Löwen- Coup in Stuttgart mit kompakter Mannschaftsleistung
Stuttgarter Kickers - KSV Hessen 0:2 (0:1)
Das GAZI- Stadion auf der Waldau im Stuttgarter Degerloch ist ertragreiches Terrain für die Löwen. Im Vorjahr an jenem Mittwoch- Abend im November mit der besten Saisonleistung beim 3:1- Sieg drei Zähler mit auf die Heimreise genommen, und jetzt wiederum beim 2:0- Auswärtssieg. Der erste in dieser noch jungen Saison im dritten Spiel in der Fremde, wo das Team um Trainer Matthias Hamann somit weiterhin ohne Gegentor und ohne Niederlage bleibt. Alle Achtung! Wieder mal überzeugte der KSV Hessen durch eine kompakte Mannschaftsleistung und präsentierte sich, unterstützt von ca. 60 mitgereisten, treuen Fans, als verschworene Einheit auf dem Platz.
Während bei den Gastgebern der seit Saisonbeginn neue Trainer Peter Zeidler einige Umstellungen gegenüber dem 1:0- Sieg aus der Vorwoche beim FC Bayern München II vornahm, vertraute sein Pendant Matthias Hamann auf die Startformation aus dem zurückliegenden 2:2- Heimerfolg gegen Aufstiegsfavorit SpVgg Unterhaching. Vom Stuttgarter Stadionsprecher als beste Auswärtsmannschaft (verständlich nach drei Siegen in drei Spielen) angekündigt, wollten die Kickers im dritten Anlauf endlich ihren ersten Heimsieg landen. Demzufolge gingen die „Blauen“, wie die Stuttgarter Kickers auch genannt werden, vom Anpfiff des Unparteiischen Christian Leicher (aus Weihmichl/Bayern) weg, offensivorientiert und engagiert zu Werke, um den Gästen alsbald „den Schneid abkaufen“ zu wollen. Doch der blutjunge Abwehrchef Tobias Willers und Co. hielten von Beginn an dagegen, hatten jedoch in der 14. Spielminute auch das Glück auf ihrer Seite. Eine mustergültige Kickers- Kombination brachte Sokol Kacani halbrechts im Strafraum in günstige Schussposition. Der 23jährige Stürmer, nicht nur wegen seiner gelben Fußballschuhe an diesem Tag einer der auffälligsten Akteure auf dem Platz, schoss mit rechts und scheiterte am (zweiten) Pfosten.
Antreiber Denis Berger
Die Gäste blieben davon unbeeindruckt. Allen voran Denis Berger, der sich in seiner zwischenzeitlichen Heimat Stuttgart (spielte jahrelang beim VfB), in Spiellaune präsentierte und als Spielführer Verantwortung übernahm. Mit Michael Kümmerle, der ja bei den Kickers in der Jugend und später bei den Senioren mal in der 2. Bundesliga kickte, bildete Berger in der 1. Halbzeit ein leistungsstarkes Duo auf der linken Seite. Von Sascha Benda war Berger kaum zu halten und nachdem der Österreicher schon die ein und andere, feine Einzelleistung lediglich ungekrönt ließ und ein Mal gegen seinen Kickers- Kontrahenten im Strafraum zu Fall kam, funktionierte es kurz vor der Pause als Wegbereiter mit dem erfolgreichen Abschluss.
Gerade hatte bei den Stuttgartern Ex- Bundesliga- Profi Bashirou Gambo (früher Borussia Dortmund) verletzungsbedingt das Feld verlassen und wurde durch Mustafa Parmak ersetzt, da schlugen die Löwen konsequent zu. Fast schon mit „Ansagen“ hatte die linke Angriffsseite der Löwen, und Denis Berger, die Urheber- Rechte. Kurz vor der Toraußenlinie flankte der 24jährige präzise in den Strafraum auf den hinteren Pfosten, wo Erich Strobel freistehend aus acht Metern den halbhohen, nicht leicht zu nehmenden, Flankenball volley unter das Torgebälk drosch (41.). Nach 225 Auswärtsspielminuten das ersehnte Tor für den KSV Hessen, der dadurch mit einer 1:0- Führung in die Halbzeitpause ging.
Aluminium und Adler retten Vorsprung
Nach dem Seitenwechsel reagierte der 45jährige Kickers- Coach Peter Zeidler und brachte für Bergers Bewacher Benda den ehemaligen Darmstädter Marcus Mann. Derweil wechselte der KSV- Kapitän zunächst einfach mit Daniel Beyer (kann sich noch steigern!) die Seite und wirbelte vorübergehend über die rechte Außenbahn, wo die Nr. 20 der Löwen vor dem möglichen Torschuss aus 20 Metern von Marcel Rapp regelwidrig gestoppt wurde. Der Stuttgarter Innenverteidiger erhielt dafür die gelbe Karte, während dem gebürtigen Wiener die technisch anspruchsvolle Freistoss- Variante misslang (55.). Was folgte war eine brenzlige und spektakuläre Szene im KSV- Strafraum. Erst köpfte Kacani an die Querlatte, dann scheiterten sowohl Vaccaro als auch Rodrigues bei ihren Nachschüssen an Teufelskerl Oliver Adler.
Eine Situation nach der geneigte Fußball- Zuschauer schon mal gern befinden „die schießen heut kein Tor mehr und so gewinnst du andererseits Spiele“. Der bisherige Tabellen- Dritte, der sich so gern nach diesem Spieltag auf Platz Zwei sehen wollte, war weiterhin stets bemüht und setzte mit fortan drei Angreifern auf noch mehr Offensive, doch egal ob Willers oder Keim oder welcher KSVer auch immer, die Löwen warfen sich in Ball und Schuss und wehrten sich leidenschaftlich. Symptomatisch dafür: Kämpferherz Sebastian Busch. Nach einem unglücklichen Zusammenprall mit einem Stuttgarter hatte der 25jährige eine Platzwunde am Kopf, doch rackerte mit zwei Mal erstelltem Kopfverband weiter bis zum Spielende. Auch Christoph Keim, dessen Auge nach dem Abpfiff zu schwoll, hielt durch.
Spät- Torschütze vom Dienst Jan Fießer
Selbst als der ebenfalls engagierte Rechtsverteidiger Dominik Suslik nach wiederholtem Foulspiel in der 83. Spielminute die gelb- rote Karte erhielt (ein Spiel Sperre!) und die Löwen nur mehr zu Zehnt waren, wollten sie bedingungslos diesen Auswärtssieg. Dabei suchten die Gäste in der Schlussphase stets ihre Konterchance und nachdem Jan Fießer zuvor bereits zwei Mal beim Torschluss abgeblockt wurde, gelang dem 20jährigen im dritten Versuch das erlösende KSV- Tor zum 2:0.
Ein schneller Konter über Denis Berger und Thorsten Bauer brachte Jan Fießer halbrechts in günstige Schussposition und mit einem satten Rechtsschuss setzte der gebürtige Heidelberger - wie bereits vor einer Woche - den Schlusspunkt und krönte nebenbei seine überzeugende Leistung im defensiven Mittelfeld.
Mit Erich Strobel und Jan Fießer trafen somit zwei gebürtige Baden- Württemberger und…mit ihren jeweils zweiten Saison- Toren.
Ein eminent wichtiger KSV- Sieg vor dem Heimspiel gegen Elversberg am nächsten Samstag um 14 Uhr im Auestadion!
KOMMENTARE DER TRAINER:
Peter Zeidler (Stuttgarter Kickers): „Ich habe trotz der Niederlage etliche, positive Dinge in unserem Spiel gesehen. Wir haben gegen den Spielverlauf das erste Gegentor bekommen. Kassel hat ein hohes, spielerisches Potenzial“.
Matthias Hamann (KSV Hessen): „Das war ein rassiges Regionalligaspiel. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr kompakt gestanden und nur eine Chance zugelassen. Mit Glück und Geschick haben wir uns aus schwierigen Situationen heraus gewunden. Ich bin glücklich, dass wir nach zwei Mal 0:0 jetzt den ersten Auswärtssieg haben“.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Benda (46. Mann), Rapp, Härter, Stierle – Gambo (40. Parmak), Deigendesch, Ortlieb, Rodrigues (77. Tucci) – Vaccaro, Kacani.
KSV Hessen: Adler – Suslik, Willers, Keim, Kümmerle – Beyer (75. Möller), Fießer, Busch, Berger – Bauer (86. Schmidt), Strobel (64. Zinke).
Schiedsrichter: Christian Leicher (Weihmichl/Bayrischer Fußballverband) –
Zuschauer: 3.190
Tore: 0:1 Strobel (41.), 0:2 Fießer (86.)
Gelbe Karten: Rapp (Foulspiel, 54.), Parmak (Foulspiel, 90.+ 1), Kacani (Foulspiel, 90. + 2) – Keim (Foulspiel, 62.), Bauer (Unsportlichkeit, 86.).
Gelb- Rote Karte: Suslik (wiederholtes Foulspiel, 83.)
Herbert Pumann
___________________________________Video Beitrag: Sport am Samstag im HR
Video Beitrag: ARD Sportschau
Veröffentlicht: 01.09.2007