Zum mittlerweile fünften Mal in Folge schickte KSV-Trainer Mirko Dickhaut die gleiche Startformation ins Geschehen, die zudem beim vierten Aufeinandertreffen en bloc gegen eine zweite Mannschaft Gelegenheit hatte, sich für den Rückschlag am Mittwochabend zu rehabilitieren.


Archiv-Foto: Harry Soremski
Dass dabei diese letzte „englische Woche" des Jahres so mit einem Auswärtssieg endete, wie sie vor acht Tagen auf ebenfalls bayrischem Boden begann, zeichnete sich bei diesem Verfolgerduell nach einer halben Spielstunde ab. Nachdem sich der gastgebende Tabellenvierte und der -sechste in der imposanten WM-Arena bis dato neutralisiert und taxiert hatten, besaß René Ochs die erste Torchance. Nach feinem Zuspiel von Torjäger Thorsten Bauer tauchte der 24jährige Flügelflitzer frei vor dem „Clubberer"-Torwart Daniel Batz auf, der zeitig heraus eilte und diese erste nennenswerte Torgelegenheit zunichte machte (35.). Dennoch war die Aktion eine Art Initialzündung, denn nunmehr kamen die Löwen auf und nach Zuspiel von Enrico Gaede auf Thorsten Bauer zur bis dato größten Einschussmöglichkeit des Spiels an diesem Allerheiligen-Tag (u.a. Feiertag in Bayern). Unnachahmlich drehte sich Kassels Nr. 10 um seinen Gegenspieler, um dann jedoch frei vor Torhüter Daniel Batz diesen anzuschießen (43.).
Der seit vielen Jahren bekennende „Clubberer"-Fan sollte sich an diesem ersten Novembertag, statt wie gewohnt selbst auf Torejagd zu gehen, mal als Vorbereiter vom Dienst entwickeln.
Und zwar effektiv gleich nach dem Seitenwechsel. Gerade hatte die im Angriff mit permanenten Positionswechseln auffallende U-23-Elf des Zweitligisten (bis auf den 28jährigen Torjäger Fuchs zehn U-23-Akteure in der Startformation) durch ihre erste Torchance aufhorchen lassen (Pagenburgs Rechtsschuss von halbrechts im Strafraum strich knapp am zweiten Pfosten vorbei, 54.), da stach der KSV Hessen gerade zum rechten Zeitpunkt zu. Über René Ochs und Thorsten Bauer kam der aufgerückte Linksverteidiger Christoph Keim im gegnerischen Strafraum in günstige Schussposition und ließ sich diese Chance mit einem ebenso überlegten wie präzisen Linksschuss flach ins lange Eck nicht nehmen.
Das dritte Saisontor für Kassels Nr. 3, das zwanzigste insgesamt im 133. KSV-Ligaspiel für den Löwen. Ohne Frage, der 27jährige hat in dieser Saison einen Lauf und würde es bei diesem Spiel im Frankenland eine - wie bei Bundesligaspielen üblich - Spielstatistik geben, Christoph Keim wäre an diesem Herbstag mit Sonnenschein ganz vorn. Denn mit einem Schuss von der Strafraumgrenze verfehlte der Langzeitlöwe noch das Tor und bei einem weiteren Linksschuss im Strafraum, nach Hereingabe von Kevin Wölk, scheiterte der torgefährliche Defensivakteur am Pfosten, wobei der Ball noch abgefälscht war (74.).


Archiv-Foto: Soremski
Während die Gastgeber nun per weiterer Einwechslungen auf die Offensive setzten, lauerten die Löwen auf Konter und wollten auch vorzeitig die Entscheidung. Die fiel dann mit einem „Sonntagsschuss" am Samstag (wobei in Bayern ja der 1.11. ein Sonntag ist). René Ochs beendete seine wochenlange Torflaute und erzielte sein viertes Saisontor. Und wie! Von Thorsten Bauer im Strafraum in halblinker Position in Szene gesetzt, machte Kassels Nr. 7 noch seinen unwiderstehlichen Schlenker, um dann mit einem effettvollen Rechtsschuss ins hintere Toreck zu treffen (78.).
Dem hatten die Gastgeber (immerhin schon sechs Saisonsiege!) in dieser fairen und von Schiedsrichter Florian Steinberg aus Kornberg, der den KSV Hessen schon mal im Dezember 2006 bei der TSG Hoffenheim pfiff, souverän geleiteten Partie (keine gelbe Karte!) nichts mehr entgegen zu setzen, sodass die Löwen ihren sechsten Saisonsieg feierten und in der Tabelle an den Franken vorbeizogen.
Fazit: Es spricht für diese junge KSV-Mannschaft, dass sie den Rückschlag und die bittere Heimniederlage vom Mittwoch sehr gut weg gesteckt hat und nur vier Tage später wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt ist.
Am nächsten Freitag empfängt der KSV Hessen Kassel im Auestadion zum Flutlichtspiel den SC Pfullendorf (Anpfiff, 19 Uhr), ehe eine Woche später ebenfalls an einem Freitag das nächste Auswärtsspiel beim SSV Ulm folgt.
Herbert Pumann aus Nürnberg
Kommentare bei Pressekonferenz
Mirko Dickhaut (KSV Hessen): „ Wir standen nach dem Mittwochspiel schon irgendwie heut unter Druck und wollten einen Punkt mitnehmen. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt drei geworden sind und der Sieg für uns verdient ist. Das Spiel war von der Taktik geprägt. Ich habe meiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben, dass die Elf, die im Laufe des Spiels mehr riskiert, auch Erfolg haben wird."
René Müller (1. FCN II): „Der Unterschied heute war, dass unser Torwart Bälle zu halten hatte, während Kassels Torwart keine drauf bekam. Wir hatten den letzten, entscheidenden Ballkontakt verschlampt. Kassel hat eine gestandene Regionalligamannschaft, die abgewichst ist. Wenn man die Fehlerquote im Spiel berücksichtigt, ist der KSV verdienter Sieger."
1. FC Nürnberg II: Batz - Gareis, Jordan, Krämer, Bieler - Frantz, Kotzke, Fuchs (Cap.), Stiefler - Pagenburg, Kulabas. Trainer: René Müller.
Eingewechselt: 56. Yalin für Pagenburg, 66. Sam für Krämer, 70. Weiser für Bieler.
Bank: Brunnhübner (ETW), Kling, Engelmann, Valentini
KSV Hessen Kassel: Lamczyk - Möller, Schönewolf (Cap.), Stadel, Keim - Busch, Gaede - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer. Trainer: Mirko Dickhaut.
Eingewechselt: 77. Petrukhin für Tornieporth, 86. Habib für Wölk, 88. Lenz für Bauer.
Bank: Wolf (ETW), Barak, Streubert, Heussner.
Schiedsrichter: Florian Steinberg aus Korntal - Zuschauer: 762
Tore: 0:1 Keim (55., Vorabeit Bauer/Ochs), 0:2 Ochs (78., Vorarbeit Bauer)
Gelbe Karten: Keine
Veröffentlicht: 01.11.2008