Hamann: "Engagement war heute bei 30 bis 40 Prozent"
KSV Baunatal - KSV Hessen 3:1 (2:1)
Foto: Sippel
Fakt ist: Von Derby- oder Pokal-Power war beim KSV - dem aus Kassel - im ewig jungen Prestige-Duell wenig zu sehen. "Der KSV Baunatal hat zurecht und verdient gewonnen", wollte der Löwen-Coach hernach bei der Presse-Konferenz nicht lang drum herum reden, um kritisch, doch auch mit Blick nach Vorn, anzumerken: "Bei uns lag das Engagement heute nur bei 30 bis 40 Prozent. Es fehlte die Leidenschaft, die Abspielfehler häuften sich und wir haben keine Torgefahr ausgestrahlt. Doch ich sehe auch eine positive Seite. Im Vorjahr sind wir beim FSC Lohfelden gegen einen klassenniedrigeren Gegner im Pokal ausgeschieden, haben dann in der Oberliga-Saison eine andere Einstellung gezeigt und sind aufgestiegen."
Das Pokal-Halbfinalspiel begann für Matthias Hamann und sein Team mit einer Hiobsbotschaft, als unmittelbar vor dem Anpfiff Abwehrchef Thorsten Schönewolf (plagt sich seit Tagen mit Achillessehnen-Problemen) das Aufwärm-Programm abbrach und zwecks Einsatz "rotes Licht" gab. Somit mußte in der diesjährigen Saison-Vorbereitungsphase mal wieder kurzfristig die Abwehr-Formation umgestellt werden. Doch auch wenn es zweifellos derzeit schwer scheint das Fehlen der Defensivkräfte und obendrein erfahrenen Akteure Schönewolf, Keim und Dickhaut zu kompensieren und das Pokal-Aus sicher nicht überbewertet werden braucht, ist man im Löwen-Lager gut beraten, es auch nicht zu ignorieren!
"Das ABC des Fußballs ist das Paßspiel. Und das haben wir heut nicht gut genug bis gar nicht gezeigt,"sah Trainer Matthias Hamann eine Ursache und wo es nunmehr gilt "die Hebel anzusetzen".
Im Schongang war diese erfolgshungrige Baunataler Mannschaft, die sich da wenige Tage vor dem Oberliga-Auftakt überzeugend präsentierte, jedenfalls nicht zu besiegen. "Wir haben es geschafft nach Ballbesitz, sehr schnell in den Angriff umzuschalten,"zeigte sich Trainer Bernd Lichte zufrieden und sprach damit den "Schlüssel zum Erfolg" an. Und dieser eröffnete den Gastgebern "Tür" und im wahrsten Sinne des Wortes "Tor".
Allen voran Eugen Wagner, für den Duelle mit dem KSV Hessen wie ein persönliches "Spiel des Jahres" anmuten (siehe Vorjahr - Heimspiel mit dem OSC Vellmar). In der 17. Spielminute wurde Baunatals Nr. 17 präzise und mit gutem Timing von Rechtsverteidiger Enver Guel frei gespielt und ließ allein vor Keeper Oliver Adler diesem mit einem satten Rechtsschuß keine Abwehrchance.
Gerade mal zwei Zeigerumdrehungen in der Minute später, vollendete (diesmal über links) nach ähnlichem "Strickmuster" Benjamin Fraoui. "Wir versuchen auf abseits zu spielen und ich weiß gar nicht warum", haderte Hamann später.
Was nach dem Doppelschlag folgte, war zumindest eine Trotzreaktion und eine Phase, in der die Löwen ihr machbares Leistungsvermögen, wenn auch nur kurzzeitig, abriefen. Viel lief dabei über die rechte Seite, wo Michael Mason viel und gewohnt (turbo-) schnell lief. Nach Doppel-Paß mit Thorsten Bauer, der im übrigen während des gesamten Spielverlaufs zu wenig in´s Spiel gebracht wurde und in dieser Szene mit dem Rücken zum Tor den Ball auf filigrane Art weiter spielte, traf der 35jährige US-Amerikaner Mason kaltschnäuzig zum Anschlußtreffer (24.) Nachdem kurz darauf Sebastian Busch an der Strafraumgrenze regelwidrig gestoppt wurde, setzte Regisseur Marc Arnold ein weiteres Signal der Aufholjagd, scheiterte per Freistoß jedoch am aufmerksamen Mirko Brill. Als dann der Baunataler Schlußmann gegen einen fulminanten Fießer-Schuß aus 16 Metern geschlagen war, rettete für ihn das Lattenkreuz und wenig später Jan-Moritz Lichte gegen einen Kopfball des aufgerückten Turgay Gölbasi, der - nebenbei bemerkt - sicher besser flanken kann als an diesem Dienstagabend geboten.
Bei diesem Zwischenspurt der Löwen und dem 2:1 blieb es bis zur Pause, wobei fast mit dem Halbzeitpfiff Keeper "Olli" Adler gegen einen Direktschuß aus 18-Metern von Baunatals Kapitän Lichte zum Eckball rettete.
Nach dem Seitenwechsel bäumte sich der KSV Hessen zwar auf, doch die Angriffsbemühungen waren nicht druckvoll und zielstrebig genug gegen die dichtgestaffelte Defensive der VW-Städter, die ihrerseits nunmehr auf Konter lauerten. Einen davon nutzte wiederum Eugen Wagner und machte frei vor Adler mit dem 3:1 alles klar.
<b>Fazit, Ausblick und Appell:</b> Diese Mannschaft des KSV Hessen kann und muss sich steigern! Am Samstag in München ist die Gelegenheit, um sich zu rehabilitieren. Chance und Herausforderung zugleich!
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<b>KSV Baunatal: </b>Brill - Guel, Gonther, Kraft, Matys - Wendler (46. Berger/60. Öz), Lichte, Boll, Fraoui - Wagner (75. Bilir), Latifiahvas. Trainer: Bernd Lichte.
<b>KSV Hessen:</b> Adler - Gölbasi, Suslik, Schwager, Wagner - Mason (46. Beyer), Busch (82. Groß), Fießer, Arnold, Oliev (68. Turhan) - Bauer. Trainer: Matthias Hamann.
<b>Schiedsrichter:</b> Roman Janek (FSC Lohfelden)
<i>Herbert Pumann
Presse-Referent KSV Hessen
Dienstag, 1. August 2006</i>
Veröffentlicht: 01.08.2006