Freistöße führen Liga-Primus FSV zum Sieg über mitspielende Löwen

FSV Frankfurt - KSV Hessen 4:0 (2:0)
Zu Beginn ihrer "englischen Woche" (am Dienstag Nachholspiel in Aschaffenburg, nächsten Samstag Heimspiel gegen Marburg) kehrte der KSV Hessen (nunmehr auf Rang 10) mit einer zwar nicht unbedingt überraschenden Niederlage vom Spitzenreiter FSV Frankfurt zurück, allerdings mit 0:4 von der Höhe her schon.
Die Löwen erfuhren am "Bornheimer Hang" zwar keine fußballerische Demontage, doch nüchterne Erkenntnisse und Fakten: drei Gegentore nach Freistoßhereingaben; von den Spielanteilen her über weite Strecken dem favorisierten FSV ebenbürtig, doch zu wenig Druck, Effektivität, Effizienz, Leidenschaft und Kreativität im Spiel nach Vorne sowie - im Gegensatz zum Aufstiegsaspiranten vom Main - zu wenig Cleverneß (allen voran im Zweikampfverhalten) plus Kaltschnäuzigkeit.

Gut, die Löwen haben, obwohl Impulsgeber Slawomir Chalaskiewicz (weiterhin mit Achillessehnenproblemen) vermisst wurde, vor ihren mitgereisten, getreuen und ihr Team lautstark unterstützenden ca. 100 Fans, mitgespielt! Will heißen: sie waren, was Spielanteile und Ballbesitz betraf, dem favorisierten Tabellenführer ebenbürtig. Die Elf von Trainer Bernd Sturm verlagerte sogar in der Anfangsphase das Geschehen fast ausschließlich in die gegnerische Hälfte und der engagierte Christoph Keim gab bereits nach zwei Zeigerumdrehungen einen ersten "Warnschuß" (aus 25 Metern drüber) ab, wenn es auch für lange Zeit der einzige blieb.

Bei den Gastgebern schien die "emotionale Woche" mit der 0:1-Heimniederlage im Gipfeltreffen gegen Eschborn (am Ostermontag vor 5000 Zuschauern) und dem Schock, als Trainer Nico Semlitsch im Mittwochtraining einen Herzinfarkt erlitt (der 58jährige Ex-Neukirchener wurde am Samstagmorgen aus der Intensivstation des Krankenhauses entlassen und sei laut FSV-Manager Bernd Reisig den Umständen entsprechend auf dem Wege der Besserung), "Spuren hinterlassen" zu haben.

Aus dem Spiel heraus geriet der KSV jedenfalls trotz der später bitteren Niederlage kaum in Verlegenheit, wobei sich Christoph Keim oder Sebastian Busch im Wechsel gegen FSV-Spielmacher Anicic, KSV-Kapitän Thorsten Schönewolf im Stile eines "Ausputzers alter Prägung" und "Löwenherz" Nico Radler gegen Dzihic oder Oral, kurzum: gegen die in dieser Saison schon oft wirbelnde Offensivabteilung des FSV als "Spielverderber" erwiesen. Und wie erwähnt - wenn auch nicht gerade durchschlagskräftig und zwingend - doch der KSV spielte munter mit.

Allerdings leider auch bei den Gegentoren..., wobei die ersten drei allesamt Freistoß-Hereingaben entsprangen.
Als wenn es (ein Schelm, wer dabei Böses denkt...) die Dzihic und Co. darauf angelegt hätten, kamen sie, ob gekonnt oder clever, zu ihren Freistößen und bereiteten damit "ihrem Meister der Standards"(und vielleicht auch Meister-Macher...?) das Feld oder besser die Ecke, denn Ausgangspunkt für Michael Anicic war stets die Linksaußen-Position aus Sicht des FSV.

So frönte der 30jährige FSV-Spielmacher, neben der Leidenschaft Vereinswechsel, seiner Spezialität Freistöße und demonstrierte dabei für Oberliga-Verhältnisse eine wahre Genialität (siehe 2:0).

Achtung! Mag ja sein, dass die folgenden Zeilen viel Leidenspotential bei den Protagonisten auf KSV-Abwehrseite erforden (notfalls einfach den folgenden literarischen Absatz überfliegen...), doch aus Chronistenpflicht (und für die Daheimgebliebenen) sei es hier nüchtern protokolliert und skizziert:

1:0 - 24. Minute: Anicic - mit der Rückennummer 50 beim FSV - zirkelt dank seiner Innenristschußtechnik den Ball von und mit links vehemend auf Höhe Elfmeterpunkt, wo Mittelfeldspieler Bernd Winter heran- und hochschnellt und (warum bloß ungehindert!?!) per Kopf mit einem "sensationellen Tor" (Zitat FSV-Interims-Trainer Plattek) vollendet.

2:0 - 32. Minute: "Mario Basler lässt grüßen"... - wenige Schritte vor der Toraußenlinie hebelt Anicic fast schon physikalische Gesetze aus und schießt, statt zu flanken, mit links von links derart effetvoll vors Tor, dass Keeper Stollberg im Fünf-Meter-Raum "sehen und halten vergeht" und der Ball vom Körper des ansonsten zuverlässigen 21jährigen Schlußmannes irgendwie im Netz landet.

3:0 - 48. Minute: (Stand-) Ort und Fuß sind bekannt, der FSV-Freistoßschütze vom Dienst probierts diesmal jedoch per "Bogenlampe" auf den zweiten KSV-Pfosten, wo Emanuele Giuliana sich neben erstaunlicher Freiheit per Volleyschuß bedankt.

Es spricht für die Löwen, dass sie nicht aufsteckten, allen voran der unermüdliche Kapitän Thorsten Schönewolf (siehe Foto), der bereits in der 1. Halbzeit mit einem Kopfball nach Eckstoß von Daniel Beyer (übrigens - nebenbei bemerkt - Ecken-Statitistik vor der Pause 4:0 für den KSV) an einem auf der Torlinie postierten Frankfurter gescheitert war und auch in der 64. Minute per Hinterkopf knapp das Tor verfehlte. Gleiches war in der 63. Minute auch Thorsten Bauer widerfahren. Allesamt Aktionen, denen übrigens auch Standard-Situationen entsprungen waren.

Überhaupt wirkte die Abwehr um FSV-Torhüter Florian Bicking Mitte der 2. Halbzeit einige Male unsortiert, wenn auch zweifellos die Gastgeber bei ihren Kontern die besseren Einschußmöglichkeiten hatten. So machte sich in der 78. Minute der agile Dzihic davon, passte auf den freistehenden Anicic, doch Stollberg reagierte - wie später noch mit der Hand bei einem Freistoß von Anicic -prächtig per Fußabwehr und Thorsten Schönewolf bereinigte gleich zwei Mal tollkühn die Nachschüße.

Pech hatte dagegen Matthias Rudolph bei seiner Rettungstat fünf Minuten vor Spielende, als die Nr. 11 des KSV eine torschußähnliche Hereingabe des allerdings aus verdächtiger Abseitsposition über rechts heranstürmenden Anli ins eigene Tor beförderte.

Nein, nachdem in den Vorjahren nach packenden Duellen die Löwen mit 2:1 und 3:2 den "Bornheimer Hang" als Sieger verlassen hatten, war es diesmal kein "KSV-Tag".

<b>Stimmen der Trainer auf der Pressekonferenz</b>

<u>Bernd Sturm:</u> "Wichtiger als drei Punkte, ist die Gesundheit! Deshalb möchte ich vorab erst mal eine Genesungs-Karte für Nico Semlitsch überreichen, auf der ich mit einer persönlichen Widmung und die Mannschaft sowie der Vorstand des KSV Hessen mit ihren Unterschriften meinem Kollegen beste Wünsche und Anteilnahme zukommen lassen. Zum Spiel! Wir waren heute sehr naiv und müssen die nächsten Spiele aggessiver werden. Mitspielen allein reicht nicht."

<u>Claus Plattek:</u> "In den ersten zwanzig Minuten kamen wir nicht so recht ins Spiel und auch nach dem 3:0, was allerdings zu verstehen ist, hatte der KSV seine Spielanteile. Diese für uns schwere Woche hat die Mannschaft zusammen geschweißt und sie wollte eine Trotzreaktion zeigen. Das ist uns mit einem verdienten Sieg gelungen, wobei uns auch das Remis von Eschborn in Vellmar zugute kommt."


<u>FSV Frankfurt: </u>Bicking - Zitouni (46. Kabaca), Hennig, Strack - Laurito, Winter, Anicic, Anli - Oral (90. Idrissi), Dzihic, Giuliana (76. Ciftci). Interims-Trainer: Claus Plattek.
<u>KSV Hessen:</u> Stollberg - Schönewolf, Keim, Radler - Tews (46. Warneke), Busch, Nebe, Rudolph - Beyer, Cesar da Rosa, Bauer (86. Chalaskiewicz). Trainer: Bernd Sturm.

Tore: 1:0 Winter (24.), 2:0 Anicic (32.), 3:0 Giuliana (48.), 4:0 Rudolph, Eigentor (85.)

<u>SR: </u>Weichert (Bensheim) - <u>Zuschauer:</u> 1.000

<i>Herbert Pumann

Pressereferent KSV Hessen, 02.04.2005</i>

Aufstellung

Veröffentlicht: 02.04.2005

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Datum des Ausdrucks: 06.10.2024