen: Lamczyk - Gundelach, Schönewolf, Latifi, Heussner - Gaede, Busch - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer.
Eintracht Frankfurt II: Zimmermann - Mössmer, Halke, Krük, Theuerkauf - Weil, Vier - Brucia, Titsch-Rivero, Tewelde - Vaccaro.
Ausgewechselt: 63. Möller für Gundelach, 83. Habib für Busch und Mason für Latifi - 73. Teixera für Krük, 79. Demir für Brucia, 90. Nadaroglu für Vaccaro.
Zuschauer: 5.700 - Schiedsrichter: Dr. Drees (Mainz).
Tore: 0:1 Vaccaro (16.), 0:2 Vaccaro (18.), 1:2 Bauer (24., Foulelfmeter), 2:2 Bauer (90., Handelfmeter).
Gelbe Karten: Ochs, Wölk, Tornieporth - Zimmermann, Theuerkauf, Vaccaro, Weil, Teixera.
Veröffentlicht: 28.02.2009