Gegentor-Geschenke - da war mehr drin für die Löwen!

SV Darmstadt 98 - KSV Hessen 2:1 (1:0)
Unnötige und bittere 1:2(Halbzeit 0:1)-Hessenderby-Niederlage für die Löwen beim SV Darmstadt 98 vor offiziell 3.500 Zuschauern (darunter 800 mitgereiste KSV-Fans, die ihr Team gewohnt lautstark unterstützten)im Städtischen Stadion am Böllenfalltor. Bitter für den KSV Hessen, dass das Gegentor zum 0:1 durch - wie die Fernsehbilder des HR bewiesen haben und es Keeper Olli Adler sogleich erahnte - ein Handspiel des Torschützen Geiger erzielt wurde und auch die Entstehung zum 0:2 einer Fehlentscheidung entsprang. Obwohl die Löwen Moral sowie viel Kampfgeist zeigten und durch Thorsten Bauers feine Einzelleistung mit dem Tor zum 1:2 (57.) belohnt wurden und fortan auf den Ausgleich drängten, fehlte die letzte Durchschlagskraft und Präzision im Torabschluß.

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"Dann müssen wir das Glück halt mal erzwingen", wurde Lilien-Trainer Gino Lettieri in den Darmstädter Medien im Vorbericht zum Hessenderby zitiert. Sie sollten es erzwingen - die Lilien.

Von Beginn an hochmotiviert und aggressiv zu Werke gehend, verzeichneten die Gastgeber zunächst optische Feldvorteile. Doch die Löwen hielten nicht minder engagiert dagegen, so dass keine zwingenden Torchancen für den Tabellenvorletzten heraussprangen. Es entwickelte sich ein Duell zweier auf Rehabilitation ausgerichteter Teams, das vom kämpferischen Element geprägt war.

Nach dem Fehlen von Abwehrchef Thorsten Schönewolf (zwei Spiele gesperrt, somit beim nächsten Auswärtsspiel in Saarbrücken am 14. Oktober wieder spielberechtigt) und dessen bewährter Innenverteidigungs-Partner Dominik Suslik (verletzt), vertraute Trainer Matthias Hamann im Abwehrzentrum auf das Duo Christoph Keim/Mario Klinger.

Beide erstmals für den KSV Hessen auf dieser zentralen Abwehr-Position gemeinsam eingesetzten Akteure verrichteten ihre Aufgaben weitestgehend solide und womöglich wäre den zwar offensivfreudigen (mit Ex-Bundesliga-Profi Markus Beierle und Mikheil Sajaia zwei Sturmspitzen), jedoch ohne große Durchschlagskraft aufwartenden Lilien bis zur Pause kein Tor gelungen, wenn nicht diese ominöse Szene in der 20. Spielminute gekommen wäre.

Alberto Mendez flankte von links mit rechts und Effet nach innen, Christoph Keim kam per Kopf nicht an den Ball heran und hinten lauerte bereits Alexander Geiger, der vor Oliver Adler zur Stelle war. 1:0! Per Kopf dachten fast alle im Stadion. Nur Instinktfußballer Olli Adler hatte bereits schon so eine Ahnung und reklamierte sogleich bei Schiedsrichter Welz aus Wiesbaden.

Der liess sich nicht beirren, hatte jedoch wie seine Assistenten Daniel Iaccarino und Markus Finke auch keine Fernsehbilder zur Kontrolle. Denn der HR "entlarvte" Geigers Tor als klares Hand-Spiel und bemühte in seiner Berichterstattung gar "Maradonnas Tor" bei der WM 1986. Die Parallele war jedoch auch allzu verständlich, weil die Aktion ähnlich.

Sei´s drum. Die Löwen liefen somit diesem Hand-Tor hinterher. Sie liefen viel und engagierten sich tatkräftig, wenn auch mitunter unglücklich. Marc Arnold, der nach seiner Verletzungspause ein gelungenes Comeback ablieferte, war stets anspielbar und der Löwen-Lenker.

Fast sogar Vollstrecker, doch sein Kopfball kurz vor der Pause ging knapp über das Gehäuse des "Blitztransfer-Torhüters" Sven Schmitt.

Während in der Halbzeitpause ein Journalist meinte, dass bei der rüde Attacke im Mittelfeld von Rechtsverteidiger Alexander Konjevic gegen Marc Arnold Mitte der ersten Halbzeit statt der gelben eher die rote Karte berechtigt war, kamen die Löwen eher als der Gegner aus der Kabine zurück und schienen beim Blicke in ihr Angesicht "heiß".
Doch stattdessen wurden sie sogleich "eiskalt" erwischt.

Wie beim Führungstor waren wieder Alexander Geiger und Alberto Mendez entscheidend beteiligt. Zunächst trat Geiger kurz hinter der Mittellinie in der KSV-Hälfte auf den Ball, kam dadurch und dabei zu Fall, um mit dem entgegenkommenden Sebastian Busch zu kollidieren. Beide blieben auf dem Rasen liegen und wurden von den jeweiligen Physiotherapeuten ihrer Teams behandelt. Zur Verwunderung der Löwen gab es Freistoß für Darmstadt. Dann überschlugen sich die Ereignisse.

Nach dem langen Freistoßball setzte sich Beierle per Kopf gegen Mario Klinger, der den Darmstädter ansonsten kontrollierte, durch und legte ab auf Sajaia. Der konnte sich gegen Martin Wagner, diesmal wieder auf der Linksverteidiger-Position, nicht durchsetzen, doch der 20jährige KSVer beförderte den Ball in Bedrängnis nurmehr derart unglücklich weg, dass er direkt vor die Füsse von Alberto Mendez fiel.

Darmstadts Nr. 7 reagierte blitzschnell und liess Oliver Adler mit trockenem, präzisem Linksschuß in die Torecke keine Abwehrchance (48.). Von Entstehung bis Vollendung aus Löwen-Sicht ein sogenanntes "dummes Tor".

Unverdrossen bäumten sich die Gäste auf und bewiesen Moral. Trainer Hamann brachte mit Julio Cesar da Rosa einen weiteren Stürmer. Der Brasilianer hielt sich diesmal an die Vorgaben, gesellte sich sogleich zu seinem kongenialen Sturmpartner Thorsten Bauer ins Sturmzentrum und legte diesem sogar mit der ersten Ballberührung nach der Einwechslung per Kopf vor.

Der Löwen-Torjäger verschaffte sich mit einer sehenswerten Körpertäuschung und -Drehung die erforderliche, günstige Schußposition, um in Vollstrecker-Manier zum 1:2-Anschlußtreffer zu vollenden.

Die Partie schien zu kippen, zumal die Löwen dran blieben und auf Gastgeber-Seite nach drei Spielerwechseln binnen fünf Minuten (58. bis 63.) auch nicht gerade Sicherheit ins Geschehen und die eigenen Reihen kam. Währenddessen riskierte KSV-Coach Matthias Hamann mit der Einwechslung des dritten Stürmers - "Vesko" Gerov (kam für Daniel Beyer) - noch mehr und selbst die Abwehrspieler Mario Klinger und Turgay Gölbasi schalteten sich immer wieder in die Offensive ein.

Der erneut überzeugende Türke scheiterte jedoch mit zwei Distanzschüßen (jeweils über das Tor) ebenso wie Saky Noutsos und Marc Arnold bei ihren durchaus guten Freistoß-Gelegenheiten sowie Sebastian Busch mit einem entschlossenen 14-Meter-Schuß (Schlußmann Sven Schmidt stand richtig).

Nachdem auch der formverbesserte Julio Cesar da Rosa nach einer Kopfball- und Schußchance an Schmidt scheiterte, wurden die Löwen am Ende nicht für ihre Aufholjagd und Bemühungen belohnt, obwohl auch sie "das Glück erzwingen" wollten und es nunmehr im nächsten Heimspiel gegen den SC Pfullendorf (Samstag, 30. September 2006, 14.30 Uhr - Auestadion) zuhaus vorhaben, um den September, der ja auch bereits im Vorjahr nicht gerade ein KSV-Erfolgs-Monat war, gut zu beenden.


TRAINERSTIMMEN

Matthias Hamann (KSV Hessen): "Glückwunsch an Darmstadt 98. Es war ein glücklicher Sieg. Wir hatten das Spiel ab der 20. Minute im Griff. Bitter, dass das Tor zum 1:0 durch ein Handspiel und das 2:0 aus einem unberechtigten Freistoß entstammte. Nach dem Anschlußtreffer konnten wir das Spiel wieder beruhigen, doch wenn man so Gegentore auswärts kassiert und Geschenke verteilt, verliert man am Ende. Dennoch haben wir heute eine gute Leistung abgeliefert, nur vergessen, die Punkte mitzunehmen."

Gino Lettieri (SV Darmstadt 98): "Ich kann meiner Mannschaft nur zum Sieg gratulieren. Sie hat alles gegeben. Wenn man bedenkt, welcher Druck heute auf ihr gelastet hat. Die gesamte Mannschaft hat eine Top-Leistung gebracht. Wir haben drei Punkte - das allein zählt."


Aufstellungen

SV Darmstadt 98: Schmitt - Konjevic, Mann, Adiele, Wiesner - Geiger (58. Leitl), Mendez (60. Mahr), Hanke, da Veiga - Sajaia (63. Beigang), Beierle. Trainer: Gino Lettieri.

KSV Hessen: Adler - Gölbasi, Klinger, Keim, Wagner - Busch, Fießer (56. da Rosa) - Beyer (75. Gerov), Arnold, Noutsos - Bauer. Trainer: Matthias Hamann.

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Zuschauer: 3.500

Tore: 1:0 Geiger (20.), 2:0 Mendez (48.), 2:1 Bauer (57.).

Gelbe Karten: Konjevic, Beigang - Bauer, Klinger.

23.09.2006
Herbert Pumann



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Veröffentlicht: 23.09.2006

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024