(Wunder-) Schöne Tore und drei Punkte für die Wundertüte

SC Pfullendorf - KSV Hessen 1:2 (0:1)
Wundersames gibt es vom sechsten Auswärtssieg des KSV Hessen, dem dank der siegbringenden Treffer von Jan Fießer und Thorsten "Schöne" Schönewolf 2:1- (Halbzeit 1:0-) Erfolg beim SC Pfullendorf, aus der Alno Arena zu berichten. Lesen Sie einfach weiter über "Hamanns Wundertüte" und wie der sympathische FCP- Trainer Michael Feichtenbeiner eine Vorlage lieferte.

Aus der Pfullendorfer Regionalzeitung vor Spielbeginn: "Kassel ist eine Wundertüte, man weiß nicht was drin ist," metaphorisiert Michael Feichtenbeiner (Trainer SC Pfullendorf) wunderschön. Damit wurde auf die schwankenden Saisonleistungen der Löwen angespielt, wodurch sie ihre Gegner angeblich schon die ganze Spielzeit lang vor Rätsel stellen würden.

KSV- Coach Matthias Hamann berief zwei Zweite- Mannschaft-Akteure in Kader

Zum Spielgeschehen: Das erste Rätsel in Pfullendorf war, wer würde für die verletzten Turgay Gölbasi (Kniebeschwerden) und Sebastian Busch ("Pferdekuss" im Oberschenkel) ins Team rücken und was würde - Zeitungs- Zitat - "Trainer Hamann aus der Wundertüte holen"? Zunächst einmal nahm der Löwen- Coach am Freitagmorgen mit dem 23jährigen Lehramt- Studenten Arne Schmidt (Rücken- Nr. 31) und dem 19jährigen Jan-Niklas Hanske (Trikot-Nr. 32) zwei Defensivspieler aus der erfolgreichen zweiten Mannschaft des KSV Hessen in den Kader und in den Bus auf die sechsstündige Reise gen Landkreis Sigmaringen unweit vom Bodensee.

Dort beschäftigte Team und Trainer: wer ersetzt rechts in der Viererabwehrkette Turgay Gölbasi? Da die Wunderheilung beim Dauerbrenner (der Türke verpasste bis dato kein Regionalliga- Spiel) ausblieb, entschied sich Trainer Matthias Hamann nach einer "konzertierten Aktion" mit dem Mannschaftsrat und nach reiflicher Überlegung für den 22jährigen Dominik Suslik, der somit seinen angestammten Platz als Innenverteidiger für Mario Klinger räumte, der wiederum von der "Sechser- Position" zurück versetzt wurde, den Part an der Seite von Abwehrchef Thorsten Schönewolf jedoch im Saisonverlauf bereits kannte und auch diesmal ausfüllte.

Im defensiven Mittelfeld bekamen gleich zwei Akteure ihre Chance, die in 2007 nicht oft "erste Wahl" waren: Jan Fießer und Mirko Dickhaut. Für den 36jährigen Routinier war es überhaupt der erste Liga- Einsatz in diesem Jahr von Beginn an und soviel vorweg, mit seiner Abgeklärtheit und Führungsqualität schaffte der Ex- Bundesliga- Profi unweit von seiner zwischenzeitlichen, sportlichen Heimat Bregenz Stabilität im Defensiv- Verbund.

Jan Fießers "Bewerbung" zum "ARD- Sportschau-Tor der Woche"

Und Jan Fießer avancierte bei Wunder- Wetter (Sommertemperaturen an einem 14. April...) zum "Wunderknaben" bei seinem "Tor des Tages". Kassels Nr. 14 erzielte ein wundervolles Tor, Marke "Empfehlung in die Auswahl des Tores der Woche bei der ARD- Sportschau". Von Marc Arnold bedient, nahm sich der 20jährige ein Herz und drosch den Ball aus 30 Metern in den Torwinkel zum Führungstor (24.), was bei den Gästen "Wunder wirkte". Denn bis dato hatten die Gastgeber durchaus mehr vom Spiel, wobei allerdings einige Angriffsaktionen der Feichtenbeiner- Schützlinge in der gut angelegten "Abseitsfalle" der Löwen endeten oder aber die aufmerksamen Oliver Adler und Dominik Suslik bereinigten jene beiden brenzligen Situationen gegen den antrittsschnellen Sebastian Heidinger.

Mit dem Vorsprung kontrollierte der KSV Hessen vor 960 Zuschauern (darunter 100 treue, bis Sonntag in Pfullendorf weilende, KSV- Fans im gesponserten Fan- Bus) in der 8.000- Besucher fassenden Alno- Arena das Geschehen und den Gegner, in diesem von den Gastgebern selbsternannten "ersten Abstiegskampf- Endspiel". Verdientermaßen somit auch der von der Stadionsprecherin (im Hinspiel eine Schiedsrichterin, diesmal eine Stadionsprecherin) verkündete 1:0- Halbzeitstand.

Verwunderung beim Strafstoss für SC Pfullendorf

Nach dem Seitenwechsel kam beim gastgebenden Tabellenzwölften Eric Agyemang und sollte wiederholt für Aufsehen sorgen. Zunächst wurde der gebürtige Ghanaer nach einem weiten Pass aus der eigenen Hälfte in Szene gesetzt, doch Thorsten Schönewolf und der herauseilende KSV- Keeper Oliver Adler schienen die Angelegenheit bereits bereinigt zu haben, attackierten sich dabei allerdings gegenseitig. Im Hintergrund kam dabei auch Agyemang zu Fall. Wie von vielen im Stadion zu sehen und auch von den TV- Bildern des Hessen Fernsehen bestätigt, ohne regelwidriges Einwirken von Adler/Schönewolf. Mit Verwunderung erlebten die beiden Löwen- Leistungsträger dann wie Schiedsrichter Alexander Schlutius aus Lingenfeld auf den Elfmeterpunkt zeigte und "Olli" Adler auch noch wegen angeblichem Foulspiel seine zweite gelbe Karte in dieser Saison sah, um anschließend beim strammen Strafstoß- Schuß von Neno Rogosic (neuntes Saisontor) keine Abwehrchance zu haben (49.).

Die einen (KSV) verwundert, die anderen (SCP) ob des begünstigten Tores (Erinnerungen an das Hinspiel - 0:1 im Auestadion - wurden wach...) wie verwandelt. Während die Löwen noch haderten und konsterniert schienen, nutzte Pfullendorf diese Phase, jedoch nicht jene Großchance in der 50. Minute als in der Abwehrmitte für einen Augenblick der "wunde Punkt" war. Oliver Adler war bereits ausgespielt, als Rogosic nur noch Thorsten Schönewolf vor sich hatte. Der KSV- Kapitän meisterte diese Aktion wie von "Wunder- Fuß" und wie eine Krake, blockte den Schuß des FCP- Torjägers per Fußabwehr ab und warf sich tollkühn in den Nachschuß von Gerster. Was für eine Szene, vielleicht gar Schlüsselszene? Und Thorsten Schönewolf sollte in dieser spannungsgeladenen Partie nicht nur zum Tor- Verhinderer, sondern zum Torschützen, ja gar noch zum Matchwinner werden.

"Schönes" Siegtor!

Nachdem "Geburtstagskind" Denis Berger (wurde am Spieltag 24 Jahre) den angelupften Freistoßball von Marc Arnold aus dreißig Metern in der 66. Spielminute an die Torlatte schoss, deutete, obwohl beide Teams unverdrossen ihr Heil in der Offensive suchten, mit zunehmender Spieldauer vieles auf eine Punkteteilung.

Doch dann folgte "Spiel- Wundertüte Teil II": Vier Minuten vor Spielende hatte der kurz zuvor bei seinem Liga- Debüt eingewechselte Arne Schmidt für einen Eckball des KSV gesorgt. Marc Arnold (im Eishockey- Jargon verbuchte er zwei Assists) zirkelte den Eckstoß von links mit viel Effett vor das Tor, wo in der Spieler- Traube der aufgerückte Thorsten Schönewolf goldrichtig stand bzw. sprang und zum 2:1- Siegtreffer einköpfte. Nach Jan Fießer auch für den 34jährigen das erste Saisontor und Krönung seiner tadellosen Leistung, nachdem der Löwe mit den meisten Spieleinsätzen im KSV- Dress vor einer Woche ob "zweier Böcke" im Hessenderby arg gescholten wurde. Doch der KSV- Kapitän (am Montag mit Dominik Suslik, der auf der ungewohnten Rechtsverteidiger- Position überzeugte, ab 19 Uhr Talk-Gast im Offenen Kanal Kassel bei der LIVE- Sendung "Sportler im Gespräch") und auch die Mannschaft rehabilitierten sich eindrucksvoll für die Heimpleite im Hessenderby und verbuchten verdientermaßen den dritten Auswärtssieg in 2007 beim Tabellennachbarn, der in den bisherigen Heimspielen des Jahres zwei Heimsiege (darunter ein 1:0 gegen Spitzenreiter SV Wehen) und ein Remis erzielt hatte.

Nachdem in der Hinrunde in dieser Spieltagsphase der Reihe nach gegen den VfB Stuttgart II, Ingolstadt, Darmstadt und Pfullendorf nicht gepunktet wurde und sich diese "schwarze Serie" auch in der Rückrunde nach den drei vorgehenden Niederlagen anbahnte, wurde mit diesem eminent wertvollen Sieg der Bann gebrochen. Und...mal sehen, was nun die "Wundertüte" in einer Woche beim Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken (Samstag, 21. April 2007 um 14.30 Uhr im Auestadion) dem KSV Hessen (seit der letztjährigen Oberliga- Saison mit Fußball- Wundern vertraut) beschert...!

Damit für heute...warum nicht mal eine Wunderkerze zünden auf die Löwen, die mit 36 Punkten (Rang 11, punktgleich mit dem Zehntplacierten FC Bayern München II) ihrem Ziel Klassenerhalt bei noch sieben ausstehenden Spielen und vier Punkten Vorsprung auf den 15. SV Darmstadt einen wertvollen Schritt näher gekommen sind.

Herbert Pumann - KSV- Pressereferent

 

Kommentare der Trainer auf der Pressekonferenz:

Matthias Hamann (KSV Hessen): "Das war ein typisches Abstiegskampfspiel. Meine Mannschaft hat die passende Reaktion auf das Spiel vor einer Woche und viel Laufintensität gezeigt. Ein phantastischer Weitschuß hat uns die Führung gebracht. Der Sieg für uns ist verdient und geht in Ordnung. Wir haben uns heut das Glück erarbeitet."

Michael Feichtenbeiner (SC Pfullendorf): "Nach unserer ersten Niederlage in 2007 vor einer Woche in München haben wir uns heute besser präsentiert und gut begonnen. Aus dem Nichts kam dann dieser Sonntagsschuß. Danach haben wir den Faden und am Ende durch ein krummes Tor nach einer Ecke das Spiel verloren. Wir tun uns schwer, wenn der Gegner sehr tief steht. Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir sind heut zu hart bestraft worden. Die glücklichere Mannschaft hat gewonnen."

SC Pfullendorf: Hermanutz - Zimmermann, Rapp, Kiefer, Deufel (73. Busch) - Flum - Grech, Gerster, Zeh (46. Agyemang/79. Lucic) - Rogosic.

KSV Hessen Kassel: Adler - Suslik, Schönewolf, Klinger, Kümmerle - Dickhaut, Fießer (81. Schmidt) - Berger, Arnold (90. Schwager), Beyer (87. Aksoy) - Bauer.

Schiedsrichter: Alexander Schlutius (Lingenfeld) - Zuschauer: 960.

Tore: 0:1 Fießer (24.), 1:1 Rogosic (Foulelfmeter, 49.), 1:2 Schönewolf (86.)

Gelbe Karten: Zimmermann (Foulspiel, 23.) - Beyer (Foulspiel, 37.), Adler (Foulspiel, 48.), Bauer (Unsportlichkeit, 75. / Anm.: 4 gelbe Karte der Saison)

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Veröffentlicht: 14.04.2007

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024