Deja vu für die Löwen

KSV Hessen - 1.FC Schwalmstadt 1:1 (0:0)
Nur sieben Tage nach dem 1:0-Sieg gegen Spitzenreiter FSV Frankfurt hat der KSV Hessen wertvollen Boden in der Oberliga Hessen verloren. Vor 2.100 Zuschauern im Auestadion reichte es im Derby gegen den 1. FC Schwalmstadt nur zu einem 1:1-Unentschieden. Nach einem Elfmeter-Tor von Marc Arnold (56.), glich Schwalmstadts Paul Graf zehn Minuten später aus.
Und wieder grüßt das Murmeltier den Hessen-Löwen. "Das war für uns ein deja vu-Erlebnis", grantelte KSV-Trainer Matthias Hamann nach dem Schlußpfiff. "Wir machen zwei gute Spiele und dann so was." Nur sieben Tage nach der Hochstimmung sind die Löwen wieder auf dem harten Boden der Oberliga-Realität angekommen. Fakt ist, dass dem KSV in dieser Saison bisher ganz einfach die Konstanz fehlt, um eine Serie mit mehreren siegreichen Spielen zu starten. Die Gründe für das Unentschieden? Wieder einmal schafften es die Löwen nicht, die Fülle von Torchancen adäquat umzusetzen. Ein Königreich für einen Knipser! Und wenn die Mannschaft dann doch endlich getroffen hat, fehlt der letzte Biss und die letzte Konsequenz um einen eigentlich unterlegenden Gegner endgültig zu besiegen. Das Spiel gegen Schwalmstadt als exaktes Abbild so vieler Spiele zuvor in dieser Saison.

Doch der Reihe nach. Beschwingt vom Erfolgserlebnis am letzten Samstag legten die Löwen los wie die Feuerwehr. Fast im Minutentakt erspielte sich der KSV eine Torchance nach der anderen. Cesar per Kopf an den Pfosten (12.), Cesar aus der Drehung vorbei (13.), Bauer einen Schritt zu spät (15.), Bauer in die Arme von Torwart Brill (20.), ein Bugri-Schuß von Brill über die Latte gelenkt (24.) und zur Krönung Cesar freistehend in die Arme vom Schwälmer Torsteher (25.). Alles sah nett und gut aus, brachte aber keinen Ertrag. In der 27. Minute schien dann alles gut für den KSV zu werden. Nach einem Foul an Bugri zeigte Schiedsrichter Andreas Weichert auf den Punkt. Eine Szene, die von den Trainern unterschiedlich gesehen wurde. Während Schwalmstadts Coach Hans Schweigert von einer unberechtigten Entscheidung sprach ("Damit war ich nicht einverstanden"), sah Matthias Hamann "ein klares Foul". Wie auch immer. Thorsten Bauer schnappte sich den Ball und schob ihn lasch und unplaziert direkt in die Arme von Mirko Brill. Nichts war`s mit einer Führung für die Löwen. Schweigert reagierte angesichts des Chaos in seiner Hintermannschaft und brachte für den Grippe geschwächten Jan Krämer den frischen Stipe Bojanic in die Mannschaft. Und tatsächlich - langsam fanden die Schwälmer ihre Ordnung. In der 38. Minute wäre ihnen sogar um ein Haar die Führung gelungen, doch mit stoischer Ruhe brachte KSV-Torwart Oliver Adler den frei auf sein Tor zu laufenden Sebastian Campillo zur Verzweiflung und rettete seinem Team das Unentschieden in die Halbzeit.

Im zweiten Durchgang war der ganz große Schwung bei den Löwen zunächst in der Kabine geblieben. Doch auch hier schien wieder alles gut zu werden. Nach einem etwas diffusen Strafraum-Sturz von Julio Cesar entschied Weichert erneut auf Strafstoß. Diesmal übernahm Marc Arnold die Verantwortung und erzielte die längst überfällige Führung (56.). Nun lief also alles für den KSV. Dachten die Fans und nicht zuletzt auch die Mannschaft. Und wie so oft in dieser Saison öffnete man damit wieder den Sack, der eigentlich schon lange hätte zugebunden sein müssen. "Wir haben nach dem 1:0 wieder eine absolute Naivität an den Tag gelegt", schimpfte Matthias Hamann nach dem Spiel. Anstatt den kämpferisch starken Schwälmern Paroli zu bieten, berauschte sich die Löwen-Mannschaft wieder zu sehr am eigenen Spiel. Und so kam es, wie es kommen musste. Nachdem der KSV zu weit aufgerückt war, lief er in einen Konter, den Paul Graf zum 1:1 abschloss. Dazu kam, dass sich ein Kunstgriff des Trainers nun als Bumerang entpuppte. "Nach dem 1:1 hätte ich Bauer gerne zuückgewechselt", gab der Coach nach dem Spiel zu.

Was danach folgte ist schnell erzählt. Die obligatorische Brechstange führte nicht zum Erfolg. Zu viele Ballkontakte, zu wenig Bewegung, zu viele lange Bälle. Unter dem Strich war der Erfolg für den 1. FCS noch nicht einmal unverdient. Denn das eigentlich so klar bestimmte Spiel hätte sich auch noch zu einer absoluten Niete für die Löwen entwickeln können. Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff stand Frank Schultz völlig frei vor Adler, der erneut glänzend reagierte.

"Immer wenn man in dieser Saison denkt, dass es läuft, wird einem die Wurst vor der Nase weggezogen", sagte ein Fan in der aktuellen Ausgabe der Vereinszeitschrift. Deja vu - Murmeltier grüßt Hessenlöwe.


<i>Oliver Zehe

Archivfoto: Marc Arnold erzielte den einzigen Treffer für den KSV per Foulelfmeter.</i>


KSV Hessen: Adler - Dellova, Suslik, Schönewolf, Keim - Beyer, Dickhaut, Arnold, Bugri - Bauer, Cesar. - Trainer: Hamann.

Schwalmstadt: Brill - Schäfer, Keim, Mangold, Jäger - Schultz, Graf, Krämer, Battenberg - Frick, Campillo. - Trainer: Schweigert.

Ausgewechselt: 59. Wagner für Bauer, 73. Malinov für Dellova, 76. Groß für Arnold - 29. Bojanic für Krämer, 58. Brauroth für Jäger, 73. Brazil für Campillo.

Zuschauer: 2.100. Schiedsrichter: Weichert (Bensheim).

Tore: 1:0 Arnold (56., Foulelfmeter), 1:1 Graf (66).



<b>Pressekonferenz</b>
Hans Schweigert (Trainer 1. FC Schwalmstadt):
<i>"In den ersten 30 Minuten hätte der KSV Hessen schon hoch führen müssen. Wir haben mit Kampf und Glück dagegen gehalten und in der zweiten Halbzeit auch unsere Chancen gehabt, wenn gleich der KSV hätte gewinnen müssen. Trotzdem haben wir uns das Unentschieden wegen unseres Kampfeinsatzes in er zweiten Halbzeit verdient. Der Elfmeter zum 1:0 für den KSV Hessen hätte nie gegeben werden dürfen, das war kein Foul an Cesar.</i>"

Matthias Hamann (Trainer KSV Hessen):
<i>"Ich stimme Herrn Schwergert zu, was die ersten 30 Minuten angeht. Schon in der ersten Hälfte hätten wir den Sack zumachen müssen. Den Elfmeter zum 1:0 für uns kann man geben, muss man aber nicht. Was sich immer mehr abzeichnet und wo wir in dieser Saison wirklich Probleme haben, das hat sich heute auch wieder gezeigt. Wir tun uns immer schwer gegen Mannschaften, die im letzten Tabellendritten stehen, wo man kämpfen muss und wo Technik alleine nicht ausreicht. Dann spielen wir zu umständlich und langsam, statt schnell nach vorne zu spielen. Gegen Gegner, die vor uns stehen, läuft es dann in der Regel sehr gut.
Normalerweise schiesst Marc Arnold die Elfmeter, er hatte aber heute nicht so einen guten Tag, daher hat sich Bauer den Ball geschnappt. Bezeichnend für das Spiel, das Arnold dann den zweiten geschossen hat. Arnold war heute nicht so ballsicher wie sonst, daher habe ich ihn ausgewechselt. Pascal Groß hat seine Sache ja auch nachher gut gemacht, das hat man an den Eckbällen gesehen, die er gut reingebracht hat. Im Nachhinein hätte ich Thorsten Bauer nicht auswechseln dürfen, nach dem 1:1 hat er uns vorne gefehlt."


Aufgezeichnet von Carsten Müller</i>

Aufstellung

Veröffentlicht: 19.11.2005

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024