Auf einem Golfplatz ähnlichem "Green", der neu verlegte Rasen erlebte im Playmobilstadion im Fürther Ronhof seine Pflichtspiel- Premiere, vertraute KSV- Trainer Mirko Dickhaut auf sein 4-2-3-1- System, während sein Pendant Reiner Geyer im Angriff mit Nicolai Müller (20 Jahre) und Sercan Sararer (18 Jahre) auf zwei blutjunge Stürmer aus dem Zweitligakader, der am Sonntag zum Derby beim FC Ingolstadt gastiert, setzte. Mit Keeper Jens Grahl und Innenverteidiger Tom Bertram wirken zwei weitere Akteure aus dem Team von Benno Möhlmann mit.
Die Gastgeber, in der von den eingesetzten 14 Spielern insgesamt elf U-23- Akteure eingesetzt wurden, kamen schwieriger ins Spiel als die Kasseler Löwen, bei denen mit Thorsten Schönewolf, Thorsten Bauer und Daniel Möller gerade mal noch drei Akteure in der Startelf standen wie bei jener vom letzten Regionalligaspiel gegen Wacker Burghausen am 31. Mai.
Daniel Möller war es auch, der sich als erster Liga- Torschütze dieser noch jungfräulichen Saison anmelden wollte, doch den strammen 30-Meter- Freistoßschuss ins untere Toreck konnte der 19jährige Schlussmann Sven Grahl gerade noch ins Toraus lenken (6.). Es folgten gleich in der Anfangsphase drei Eckstöße für die Löwen, doch die dabei guten Eindrücke aus den Vorbereitungsspielen schienen sich bis nach Fürth herum gesprochen zu haben. Hier fehlte an diesem 16. August 2008 die Effektivität.


Foto: Wolfgang Zink
Nur wenige Zentimerter fehlten René Ochs bei seinem kessen Schlenzer mit rechts aus 20 Metern von halblinker Position (11.). Der auffälligste KSVer in der Anfangsphase hatte später auch noch Pech, als der 24jährige Flügelflitzer nach der - vor der Pause- einzigen Unsicherheit von Keeper Jens Grahl mit dem Rücken zum Tor beim Seitrückzieher erneut knapp das Gehäuse verfehlte (36.).
Dazwischen lag das Tor des Tages und die Großchance für Sebastian Busch. Der Reihe nach. Gerade in einer Phase, als es nur eine Frage der Zeit schien, wann der KSV Hessen das Führungstor erzielt, kam der prompte Konter, der überhaupt spiel- und konterstarken "kleinen Kleeblätter". Florian Pickel strafte gleich zwei individuelle Abwehrfehler der Löwen und liess KSV- Keeper Dennis Lamczyk in seinem ersten KSV- Ligaspiel von Beginn an keine Abwehrchance (29.). Die KSV- Antwort liess zwar nicht lange auf sich warten, doch dem stets bemühten Torjäger Thorsten Bauer fehlte postwendend aus elf Metern (nach Rechtsflanke von Kevin Wölk) der letzte Druck beim Kopfball (30.). Zu viel Druck hinter den Ball brachte dann Sebastian Busch nach der gelungensten Kombination der gesamten Partie. Prima frei gespielt drosch der 25jährige, defensive Mittelfeldspieler den Ball freistehend und ungehindert aus elf Metern über das Tor (34.).
Endstation Torhüter Jens Grahl war dann kurz vor der Pause der Kopfstoss des aufgerückten KSV- Abwehrchef Thorsten Schönewolf, der nach seiner Spiel- und Trainingspause wegen einer Kiefern- OP am Spieltag "grünes Licht" für einen Einsatz geben konnte. Kevin Wölk hatte den Ball, nach zunächst abgewehrtem Eckball ,im zweiten Versuch in das Strafraumzentrum gebracht..
Die Löwen verzeichneten bis zur Pause insgesamt das gefälligereKombinationsspiel, ein Chancenübergewicht, doch mit Nicolai Müller, Florian Pickel und Sercan Sararer besassen die Greuther- Fürther drei spielstarke Individualisten, auf die der KSV Hessen gehörig aufzupassen hatte, was nicht immer gelang.
Nach Wiederbeginn legten die Löwen munter los. Erst verpasste Thorsten Bauer per Kopf im wahrsten Sinne des Wortes nur um Haaresbreite eine gekonnte Rechtsflanke von Dennis Tornieporth (49.). Noch in der gleichen Minute mutierte René Ochs bei seinen Abschlüssen nun endgültig zum Pechvogel der Löwen an diesem Tag. Der Siegtorschütze vor einer Woche im Auestadion beim letzten Vorbereitungsspiel gegen den VfL Wolfsburg II machte zunächst alles richtig, legte sich über links an der Strafraumgrenze den Ball auf den rechten Schußstiefel, zog couragiert ab...doch - nach zwei Mal vor der Pause links - stand das Tor diesmal um einige Zentimeter zu weit rechts.


Foto: Wolfgang Zink
Es schien so, als würde der KSV Hessen an diesem Tag einfach kein Tor mehr erzielen. Selbst nicht bei der stärksten Szene von Thorsten Bauer, als sich der 30jährige Torjäger mit unnachahmlicher Drehung an der Strafraumgrenze den nötigen Freiraum verschaffte und blitzschnell abzog. Doch es fehlte wieder nur eine Ball- Breite zum ersehnten Ausgleichstor.
Allerdings mussten die Löwen mittlerweile höllisch bei den schnell und technisch gut vorgetragenen Kontern der Gastgeber aufpassen und Mentor Latifi, Daniel Möller, Keeper Dennis Lamcyzk sowie der eingewechselte Florian Heussner retteten bei der nunmehr ein und anderen, brenzligen Aktion im KSV- Strafraum.
Dass die Gäste mit zunehmender Spieldauer im Bestreben der Aufholjagd die Abwehr entblössten war jedoch nachvollziehbar . Mit Lukas Lenz war nach einer Spielstunde bereits ein zweiter Stürmer an der Seite von Thorsten Bauer gekommen. Doch bei allem Bemühen und ersichtlicher Moral, waren die Angriffsaktionen - natürlich auch mit nachlassender Physis - nicht durchdacht und zwingend genug. Hier war der total neu formierten Mannschaft anzumerken, dass sie - gerade in der Offensive - noch nicht eingespielt ist und Zeit braucht.
Am Ende lief den Löwen dann auch die Spielzeit davon und als sich bei der letzten ebenso hoffnungsvollen wie vielversprechenden Strafraum- Aktion gleich drei KSVer am Elfmterpunkt gegenseitig behinderten, sollte es mit dem möglichen Tor und Punktgewinn in der Schlussphase nichts mehr werden.
Am kommenden Samstag kommt es am zweiten Spieltag zum reizvollen Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine KSV Hessen Kassel und SV Waldhof Mannheim, der am Freitagabend ebenfalls seine, so unerwartete, Erfahrung mit einer U-23- Mannschaft eines Zweitligisten machte. Anpfiff Auestadion: 14 Uhr.
Zur Lage: Um eine erste Tendenz zu haben, wo in dieser Saison (gilt nicht nur für den KSV Hessen) die Reise hingeht, sollte nicht nur ein, und das erste, Spiel berücksichtigt werden. Dazu bedarf es mindestens zehn Spieltage. Und wie leistungsfähig zweite Mannschaften, zumal wenn von ihnen Spieler die Vorbereitungsphase im Profilager mit absolviert haben, gerade am Anfang einer Saison sind, verdeutlicht ein Blick und eine Studie der restlichen Resultate des 1. Spieltages in der Regionalliga Süd.
KOMMENTARE DER TRAINER:
Mirko Dickhaut (KSV Hessen): "Die Zielvorgabe für uns war ein Punkt. Wir wußten wie alle Mannschaften nicht, wo man in dieser neuen Regionalliga steht. Wir hatten am Anfang und insgesamt über die gesamte Partie die größeren Spielanteile. Ich muss jedoch der Mannschaft vorwerfen, nicht zwingend genug vor des Gegners Tor gewesen zu sein. Beim Gegentor haben zwei Spieler bei uns nicht aufgepasst und dann liefen wir bei der Wärme und diesem spielstarken Gegner dem Rückstand hinterher. Ich hoffe, dass wir uns nächste Woche im Heimspiel gegen den SV Waldhof Mannheim die Punkte wieder holen, die wir hier verpasst haben".
Reiner Geyer (SpVgg Greuther Fürth II): "Die große Frage war, wie ist diese Liga? Was erwartet uns? Diese neue vierte Liga hat mit der alten, wie wir sie hier aus der Bayernliga vom Vorjahr her kennen, nichts zu tun. Gegen einen richtig guten Gegner aus Kassel wurden meine junge Mannschaft heute richtig gefordert. In der zweiten Halbzeit war es für beide Teams schwierig, bei diesen Temperaturen das Tempo aus der ersten Hälfte hoch zu halten."
SpVgg Greuther Fürth II: Grahl - Wiechers, Bertram, Fiedler, Herl - Schreckinger (Kap.), Kleineheismann - Prib, Pickel - Nicolai Müller, Sararer. Trainer: Geyer.
Eingewechselt: Strauß für Sararer (73.), Dressler für Pickel (73.), Jim- Patrick Müller für Prib (87.)
Bank: Wächter (ETW), Supak, Philp, Baumgärtel
KSV Hessen Kassel: Lamcyzk - Möller, Schönewolf (Kap.), Latifi, Streubert - Busch, Keim - Ochs, Wölk, Tornieporth - Bauer. Trainer: Dickhaut.
Eingewechselt: Lenz für Busch (61.), Heussner für Möller (61.), Petrukhin für Streubert (81.)
Bank: Wolf (ETW), Herbold, Wittke, Stadel.
Schiedsrichter: Martin Bärmann aus Leipzig - Zuschauer: 700
Tor: 1:0 Pickel (29.)
Gelbe Karten: Nicolai Müller (Unsportliches Betragen, 63.), Dressler (Foulspiel, 89.) - Tornieporth (Unsportliches Betragen, 38.), Möller (Foulspiel, 58.), Wölk (Foulspiel, 71.), Bauer (Unsportliches Betragen, 85.)
Herbert Pumann
Veröffentlicht: 16.08.2008