Löwen couragiert und mit Moral
1. FC Saarbrücken - KSV Hessen 2:2 (1:1)Foto: Andreas Schlichter
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Einige unter den langjährigen Journalisten wollten sich noch an eines der letzten Duelle zwischen dem 1. FC Saarbrücken gegen den KSV Hessen anno 1991 (Endstand: 3:1) erinnern. Trainer Matthias Hamann erinnerte sich an seine siegreiche Start-Elf vom Saisonauftaktspiel beim "kleinen" FC Bayern und bot bis auf Mario Klinger für Dominik Suslik jenes 2:0-Siegerteam im altehrwürdigen Saarbrücker Ludwigsparkstadion auf.
Und es ging in der Landeshauptstadt Saarlands auch los wie Anfang August in jener von Bayern. Thorsten Bauer war zur 1:0-Führung zur Stelle. Damals nutzte der KSV-Torjäger einen Abpraller nach Lattenknaller von Marc Arnold, diesmal einen Fauxpas der Saarbrücker Hintermannschaft. Nach 40 Spielsekunden passte Rechtsverteidiger Clement Halet zurück auf seinen Mitspieler Mansour Assoumani, der den Ball sorglos nicht unter Kontrolle bekam, während Thorsten Bauer bereits gelauert hatte, über links in den Strafraum davon zog und mit seinem linken (!) Schußstiefel eiskalt zu seinem 5. Saisontor vollendete.
Die Antwort der Elf von Cheftrainer Michael Henke, die im gewohnten Outfit (dunkelblaues Trikot, schwarze Hose - demgegenüber der KSV ganz in rot und Olli Adler statt in gewohntem schwarz mit gelbem "Oberteil") ließ nicht lange auf sich warten. Vom genialen Techniker und "FCS-Hoffnungsträger" Mustapha Hadji (wirkte nach seiner Verletzungspause erstmals wieder mit) eingefädelt, über eine weitere "Zwischenstation" blitzschnell weitergeleitet, kam der Ball zu Mahir Saglik, der freistehend vor Keeper Oliver Adler diesen zum 1:1 überlupfte (5.). Beseelt vom Ausgleichstor tauchte der agile Saglik kurz darauf - wenn auch abseitsverdächtig - wieder frei vor Adler auf, doch an seinem 39. Geburtstag behielt Kassels Nr. 30 die Ruhe und wehrte mit all seiner Routine diese Großchance der Gastgeber ab (10.).
Waren die Saarbrücker im Duell des Tabellenzehnten gegen den -neunten vorn mit ihrem ballgewandten und agilen Offensivtrio Hadji-Jäger-Saglik "hui", so war hinten das Gegenteil der Fall. Nach einer Freistoßhereingabe von Marc Arnold behinderten sich FCS-Abwehrspieler und der 43jährige Torhüter Peter Eich, doch der gewohnt einsatzstarke Sebastian Busch, ansonsten für die Bewachung von Hadji zuständig, schoss nach dem Abpraller zu überhastet und traf den Ball nicht richtig (17.).
Dann Hiobsbotschaft im Löwen-Lager! KSV-Kreativkopf Marc Arnold verletzte sich in einem Duell gegen seinen direkten Widersacher Thorsten Nehrbauer derart unglücklich das Knie, dass der 36jährige nicht mehr weiterspielen konnte (30.). Tobias Oliev kam, fügte sich auf der zentralen Position im offensiven Mittelfeld nahtlos in den Spielfluss der Löwen ein und sollte später sein persönliches Highlight haben. Bemerkenswert wie die Hamann-Schützlinge den verletzungsbedingten Rückschlag wegsteckten. Der überzeugende Christoph Keim setzte mit einem seiner gewohnten Diagonalpässe Thorsten Bauer halbrechts in Szene, doch der 29jährige traf nur das Außennetz (32.).
Kurz darauf behauptete Tobias Oliev konsequent den Ball, passte klug auf Michael Mason, der inzwischen mit Daniel Beyer die Seiten im Mittelfeld gewechselt hatte, quer. Doch den 35jährigen plagten zu diesem Zeitpunkt wohl bereits Wadenkrämpfe, sodass der "KSV-Turbo" freistehend von der Strafraumgrenze diese Großchance nicht recht nutzte und FCS-Keeper Eich mit dem Flachschuß keine Mühe hatte (34.). Im Gegenzug köpfte Mahir Saglik aus 12 Metern über das Gäste-Gehäuse, ehe Schiedsrichter Michael Sahler aus Mutterstadt nach einer munteren ersten Halbzeit zur Pause pfiff.
Mit dem Wiederanpfiff kam Kim Schwager für Michael Mason und übernahm auch den Part im linken, offensiven Mittelfeld. Der gebürtige Berliner führte sich sogleich gut ein, wurde vom unermüdlichen Thorsten Bauer freigespielt, um mit feinem Querpass Tobias Oliev zu bedienen. Der letztjährige Bezirksoberliga-Torschützenkönig verfehlte in Bedrängnis aus elf Metern nur knapp die erneute Gästeführung (48.).
Was folgte war eine wahre Drangphase der Saarbrücker, wobei sich allen voran Abwehrchef Thorsten Schönewolf, Mario Klinger und Christoph Keim (die sich mit zunehmender Spieldauer ausgezeichnet ergänzten) in die Schüsse warfen, um beim Pfostenschuß von Jonathan Jäger das "Glück der Tüchtigen" auf ihrer Seite zu haben. Ausgerechnet als sich die Löwen wieder zu befreien schienen, gingen die Gastgeber in Front. Jäger wurde mustergültig über links freigespielt, flankte präzise auf den "zweiten Pfosten", wo der mitgelaufene Hadji einköpfte, wobei Christoph Keim den Ball unglücklich abfälschte ((61.). "Ironie des Schicksals" - wie beim 1:0 des KSV folgte auch diesmal die prompte Antwort durch das zurückliegende Team. Christoph Keim - eben noch im Pech - jetzt als "Glücksritter" bzw. Wegbereiter. Feine Linksflanke des 25jährigen und am zweiten Pfosten vollstreckte Tobias Oliev in Torjäger-Manier mit rechts zum vielumjubelten 2:2-Ausgleich (62.).
Die Schlußphase wurde zum offenen Schlagabtausch. Eben noch parierte Oliver Adler einen Kopfball von Hadji (67.), im Gegenzug verpasste Thorsten Bauer per Kopf knapp die 3:2-Führung der Löwen. Dann wieder brenzlige Situation auf der Gegenseite, doch einer, wenn nicht neben Thorsten Schönewolf der beständigste KSVer im bisherigen Saisonverlauf - Turgay Gölbasi - stand goldgrichtig und bereinigte eine günstige FCS-Gelegenheit. Der 23jährige Türke, der vor der Pause mit einem sehenswerten Linksschuß nur knapp das Tor verfehlt hatte, ließ auf seiner angestammten Position als Rechtsverteidiger im übrigen auch Ex-Eintracht-Bundesligaprofi Marco Gebhardt nicht zur Geltung kommen. Gebhardt wurde in der 74. Minute ausgewechselt, während mit Thorsten Bauer der Akteur, der den "Spiel-Film" in der "Tatort-Stadt" Saarbrücken mit seinem Tor eröffnet hatte, ihn auch (per Happy-End) schließen konnte. Wieder mal hatten sich die Löwen dank ihrem energischen, unermüdlichen Nachsetzen den Ball in des Gegners Hälfte erobert, ehe Kim Schwager mit einem qualitativ hochwertigen Flankenball Thorsten Bauer in der Schlußminute in Aktion brachte. Wie beim 1:0 hatte der Löwen-Torjäger auf den Ball gelauert, um diesmal mit rechts und aufgrund seines enormen Laufpensums sicher nicht mehr mit voller Kraft nur das Außennetz zu treffen.
Immerhin: nach vier Niederlagen in Folge, hatten sich die Löwen dieses Remis redlich verdient.
Stimmen zum Spiel:
Matthias Hamann (KSV): "Ein hochverdienter Punktgewinn für uns. Wir haben leider nach der schnellen Führung das 1:0 nicht lang genug halten können. Ich zolle meiner Mannschaft großen Respekt wie sie nach dem 1:2 sofort zurück gekommen ist und sogar nach dem Ausgleich weiter nach vorn gespielt hat. Sehr zufrieden war ich mit Michael Mason, der sich in der 1. Halbzeit in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und unserem Spiel gut tat".
Michael Henke (1.FCS): "Ich mache meiner Mannschaft zwei Vorwürfe. Zum einen, dass sie aus dem deutlichen Chancenübergewicht zu wenig gemacht hat. Zum anderen, dass sie zwei Tore geschenkt hat. Der Punkt ist für uns zu wenig und ernüchternd. Die Leistung ist akzeptabel".
Spruch des Tages von Oliver Adler auf den Hinweis, dass sein Gegenüber zwischen den Pfosten älter ist: "Zusammen stehen da 82 Jahre im Tor"
1. FC Saarbrücken: Eich - Halet, Assoumani, Hornig, Haffner - Lintjens, Nehrbauer, Gebhardt (74. Lücke) - Hadji - Saglik, Jäger. Trainer: Michael Henke.
KSV Hessen: Adler - Gölbasi, Schönewolf, Klinger, Keim - Busch, Fießer - Mason (46. Schwager), Arnold (30. Oliev), Beyer (81. Groß) - Bauer. Trainer: Matthias Hamann.
Ergänzungsspieler: Seeger (ETW), Dickhaut, Turhan, Noutsos.
Schiedsrichter: Michael Sahler (Mutterstadt)
Zuschauer: 5.500
Tore: 0:1 Bauer (1.), 1:1 Saglik (5.), 2:1 Hadji (61.), 2:2 Oliev (62.).
Gelbe Karten: Halet (83.), Assoumani (87.) - Busch (71.), Oliev (72.), Klinger (83.)
Herbert Pumann
Pressereferent KSV Hessen
Samstag, 14. Oktober 2006
Veröffentlicht: 14.10.2006