Löwen am Remis- Spieltag gnadenlos bestraft - weiter Siebter

FC Bayern München II - KSV Hessen 4:0 (2:0)
Trotz guter Möglichkeiten blieb der KSV Hessen Kassel beim FC Bayern München II vor gerade mal 390 Zuschauern im Stadion an der Grünwalderstraße am 12. Spieltag ohne Tor- und gar ohne Punkte- Ausbeute. Beim 4:0 (Halbzeit 2:0) nutzten die Gastgeber andererseits konsequent ihre Torchancen und bestraften die Löwen gnadenlos. Da die anderen Partien bis auf die des neuen Spitzenreiters VfR Aalen durchweg mit Remis endeten, bleibt der KSV Hessen vor dem einen Sonntagspiel weiter auf Tabellenplatz 7.
Die Löwen wahren ihre zwei Gesichter! Zuhause zumeist und kontinuierlich, bei kaum Torchancen für den Gegner, überzeugend, dass sogar von einer Heimmacht im Auestadion die Rede sein kann. Demgegenüber mangelte es dem Team von Cheftrainer Matthias Hamann auswärts in den letzten drei Spielen an der letzten, nun mal entscheidenden, Konsequenz und auch Konzentration.

Und zwar in allen Mannschaftsbereichen! Ob in der Defensive, denn wie sonst konnte Torjäger- Altmeister Vitus Nagorny nach einer – wenn auch präzisen Freistoß- Hereingabe des 17jährigen Talentes Toni Kroos – so ungehindert bereits nach zwölf Spielminuten einköpfen oder der defensive Mittelfeldspieler Mats Hummels nur zehn Minuten später nach einem Konter (wohlgemerkt im eigenen Stadion) und wiederum Vorarbeit von Kroos mutterseelenallein auf KSV-Keeper Oliver Adler zulaufen und abgeklärt zum frühen 2:0 einschießen! Oder im Mittelfeld, wo allen voran Spielführer und Antreiber Denis Berger sowie Jan Fießer zwar stetig um Linie im Spiel bemüht waren, doch insgesamt beim KSV zuoft der gelungene, finale Pass fehlte. Was wiederum auch an manch Abstimmungs- Defizit lag. Oder vor des Gegners Gehäuse, wo bei den Löwen die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss ausblieb. Dabei gab es an diesem kalten Herbsttag günstige Gelegenheiten und obendrein einen besonders im Abwehrbereich und trotz des Ex- Nationalspielers und Abwehrchefs Thomas Linke auffallend verunsicherten Gegner.

Und noch eins tritt beim KSV zu Tage – die fehlende „Rückstand- Resistenz“. Will heißen: wenn der KSV Hessen – auswärts – in Rückstand gerät, ist zwar das Aufbäumen, die Reaktion da, doch die Vorgehensweise einfach nicht konstruktiv und abgeklärt genug. Viele gut gemeinte Aktionen werden zudem im Übereifer im Keim erstickt. Hier gilt es sich unbedingt für diese junge und zum Teil unerfahrene Mannschaft weiter zu entwickeln, damit der Kurs „Qualifikation 3. Bundesliga“ erhalten bleibt. Ironie des Schicksals am Rande: da auf den anderen Plätzen an diesem bemerkenswerten 12. Spieltag bis auf eine Ausnahme en bloc Remis gespielt wurde, bleiben die Löwen weiterhin auf Rang 7. Allerdings steht mit dem Münchener Derby zwischen der Spvgg Unterhaching und der Sechziger U-23 am Sonntag noch eine Partie an.

Zu allem Unglück avancierten die Löwen zuletzt auch noch als Aufbau- Gegner und willkommener Gast. Erst dem FC Ingolstadt den ersten Heimsieg, was bisher dessen einziger blieb, ermöglicht, dann den torarmen und hinter dem KSV rangierenden Pfullendorfern Tore schießen und siegen leicht gemacht. Ähnliches beim „kleinen FC Bayern“, der es zuvor in elf Spielen gerade mal auf acht Treffer brachte und sich am Samstag ebenso wie zuvor Pfullendorf gegen den KSV Hessen den Frust von der Seele schießen konnte. Vor dem Spieltag auf Rang 16 und bisher in der Tabelle hinter den Erwartungen (und Ansprüchen) geblieben, schien der dritte Heim- und zugleich Saisonsieg für das Team um Trainer Hermann Gerland wie eine Erlösung zu sein.

Eine Erlösung von diesen zuletzt wiederkehrenden Auswärts- Alpträumen benötigt schnellstens auch der KSV Hessen, denn das nächste Auswärtsspiel beim Tabellen- Zweiten und heim- sowie spielstarken VfB Stuttgart II steht bevor. Das Team von Trainer Rainer Adrion benötigt allerdings derzeit keinen Aufbaugegner...!

Klar ist, wie Trainer Matthias Hamann (siehe auch Kommentar am Ende) treffend erkannte, „wir müssen endlich auswärts die Kurve kriegen“. Damit die Löwen nicht weiter in der Fremde auf der Strecke bleiben, ist ein Erfolgs- Erlebnis und mehr Effizienz, Effektivität, Spielgeduld und Professionalität erforderlich. Zuhause – auch getragen von der Unterstützung der Zuschauer als 12. Mann und der Kulisse im Auestadion – haben die Löwen all das bereits bewiesen. Bei aller Analyse, Ursachenforschung und Kritik darf das jetzt allerdings auch nicht in punkto Kopfsache in eine bestimmte Richtung gehen bzw. gar zur mentalen Blockade für die nächsten Auswärts- Auftritte werden. Sie wissen schon….wie war das mit dem bekannten Psycho- Beispiel….woran denkt man, wenn einem gesagt wird, denk mal nicht an den Eiffelturm…!

Statt 2:0- KSV- Führung in Anfangsphase 0:2- Rückstand

Abschließend zur Chronologie des Spiels, das – wie später nicht nur anwesende bayrische Berichterstatter befanden – irgendwie komisch war. Der KSV Hessen, der zum vierten Mal in Folge mit der gleichen Start- Elf antrat, mit den größeren Spiel- und Chancenanteilen, doch der FC Bayern trotz diverser Unzulänglichkeiten im eigenen Abwehrbereich als am Ende vom Resultat her klarer Sieger mit nahezu optimaler Verwertung seiner sich bietenden (und vom KSV ermöglichten) Torgelegenheiten.

Dabei deutete zunächst einiges auf einen Auswärtssieg der Löwen hin, resultierend aus einem Blitzstart. Vom Anpfiff weg spielten die ganz in rot angetretenen Löwen den obligatorischen langen Anstoß- Ball in des Gegners Strafraum, wo FCB- Torhüter Thomas Kraft der Ball zum ersten KSV- Eckball versprang. Die präzise Hereingabe von Jan Fießer führte dann durch Vitus Nagorny fast zum Eigentor, doch den verlängerten Ball des im eigenen Strafraum befindlichen FCB- Stürmers konnte ein Mitspieler noch vor dem Überschreiten der Torlinie retten.
In der 10. Minute folgte dann ein excellenter KSV- Angriff, ausgehend von Jan Fießer über Erich Strobel. Der 21jährige Stürmer passte mustergültig in den Strafraum auf den davon eilenden Serdar Bayrak, der bei seiner Großchance, halbrechts aus 12 Metern, jedoch mit seinem Rechtsschuss am reaktionsschnellen Kraft scheitert. Der anschließende Querschläger eines FCB- Abwehrspielers demonstrierte, wie verwundbar die Gastgeber an diesem Tag waren. Doch während die Unzulänglichkeiten des ganz in weiß spielenden FCB ungestraft blieben, kam es fortan für den KSV knüppeldick und der Auftritt vom für viele Fußball- Experten derzeit größten Fußballtalent Deutschlands – Toni Kroos. Scheiterte der 17jährige Spielgestalter zunächst noch mit einem 25- Meterfreistoß an der KSV- Abwehrmauer, machte es die Nr. 10 des FCB danach vom ruhenden Ball aus besser.

Vor wenigen Wochen noch bei seinem Bundesliga- Debüt Nationalstürmer Miroslav Klose mustergültig mit Torvorlagen bedienend, zirkelte der Fußball- Rohdiamant in der 13. Minute Vitus Nagorny die Lederkugel zur – zu diesem Zeitpunkt – überraschenden 1:0- Führung auf den Kopf. Der Ex- Elversberger wuchtete den Ball unhaltbar für KSV- Keeper Oliver Adler ins Netz. Kurz darauf flankte Daniel Möller von rechts in des Gegners Strafraum, wo Thorsten Bauer gegen den zögerlichen Kraft fast Nutznießer war. Statt 1:1 jedoch ein prompter Konter zum 2:0 durch Hummels nach genialem Pass von Toni Kroos (20.). Mit wütenden Offensiv- Attacken trotzten die Löwen dem Rückstand und nach Bayraks Hereingabe, war im Gäste- Lager der Torschrei auf den Lippen, um zugleich jäh zu verstummen, denn der feine Hechtkopfball von Thorsten Bauer vorbei an Keeper Kraft wurde kurz vor der Torlinie von zwei FCB- Spielern gerettet. Weitere Distanzschüsse von Arne Schmidt und Jan Fießer sowie eine Direktabnahme im Strafraum von Serdar Bayrak verfehlen das Ziel, so dass es beim 2:0 für das Gerland- Team zur Pause auf „Giesings Höhen“ blieb.

Thorsten Bauer traf Pfosten

Nach Wiederbeginn machten die Löwen mit ihrer Aufholjagd unverdrossen weiter. Michael Kümmerle schaltete sich über links in die Offensive ein, passte fein nach innen, wo Thorsten Bauer freistehend aus kurzer Distanz den Pfosten traf und auch im Nachschuss den Ball nicht im Tor unterbrachte. Welch eine hochkarätige Torchance, die sich der mit acht Treffern erfolgreichste Torschütze der Liga normalerweise nicht entgehen lässt. Doch es war geradezu verflixt! Statt 1:2- Anschluss und neuer Hoffnung, ging auf der anderen Seite der „Gegentor- Spuk“ weiter. Natürlich wieder mal ausgehend vom ruhenden Ball und von Toni Kroos, der beim Freistoß von links auf Höhe des Strafraums in diesen quer legte und Torschütze Schwarz bei seinem unhaltbar für Olli Adler abgefälschten Direktschuss das in dieser Aktion nötige Glück auf seiner Seite hatte (62.).

3:0 oder: drei Torchancen, drei Tore für den FC Bayern II. Optimale Ausbeute und eine Abschluss- Konsequenz…als hätten sie es vom „großen FC Bayern“ übernommen. Obwohl fortan in der FCB- Hintermannschaft immer noch keine Ruhe und Sicherheit einkehrte und die Löwen nach wie vor zu Torchancen kamen, war die Partie somit nach einer Spielstunde entschieden. Das umstrittene Tor - Ausgangspunkt wieder ein Freistoß - zum 4:0- Endstand, bei dem der wenige Minuten zuvor eingewechselte Deniz Yilmaz abstaubte, nachdem Keeper Oliver Adler zuvor noch reaktionsschnell den Schuss von Schwarz pariert hatte, passte dann ins Bild dieser – wie von einigen Augenzeugen erwähnt – komischen Partie, in der manche im FCB- Lager nicht so recht wussten, wie ihnen geschah.

Das sollten die Löwen durchaus wissen und gut beraten sein, um selbstkritisch sowie ungeschminkt in Klausur zu gehen und es künftig besser zu machen! Die erfolgreichen Heimspiele im Auestadion sind Indiz, dass sie dazu befähigt sind und es durchaus KÖNNEN!

Herbert Pumann - KSV-Pressereferent

KOMMENTARE DER TRAINER

Matthias Hamann (KSV Hessen): "Wir sind derzeit auswärts ein willkommener Gegner. 0:3 in Ingolstadt, 2:5 in Pfullendorf und heute 0:4 beim FC Bayern. Das steht im krassen Gegensatz zu unserer Stabilisation daheim. Außerdem haben wir in dieser Saison schon sieben Mal zu Null gespielt. Wir waren heute nicht so schlecht und der FC Bayern nicht so gut wie es das Ergebnis aussagt. Wir haben uns allerdings bei den Gegentoren vier Mal unprofessionell verhalten, wobei dem letzten Tor meines Erachtens eine Fehlentscheidung vorausging. Doch das war dann eh nicht mehr Spiel entscheidend. Wir haben einfach unsere Leistung nicht zu 100 Prozent gebracht. Dennoch hatten wir 60 bis 70 Prozent Ballbesitz, doch was zählt sind nun mal die Tore. Deswegen hat der FC Bayern auch verdient gewonnen. Wir müssen auswärts endlich die Kurve kriegen."

Hermann Gerland (FC Bayern II): "Die erste Halbzeit sah sehr gut bei uns aus. Mit zwei schönen Toren nach großartiger Vorarbeit von Kroos. Nach der Pause hätte das Spiel kippen können, doch es konnte ja auch nicht sein, dass wir permanent Pech haben wie in den letzten Wochen. Jetzt haben wir wieder Selbstvertrauen getankt."

FC Bayern II: Kraft - Celozzi, Saba, Linke, Kokocinski - Sikorski (46. Görlitz), Hummels, Fürstner, Schwarz (86. Schütz) - Kroos - Nagorny (81. Yilmaz). Trainer: Gerland.

Bank: Grün (ETW), Benede, Rieß, Badstuber.

KSV Hessen: Adler - Möller, Willers, Zinke, Kümmerle - Bayrak, Fießer, Schmidt (76. Petrukhin), Berger - Strobel (59. Beyer), Bauer. Trainer: Hamann.

Bank: Lamczyk (ETW), Keim, Busch, Schönewolf, Wojcik.

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb/Baden Württemberg) - Zuschauer: 390.

Tore: 1:0 Nagorny (12.), 2:0 Hummels (20.), 3:0 Schwarz (62.), 4:0 Yilmaz (84.).

Gelbe Karten: FCB keine - Kümmerle (Foulspiel, 22.), Strobel (Foulspiel, 50.), Petrukhin (Foulspiel, 80.), Bauer (Unsportlichkeit, 84.)


Videobeitrag Online: HR Sport am Samstag

Aufstellung

Bildergalerie

Bildergalerie

Veröffentlicht: 20.10.2007

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 06.10.2024