Schwache zweite Halbzeit kostet die Punkte
KSV Hessen - VfR Aalen 1:3 (1:0)Eine verdiente Niederlage angesichts der Chancenverteilung. Und dennoch auch eine unnötige, war der KSV doch kurz vor der Pause in Führung gegangen und hatte sich dadurch eine ideale Ausgangsposition für den zweiten Durchgang gesichert.
Thorsten Bauer - wer sonst - hatte die Löwen in der 39. Minute in Führung gebracht. Großen Anteil an dem Treffer hatte auch Michael Kümmerle. Dessen perfekter Pass in die Gasse zwischen zwei Abwehrspieler eröffnete Bauer die Großchance, die der Torjäger souverän verwertete. Überraschend war der Spielstand schon, hatte Aalen doch zuvor schon ein ums andere Mal seine spielerischen Qualitäten aufblitzen lassen. „Und dennoch“, so Trainer Matthias Hamann später, „war das 1:0 zu diesem Zeitpunkt verdient, weil wir unsere Konzeption bis dahin gut durchgespielt hatten.“
Die Taktik der Löwen war vor allem auf die Defensive ausgelegt. Zwei Sechser (Fießer und Zinke, die allerdings beide nicht immer zur Stelle waren) sollten Aalens Offensivdrang drosseln. Die Devise: Hinten sicher stehen, um dann über schnelle Konter oder auch nach langen Bällen zu Chancen zu kommen. Entscheidend für den Spielverlauf waren vor allem zwei Situation Mitte des Schlussabschnitts: Zunächst hätten die Löwen beim Stand von 1:1 wieder in Führung gehen müssen, als Daniel Beyer sich in der eigenen Hälfte den Ball schnappte und über rechts zum Konter ansetzte. Doch anstatt vor dem Aalener Strafraum einen der beiden mitgelaufenen Teamkollegen zu bedienen, vertändelte er das Leder im Zweikampf (67.)
So kam, was kommen musste: das zweite Tor für die im Spielerischen deutlich überlegenen Gäste. Vorher hatte sich die Überlegenheit der Gäste in Form von guten Offensivszenen geäußert, nun sprang auch Zählbares heraus. Ein Eckball verhalf den Gästen hierbei zum Torerfolg, „ein saudummes Gegentor“, wie Hamann später feststellte. Einen Zuordnungsfehler konnte Adler noch gerade so mit einem Klassereflex nach Traubs Kopfball korrigieren, für den Abpraller stand dann allerdings mit Mischa Welm nur ein Aalener bereit (72.). „In solchen Situation hätten wir noch konzentrierter verteidigen müssen“, ärgerte sich Hamann später.
Das 2:1 - die Erlösung für die wie wild jubelnden Gäste, der Todesstoß für die Löwen. Denn nach dem Rückstand kam der KSV nicht mehr zurück ins Spiel. Es fehlten die Mittel, sicherlich auch die Klasse gegen die mit Ex-Profis gespickte Aalener Auswahl. Ebenfalls spürbar nachgelassen hatte die Kraft beim KSV, was Hamann vor allem auf den tiefen Boden zurückführte. So war es auch keine Überraschung mehr, dass die Aalener am Ende noch einen drauflegten. Kurios: Der Abstoß von Keeper Linse fand den direkten Weg zu Stürmer Sailer, der den Ball an Adler vorbeilegte und zum Endstand einschob (88.).
Aalen hatte das Spiel gedreht. „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass wir das Spiel heute unbedingt gewinnen wollten“, lobte Gästecoach Edgar Schmitt später vor allem die Moral seiner Mannschaft. Ausschlaggebend dafür sicherlich auch der Ausgleichstreffer zum denkbar günstigsten Zeitpunkt unmittelbar nach der Pause. Schon dort war den Löwen ein Eckball zum Verhängnis geworden, als die Defensivabteilung den Ball nicht aus dem Strafraum befördern konnte. Adler hatte den Ball zunächst noch wegfausten können, dann allerdings kam Zinke gegen Stickel zu spät. Dessen Hereingabe verwertete der sträflich freistehende Torsten Traub.
„Wir verlieren jetzt nicht gleich die Nerven“, sagte Neu-Manager Marc Arnold nach dem Match. Das starke und durchaus prominent besetzte Aalen „ist nicht unser Gegner um Platz zehn“, wie er und Hamann erläuterten. Eines war aber auch für den ehemaligen Löwen-Spielmacher klar: „Eine deutliche Leistungssteigerung muss kommen.“ Am besten schon gegen Reutlingen.
Von Michael Brehme
KSV Hessen: Adler - Möller, Schönewolf, Willers, Kümmerle - Beyer (81. Oliev), Fießer (75. Scholze), Zinke, Berger - Bauer, Strobel (77. Tanjic) - Trainer: Hamann
Aalen: Linse - Fall, Welm, Alder, Traub - Stickel - Haller (53. Okic), Holzer, Wingerter (46. Cescutti) - Steegmann (53. Sailer), Maric - Trainer: Schmitt
SR: Wolfgang Stark (Ergolding) - Zuschauer: 4.400
Gelb: Zinke, Möller, Beyer, Schönewolf - Stickel
Tore: 1:0 Bauer (39.), 1:1 Traub (48.), 1:2 Welm (72.), 1:3 Sailer (88.)
Veröffentlicht: 28.07.2007