Löwen zeigen respektable Leistung und Moral
SV Elversberg - KSV Hessen 2:2 (1:0)
Die Löwen bleiben weiterhin im Jahr 2006 in Liga-Spielen ohne Niederlage und das sogar insgesamt nunmehr seit 22 Liga-Spielen in Folge!
Dabei verhiess das Gastspiel in Elversberg zunächst nichts Gutes. Nachdem so wertvolle Akteure wie Mirko Dickhaut und Christoph Keim erneut verletzungsbedingt zwangspausierten und gar nicht erst im 20-Mann umfassenden Kader mit ins Saarland reisten, fiel kurz vor Spielbeginn auch noch der "KSV-Kreativ-Kopf" Marc Arnold aus. Bereits gegen Hoffenheim mit einer Wadenverletzung gehandicapt, war diesmal ein Einsatz des 35jährigen Routiniers nicht möglich.
Kurzfristig gab Trainer Matthias Hamann, der somit seine zuletzt zwei Mal in Folge identische Anfangs-Formation zu ändern hatte, Neuzugang Saky Noutsos die Chance. Und der 21jährige (griechischer Vater, deutsche Mutter)nutzte diese und hatte nach monatelanger Verletzungspause ein gelungenes Comeback und zugleich Debüt im Löwen-Dress.
Kassels Nr. 23 hatte auch sogleich Ballkontakt, wenn auch nur vom und beim Anstoss, nachdem die Sportvereinigung, die im übrigen keinen U-23-Akteur in der Start-Elf hatte (demgegenüber der KSV mit vier - Fießer, Noutsos, Suslik, Wagner) zuvor die Seitenwahl gewann.
Trotz der personellen Veränderung demonstrierte der KSV Hessen von Beginn an jenen Elan und Einsatzeifer, wodurch die Gäste zuletzt beim 1:0-Erfolg über die TSG Hoffenheim und dem 2:0-Sieg beim FC Bayern II auf sich aufmerksam gemacht haben.
Und Daniel Beyer hatte nach seinem Siegtreffer gegen Hoffenheim am Toreschießen Gefallen gefunden, verzog jedoch beim Rechtsschuß von links aus 18 Metern mit der blau-weißen Lederkugel (8.).
Fortan gaben die Löwen den Ton an und Saky Noutsos erste Kostproben von seinen Qualitäten bei Standard-Aktionen. Zunächst konnte der in dieser Szene von Spvgg-Coach Brent Goulet (gebürtiger US-Amerikaner) zurück beorderte Stürmer Vitus Nagorny die Freistoß-Hereingabe von Noutsos gerade noch vor dem einköpfbereiten KSV-Kapitän Thorsten Schönewolf klären, dann hätte der von Preußen Münster kommende fast einen Eckstoß direkt verwandelt.
Zwischenzeitlich zeigten die Löwen ihr Kombinations-Niveau. Bauer auf Gölbasi, zurück auf Bauer, nach außen auf Mason, Flanke auf den "zweiten Pfosten" - der Elversberger Schommer rettet zur Ecke (19.).
Inzwischen bliesen nicht nur die Bauer und Co. zur Offensive, sondern auch der "12. Mann" des KSV Hessen. Die ca. 250 mitgereisten Löwen-Fans, unterstützt von einigen Fußball-Anhängern aus dem nahegelegenen Homburg, standen wieder mal lautstark hinter ihrer Mannschaft.
Und Saky Noutsos stand konzentriert 25 Meter vor dem gegnerischen Tor beim Freistoß, um mit einem sehenswerten Schlenzer nur knapp das SVE-Gehäuse zu verfehlen, ehe der Torschrei im KSV-Lager jäh verhallte (25.).
Doch das Duell "Noutsos kontra Knödler" ging in die nächste Runde. Diesmal zirkelte Saky den Ball flach auf dem tiefen Rasen, der im übrigen gut und gerne mal einen Rasenmäher brauchen könnte, an der Abwehr-Mauer vorbei und der Elversberger Schlußmann konnte nur abklatschen, doch kein Löwe "staubte" ab.
Noutsos versuchte es weiter, diesmal hielt Knödler sicher (26.). Zur Abwechslung wollte es dann Michael Mason wissen. Gegen seinen Ex-Klub, für den der 35jährige von 2002 bis 2005 in der Regionalliga-Süd 78 Spiele (16 Tore) absolvierte und von dem er vor Spielbeginn herzlich empfangen wurde, ohnehin sehr motiviert. Doch auch den satten Flachschuß von Kassels Nr. 22 parierte Knödler, um auch beim Nachschuß von Saky Noutsos den inzwischen längst überfälligen Führungstreffer der Löwen zu verhindern.
Musste denn wieder mal Torjäger Thorsten Bauer ran?
Klug in die "Gasse geschickt", scheiterte jedoch auch der 28jährige am herauseilenden SVE-Schlußmann.
Mittlerweile war es eine Frage der Zeit, wann das Führungstor für die Löwen fällt. Um so überraschenderweise erzielten die Gastgeber das 1:0 (37.). Spvgg-Spielführer Zinnow kam gegen Wagner zu Fall und der Deutsch-Russe Vitus Nagorny verwandelte den -zumindest fragwürdigen Strafstoß - mit wuchtigem Schuß in die Tormitte. Für den KSV, bei dem Kapitän Thorsten Schönewolf die Abwehr mal wieder gut organisiert hatte, bezeichnenderweise ein Elfmeter, der zum ersten Gegentor der Saison und nach bis dato in Liga-Spielen vier Auswärtsauftritten "zu Null" führte.
Martin Wagner, der obendrein für die Aktion die gelbe Karte erhielt, schien´s mächtig zu "wurmen", sodass sich der 19jährige Wirbelwind sofort vom Wiederanpfiff weg in den Angriff einschaltete, um Thorsten Bauer mit einer feinen Links-Flanke zu bedienen. Doch nach dem Kopfball des KSV-Torjägers parierte wiederum Knödler, wenn auch mit Mühe.
Dennoch waren die Löwen nach dem Rückstand irgendwie "aus dem Tritt" gekommen, während Elversberg der Führungstreffer auftrieb gab. So nahm Timo Böttjer sich ein Herz und Maß, doch Sebastian Busch "entschärfte" den Ball derart, dass Oliver Adler sich schon auf die Einleitung des nächsten KSV-Angriffes einstellen konnte (44.). Daraus wurde jedoch in dieser Phase nichts, stattdessen bereinigte Turgay Gölbasi eine brenzlige Situation im eigenen Strafraum.
Zwischenzeitlich ereilte die Gäste nach dem Ausfall von Marc Arnold (vor dem Spiel) die nächste verletzungsbedingte Hiobsbotschaft, als Michael Mason mit einer Zerrung vorzeitig vom Spielfeld musste. Pascal Groß kam und sah sogleich in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit wie Oliver Adler einen Kopfball von Böttjer meisterte.
Welch eine "verrückte" erste Halbzeit - statt frühzeitigem zwei bis drei Tore-Vorsprung ein 0:1-Rückstand.
Demzufolge wütende Blicke unisono bei den Löwen beim Gang im Kabinen-Trakt. Es war zu spüren "da kommt noch was"...!
Zunächst ein Mal kam in der Halbzeit Regen.
Also...Löwen-Wetter...?! Außerdem geht´s in Halbzeit Zwei geradewegs auf´s eigene "Fan-Tor".
Den besseren Start nach Wiederbeginn hatten jedoch die Saarländer, doch Olli Adler rettete aufmerksam im "kurzen Eck" gegen den Flachschuß von Zinnow.
Und...Duplizität der Ereignisse. Schickten sich diesmal die Gastgeber an, in Führung zu gehen, traf - in dieser Phase überraschend - auf der Gegenseite der KSV.
Nachdem sich Saky Noutsos in der 1.Halbzeit "eingeschossen" hatte, war der 21jährige nunmehr (verdientermaßen) beim Freistoß mit seinem Tor dran. Und was für eins! Aus 30 Meter zog der Löwen-Neuzugang ab und Keeper Knödler war nach diesem spektakulären "Flatterball" überwunden.
Die Löwen wollten mehr und sind in nur einer Woche längst in der Regionalliga "angekommen". Ebenso wie Jan Fießer beim KSV. Der Neuzugang trieb sein Team an und den Ball nach Vorn. Mißlang soeben ein Pass-Spiel mit Thorsten Bauer noch, blieb der 19jährige unverdrossen, um bei einem Distanzschuß jedoch etwas zu überhastet zu agieren.
Saky Noutsos merkte inzwischen den Kräftverschleiß nach seiner langen Verletzungspause und machte Platz für Julio Cesar da Rosa (61.), der jedoch noch nicht sein Leistungsvermögen erreicht hat.
Wollten die Löwen nun mit aller Macht den Sieg, mussten sie dennoch im Defensivbereich aufpassen.
So verfehlte zunächst Nagorny einen Querpaß aus wenigen Metern (63.), ehe Daniel Schommer mit einem 30-Meter-Knaller ans Torgebälk aufhorchen ließ. Beim Abpraller rettete Kapitän Thorsten Schönewolf geistesgegenwärtig in
höchster Not (66.).
Urplötzlich lag jetzt wieder eine Führung der Gastgeber in der Luft, wo sie dann auch praktiziert wurde.
Nachdem Dominik Suslik, der wie schon zuletzt gegen Hoffenheim nach einer Kopfball-Kollision in der Anfangsphase früh gehandicapt war, jedoch trotz teilweise Seh-Schwierigkeiten wacker durchhielt, ein unnötiges Foul an der Seitenaußenlinie auf Höhe des Strafraums beging, köpfte Vitus Nagorny nach der Freistoß-Hereingabe mit seinem zweiten Tor das 2:1 (69.). "Das nehme ich auf meine Kappe", befand ein gewohnt selbstkritischer KSV-Keeper Oliver Adler später.
Es spricht für die Moral der Löwen, dass sie auch nach dem erneuten Rückstand nicht aufsteckten. Vor allem Pascal Groß, der inzwischen ins zentrale, offensive Mittelfeld gerückt war, übernahm jetzt Verantwortung und die "Standards", um bei einem Freistoß gerade noch abgeblockt zu werden(71.).
Während der KSV auf den Ausgleich drängte, mit Murat Turhan der dritte Stürmer kam, galt es jedoch stets bei Kontern aufzupassen. Doch als der kurz zuvor eingewechselte Elversberger Spielmacher Almir Delic allein auf und davon eilte, setzte Dominik Suslik gekonnt nach, gewann das Laufduell und eroberte den Ball zurück.
Immer wieder Groß mit großem Aktionsradius. Eben noch knapp den Ausgleich verpaßt, nunmehr beim Eckball, wo der 19jährige den Kopf des eingewechselten Murat Turhan fand. Und Turhan wird zum "Torhan" und setzt seine 1,95 Meter entscheidend ein, um mit seinem ersten Liga-Tor zum vielumjubelten 2:2 einzuköpfen (76.).
Den Kopf schüttelt - wie nach Spielschluß überliefert wird - nach dem Ausgleichstreffer Oliver Adler, ob des Ehrgeizes seiner Vorderleute, die sich eben nicht mit einem Punkt zufrieden geben wollen. Respekt!
Und wieder brachte Pascal Groß - unzählige Sonderschichten nach Trainingsende scheinen sich auszuwirken... - präziße einen Eckball herein, doch Thorsten Schönewolf verfehlte per Kopf knapp das Gehäuse der Gastgeber (81.).
Der Siegeswille der Löwen ist famos und...kleiner Mann ganz groß...?! Martin Wagner zog halblinks von der Strafraumgrenze ab, doch sein Schuß zischte am "langen Pfosten" vorbei (82.).
Unglaublich dann dieser Schlagabtausch in der Schlußphase, denn auf der Gegenseite traf Sascha Maier den Innenpfosten und Almir Demic ließ beim Abpraller eine wahre Großchance aus (87.).
Auf der Gegenseite flankte Turgay Gölbasi mustergültig auf Jan Fießer, der per Fuß diese günstige Gelegenheit vergab (88.). Dann mühte sich wieder und weiter Pascal Groß mit Freistoß-Hereingaben, doch die Spvgg konnte klären. Ebenso wie in der Nachspielzeit Turgay Gölbasi gegen den frei durchgekommenen Sascha Maier.
Der letzte Eckball, zugleich die letzte Aktion des Spiels, brachte nichts mehr ein für die Spvgg, sodass diese spannungsreiche Partie mit 2:2 endete.
Stimmen der Trainer:
Matthias Hamann (KSV Hessen): "Ich weiß nicht, was ich zu diesem Spiel sagen soll und ob ich jetzt lachen, weinen oder mich ärgern soll. Wir haben das Spiel dreißig Minuten kontrolliert wie selten zuvor und viele Torchancen vergeben. Dann sind wir trotz zweier Rückstände immer wieder ins Spiel zurück gekommen. Ich habe nach Spielende in der Kabine eine Ansprache an meine Mannschaft gehalten und ihr nach der ersten Regionalliga-Woche samt dreier Spiele eine Kompliment gemacht. Sie haben sich jetzt zwei freie Tage verdient".
Brent Goulet (Spvgg Elversberg): "Wir haben die erste Halbzeit dagegen gehalten und in der zweiten Halbzeit individuelle Fehler gemacht und das, was uns da bei Standardsituationen des Gegners passiert ist, darf nicht passieren. Letztendlich ist das Unentschieden verdient, doch es war mehr drin für uns".
Spvgg Elversberg: Knödler - Schommer, Velkoborsky, Bröcker, Birk (25. Kocabicak) - Böttjer, Kolinger (87. Lemke)- Zinnow (C), Maier, Iyodo (69. Delic) - Nagorny.
Trainer: Brent Goulet.
KSV Hessen: Adler - Gölbasi, Schönewolf (Cap), Suslik, Wagner - Busch, Fießer - Mason (44. Groß), Noutsos (61. Cesar da Rosa), Beyer (75. Turhan) - Bauer.
Trainer: Matthias Hamann.
Auf der Bank: Seeger (ETW), Heussner, Schwager, Oliev.
Schiedsrichter: Florian Steinberg aus Korntal-Münchingen.
Gelbe Karten: Kolinger (25.), Demic (78.) - Wagner (37.), Suslik (68.), Busch (77.)
Herbert Pumann
Presse-Referent KSV Hessen
12. August 2006
Veröffentlicht: 12.08.2006