Einem Zähler folgt eine Vorgabe: Jetzt müssen Siege her

KSV Hessen - VfB Stuttgart II 1:1 (0:0)
Mal wieder ein Unentschieden. In 2008 das siebte aus elf Spielen. Immerhin: Anders als oft genug zuvor ließ der KSV Hessen diesmal keine Punkte liegen, sondern holte jenen einen mit viel Dusel. Ein Zähler nach dem 1:1 (0:0) gegen die starke Reserve des VfB Stuttgart, der die Löwen in der Tabelle zwar auch nicht richtig voran bringt, aber angesichts der Stuttgarter Überlegenheit durchaus als Teilerfolg verbucht werden kann. Und einer, der die Hoffnung auf die 3. Liga am Leben hält. Den Kasseler Treffer erzielte Thorsten Bauer.

Wäre jemand auf der Suche nach einem möglichst exakten Mittelweg zwischen Zufriedenheit und Enttäuschung, zwischen Euphorie und Niedergeschlagenheit - er hätte am Dienstagabend ins Auestadion kommen müssen. Beständig war einzig und allein die Unbeständigkeit der Gefühlswelten. Und keiner beim KSV Hessen wusste wirklich, wie er dieses erneute Unentschieden im Saisonendspurt nun einordnen sollte. Weder die Zuschauer, die sich mehrheitlich nicht entscheiden konnten, ob sie nach Schlusspfiff nun pfeifen, klatschen oder einfach nur gehen sollten. Noch die Spieler, von denen ein paar gedankenverloren mit hängenden Köpfen auf dem Platz herumschlichen, während sich andere in der in der Fankurve feiern ließen.

Der Trainer immerhin zeigte sich durchaus zufrieden mit dem Unentschieden. Matthias Hamann sprach von einem „gerechtfertigten Punkt“, weil die Löwen einen enormen physischen Aufwand betrieben hätten. Hamann lobte die geleistete Laufarbeit und den Einsatz seiner Mannen, sprach aber auch die Fehler an, die sein Team in den vorangegangen 90 Minuten gemacht hatte. Die zum Teil „inkonsequente Verteidigung“ und Stellungsfehler in der nicht selten unsicher wirkenden Abwehrkette. Den oft langsamen und unzureichenden Spielaufbau, weswegen in der letzten halben Stunde nicht wenige Kontergelenheiten gegen die aufgerückten Stuttgarter schon im Ansatz scheiterten. Ebenfalls auffällig: die zahlreichen Fehlpässe, die allerdings in einem mäßigen Regionalligaspiel auch auf Stuttgarter Seite keine Ausnahme waren.


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zoomJubel nach dem Tor zum 1:0 durch Thorsten Bauer (KSV) (L)
Foto: Roland Sippel

Im Mittelpunkt aber stand für den Coach etwas anderes. Eine Vorausschau. Eine Vorgabe. Fast ein Versprechen. Am Freitag nämlich steht bereits das nächste Spiel an, das viertletzte insgesamt, und ein allemal vorentscheidendes. Denn vom Tabellendrittletzten aus Karlsruhe „müssen wir mit drei Punkten zurückkommen“. Hamann kündigte eine „Topleistung“ einer „topmotivierten Kasseler Mannschaft“ an. Insgesamt benötigt der KSV aus den letzten vier Spielen drei Siege, um die „goldene“ 46-Punkte-Marke zu knacken. In der letzten Saison reichte dies für Platz zehn. Die Gegner sind machbar: Neben dem KSC muss die Hamann-Elf beim Tabellenletzten in Oggersheim ran. Springen in beiden Spielen die eingeplanten Siege heraus, braucht nur eines der Heimspiele gegen Sandhausen und Burghausen gewonnen zu werden, und die Löwen wären wohl in der 3. Liga.

Der KSV muss also noch mächtig zittern, der VfB braucht dies nun nicht mehr. „Mit dem heutigen Spiel haben wir rechnerisch die Qualifikation geschafft“, witzelte Coach Rainer Adrion. Wohlwissend, dass seine mit hochtalentieren Nachwuchskräften gespickte Elf in dieser Saison nie gefährdet war, das Saisonziel zu verpassen. Vielleicht ist es auch auf diese scheinbare Sicherheit zurückzuführen, dass die Stuttgarter die erste halbe Stunde in Kassel komplett verschliefen und dem KSV anfangs das Feld überließen. Eine Chance von Haas (2.), eine von Beyer (17.) - die Löwen hatten durchaus die Möglichkeiten, früh in Führung zu gehen.

Dies gelang dann nach 55 Minuten: Kümmerle hatte von der linken Seite geflankt, Toptorjäger Thorsten Bauer war in typischer Manier im Strafraum hochgestiegen und hatte eingenickt. Ein Kasseler Treffer in einer fast 60-müntigen Phase, in der die Löwen eigentlich kaum etwas zu bestellen hatten. Denn nach einer schwachen ersten halben Stunde übernahmen die Gäste das Heft des Handelns, übten Druck aus und deuteten ihre spielerische Klasse mehrmals an. Nur zwei Minuten nach Bauers Treffer erzielte der agile Sebastian Rudy den verdienten Ausgleich, als er die ungeordnete KSV-Defensive alt aussehen ließ, den Ball seelenruhig im Strafraum annahm und platziert abschloss. Pech für die Löwen, dass der Ausgleich so schnell nach dem 1:0 fiel. Und Glück, dass Stuttgart in der Folge zahlreiche hochkarätige Torchancen zum Siegtreffer ausließ. Alleine Matthias Morys tauchte in der Schlussphase dreimal alleine vor Adler auf - und vergab jedes Mal.

Von Michael Brehme

Kassel: Adler - Möller, Schönewolf, Willers, Kümmerle - Beyer (71. Bayrak), Busch, Zinke (66. Berger), Schmidt (58. Fießer) - Bauer, Haas

Stuttgart: Hammel - Opoku-Karikari, Kovacevic, R. Schuster, Schwabe - Träsch, Kolinger, Ikeng (62. Dausch), Rudy - Rahn (78. Hindelang), Klauß (46. Morys)

Tore: 1:0 Bauer (55.), 1:1 Rudy (57.)

Gelb: Beyer - Opoku-Karikari, Kolinger

Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Dorum) - Zuschauer: 4.800 im Auestadion


 Video der Pressekonferenz
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Veröffentlicht: 06.05.2008

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024