Löwen für Drangphase nach der Pause nicht belohnt

Löwen für Drangphase nach der Pause nicht belohnt

SSV Ulm 1846 - KSV Hessen 3:1 (1:1)
Im Topspiel des 13. Spieltages blieb der SSV Ulm 1846 gegen den KSV Hessen Kassel auch in seinem 33. Liga- Heimspiel in Folge unbesiegt und verbuchte am Ende drei glückliche Zähler. Die Löwen ihrerseits verpassten den Sieg in ihrer starken Viertelstunde nach der Pause, als sie es versäumten, dem Ausgleichstor von Thorsten Bauer (herrlicher Flugkopfball nach Flanke Dennis Tornieporth) das 2:1 folgen zu lassen. Zu allem Unglück gelang den Gastgebern vor 2.720 Zuschauern in dieser KSV- Drangphase wie aus dem Nichts mit einem Sonntagschuss eigens die erneute Führung. Das 3:1 in der Nachspielzeit war nur Ergebniskosmetik, da die Löwen zu diesem Zeitpunkt alles riskierten, um einen Punkt mitzunehmen, den sie sich auch verdient hatten.

Während Trainer Mirko Dickhaut zum siebten Mal in Folge die gleiche Start-Elf ins Geschehen schickte, nahm sein Pendant Markus Gisdol nach drei Remis in Folge drei personelle Veränderungen vor und brachte von Beginn an den 20jährigen Rekonvaleszent und Hoffnungsträger Christian Sauter, den 36jährigen Stürmer Baba Miguel Coulibaly sowie Rechtsverteidiger Marvin Länge. Für ihn rückte Sandro Sirigu vom rechten Defensiv- in den Offensivbereich.

Nach kurzer Abtastphase beanspruchte Kevin Wölk die erste Chance im Duell des Tabellenvierten gegen den -Zweiten. Von Rechtsaußen hatte Dennis Tornieporth auf Höhe des Strafraums quer gepasst auf den KSV-Spielmacher, der aus 16 Metern mit einem Heber SSV-Schlussmann Holger Betz überlisten wollte. Der Ball ging jedoch neben das Tor und auf der Gegenseite ein Ulmer Angriff gerade noch mal gut für die Löwen. Dank Dennis Lamczyk, der gegen den allein vor ihm auftauchenden Linksverteidiger Patrick Huckle, der die KSV- Hintermannschaft überlaufen hatte, die Nerven behielt und mit einem prächtigen Reflex diese Großchance der Gastgeber vereitelte (14.).

In dieser Spielphase bestimmten die ganz in weiß angetretenen Universitätstädter die Partie und Baba Miguel Coulibaly, der - wie KSV- Kapitän Thorsten Schönewolf - bereits beim letzten Duell zwischen Spatzen und Löwen im Oktober 1997 an gleicher Stätte mitwirkte (0:0), trat aus günstiger Schussposition und kurzer Distanz ein Luftloch (19.). Doch der Traditionsklub von der Donau brachte den zuletzt zwei Mal in Folge ohne Gegentor gebliebenen KSV Hessen weiter in Verlegenheit und schließlich verdientermaßen in Rückstand. Stürmer Florian Treske hatte von halbrechts im Kasseler Strafraum den Ball stramm nach innen gebracht, wo KSV-Abwehrchef Thorsten Schönewolf ihn ebenso unglücklich wie unhaltbar für den machtlosen KSV-Keeper Dennis Lamczyk ins Netz abfälschte (21.).

Hatte nach seiner Maßflanke zum 1:1 hernach selbst zwei gute Torchancen: Flügelflitzer Dennis Tornieporth
zoomHatte nach seiner Maßflanke zum 1:1 von Thorsten Bauer in der 2. Halbzeit selbst zwei gute Torchancen: Flügelflitzer Dennis Tornieporth
Archiv-Foto: Harry Soremski

Doch die Dickhaut-Mannen steckten das Ulmer Führungstor gut weg, fanden fortan besser ins Spiel und kamen in der 45. Spielminute zum 1:1-Ausgleich. Was für ein Tor. Kurz hinter der Mittellinie in des Gegners Hälfte hatte Dennis Tornieporth von links mit rechts mustergültig Thorsten Bauer bedient, der am ersten Pfosten schneller als SSV-Schlussmann Holger Betz zur Stelle war und mit einem sehenswerten Hechtkopfball sein 13. Saisontor im 13. Spiel erzielte.

Ein obendrein psychologisch wertvoller Zeitpunkt und so kamen die Löwen denn auch voller Tatendrang und mit großem Selbstvertrauen aus der Kabine. Was folgte war eine Anfangsviertelstunde in Spielabschnitt Zwei, in der die Löwen-Elf jenen attraktiven Fußball abriefen, der ihr diesen erfolgreichen und ansehnlichen Start in die neue, unbekannte Regionalliga bescherte. Wie beim Spiel-Start zuletzt gegen den SC Pfullendorf schienen die in rot angetretenen Gäste ihren Gegner überrollen zu wollen. Mit einem Unterschied: diesmal wurden keine zwei Tore erzielt, die womöglich auch an diesem kalten November-Freitagabend zum Sieg gereicht hätten. Einem historischen nebenbei bemerkt, denn der SSV Ulm war vor diesem Duell seit sage und schreibe 32 Spielen im Donaustadion unbesiegt. Welche eine Serie! Demgegenüber produzierte der KSV in dieser, ihrer stärksten, Spielphase Angriff auf Angriff, praktizierte elanvoll jenes Flügel- und Kombinationsspiel, das ihm im bisherigen Saisonverlauf so viele Sympathien bei ihren Anhängern einbrachte und selbst neutrale und gegnerische Zuschauer in Erstaunen versetzte.

Zunächst allerdings schien Thorsten Bauer da weiter zu machen, wo er fast mit dem Pausenpfiff aufhörte. Mit einem Kopfballtor. Gleich zwei Mal binnen weniger Minuten schraubte sich der KSV- Torjäger nach jeweiligen Eckbällen von rechts durch Kevin Wölk im Strafraum-Getümmel hoch und SSV-Schlussmann Holger Betz musste aufpassen (48./49.). Dann ist Flügelflitzer Dennis Tornieporth über links nicht zu stoppen. Von Kevin Wölk „auf die Reise geschickt", umkurvte Kassels Nr. 25 einen Ulmer, um dann mit rechts aus der Drehung nur das Außennetz zu treffen (52.). Wenig später probiert es der 25jährige Ex-Emdener von rechts, doch wieder sauste die Lederkugel am Tor vorbei (55.). Während die Löwen variabel spielten und die Schlagzahl erhöhten, mussten sie zwischenzeitlich nur ein Mal aufpassen, als Coulibaly eine Großchance im KSV-Strafraum ausliess (54.).

Ansonsten dominierte zwischen der 45. und 65. Spielminute nur eine Mannschaft: der KSV Hessen! Nunmehr war René Ochs an der Reihe. Der 24jährige kam nach einem langen Freistoßball aus der eigenen Hälfte von Thorsten Schönewolf unerwartet im gegnerischen Strafraum in Ballbesitz, konnte die Gunst der Gelegenheit jedoch nicht nutzen und verzog zu überhastet. Dann bediente Kassels Nr. 7 fein Enrico Gaede an der Strafraumgrenze. Der Mittelfeldroutinier liess noch einen Gegner aussteigen, ehe sein Rechtsschuss auf dem möglichen Weg zu seinem ersten KSV-Ligator noch abgeblockt wurde. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann der KSV Hessen das Führungstor erzielen.

Um so überraschender in dieser Spielperiode fiel das 2:1 auf der anderen Seite. Marcel Stadel - seit Wochen solide und überzeugend - fabrizierte in seinem ansonsten fehlerfreien Spiel nur einen Schnitzer und köpfte unbedrängt im eigenen Strafraum einen Ball, statt weg aus der Gefahrenzone, quer. Dort nutzte Dinko Radojevic die unfreiwillige Vorlage, um dann allerdings aus halblinker Position mit einem beherzten Sonntagsschuss die Lederkugel in den Torwinkel zu dreschen (65.). Ein Tor wie aus dem Nichts oder - aus Ulmer Sicht - heiterem Himmel.

Obwohl gesundheitlich geschwächt, ein starker Rückhalt: KSV- Keeper Dennis Lamczyk
zoomObwohl gesundheitlich geschwächt, ein starker Rückhalt: KSV- Keeper Dennis Lamczyk
Foto: Roland Sippel

Andererseits für die Löwen ein Schock, von dem sie sich trotz aller Bemühungen in dieser gutklassigen und abwechslungsreichen Partie nicht mehr erholten sollten. Statt selbst längt in Front zu liegen, nun der Rückstand.

Fortan sollte nach Vorne nichts Zwingendes mehr gelingen, während die Gastgeber nunmehr im Spiel zurück waren und gute Konterchancen besassen. Doch auf den erkältungsgeschwächten KSV-Keeper Dennis Lamczyk war Verlass. Der 21jährige hielt was zu halten war, und sein Team im Spiel.

Trainer Mirko Dickhaut hatte in der Schlußphase verständlicherweise frische Offensivkräfte für Defensivspieler gebracht, um nichts unversucht zu lassen, zumal die Löwen ja auswärts in dieser Saison auch schon in Darmstadt und Frankfurt späte Ausgleichtore erzielt hatte.

Doch diesmal blieb das Happyend aus, während der eingewechselte Ulmer Amodou Abdullei gegen die nunmehr entblösste KSV-Abwehr gar noch Ergebniskosmetik betrieb und einen Überzahlkonter mühelos aus wenigen Metern zum 3:1-Endstand abschloss.

Herbert Pumann aus Ulm

KOMMENTARE AUF DER PRESSENKONFERENZ:

Mirko Dickhaut (KSV Hessen): „Wie sagte zuletzt bei uns im Auestadion noch Pfullendorfs Trainer? Fußball ist ein Ergebnissport! Beide Teams sind mit Respekt in das Spiel gegangen und haben sich anfangs neutralisiert. Dann folgte die bessere Phase der Ulmer, die verdient mit 1:0 in Führung gegangen sind. Doch wir kamen gut zurück und unsererseits verdient zum Ausgleich. Zu einem günstigen Zeitpunkt. Sehr gut kamen wir dann aus der Pause zurück und waren in der Vorhand. In dieser Phase fiel unglückerweise das Gegentor. Ich denke, wir haben heute ein Unentschieden, einen Punkt verdient gehabt".

Markus Gisdol (SSV Ulm): „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Das war ein großartiges Spiel gegen eine starker Kasseler Mannschaft. Für mich war 1:1- Ausgleich durchaus auch zu einem günstigen Zeitpunkt, denn dadurch konnte ich meine Mannschaft sogleich in der Pause gut auf die zweite Halbzeit einstellen. Meine Mannschaft hat sich den Sieg heute erarbeitet. Wir wollten unbedingt gewinnen, haben auch schon unter der Woche im Training alles gegeben für diesen Erfolg heute".

SSV Ulm 1846: Betz (Cap.) - Länge, Wiesner, Kraljevic, Huckle - Sirigu, Radojevic, Sauter, Barth - Treske, Coulibaly. Trainer: Markus Gisdol.

Eingewechselt: 60. Marinovic für Coulibaly, 79. Reith für Kraljevic, 83. Abdullei für Treske

Bank: Knoll (ETW), Tastan, Onwuzuruike, Pangallo

KSV Hessen Kassel: Lamczyk - Möller, Schönewolf (Cap.), Stadel, Keim - Busch, Gaede - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer. Trainer: Mirko Dickhaut.

Eingewechselt: 69. Habib für Busch, 77. Petrukhin für Möller, 88. Lenz für Stadel

Bank: Wolf (ETW), Streubert, Bravo Sanchez, Heussner

Schiedsrichter: Christian Leicher (Weihmichl, Gemeinde Landshut) - Assistenten: Thomas Dreyer, Thomas Berg

Zuschauer: 2.720 im Donaustadion

Tore: 1:0 Eigentor Schönewolf (21., nach Hereingabe Treske), 1:1 Bauer (45., Kopfball nach Linksflanke Tornieporth), 2:1 Radojevic (65., Linksschuss in den Winkel), 3:1 Abdullei (90. + 1)

Gelbe Karten: Coulibaly (37., Foulspiel), Länge (40., Foulspiel), Radojevic (65., Foulspiel) - Busch (51., Foulspiel), Möller (61., Foulspiel), Keim (63. Foulspiel, 4.GK)

 

Aufstellung

Veröffentlicht: 14.11.2008

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 06.10.2024