Der Löwe brüllt wieder
KSV Hessen - Eintracht Frankfurt Am. 7:0 (2:0)
Und was für ein Rückenwind. Der KSV legte los wie die Feuerwehr und knüpfte dort an, wo er in Vellmar aufgehört hatte. Als hätte es eine Krise nie gegeben, lief der Ball wie am Schnürchen in Richtung Tor von Jan Zimmermann, seines Zeichens Torwart der Reserve der Frankfurter Eintracht. Egal, was der KSV auch anpackte, es funktionierte. Da wurde der Ball mit der Hacke weitergeleitet oder über 40 Meter nach vorne geschlagen, immer kam ein Kasseler vor einem Frankfurter an den Ball und immer wurde es gefährlich.
So hätten Bauer und Busch in den ersten 10 Minuten des Spiels schon eine 2:0-Führung herausspielen können, doch beide scheiterten bei ihren Alleingängen am Können von Torwart Zimmermann oder wurden elfmeterreif (Busch) von diesem von den Beinen geholt (Pfiff blieb aus!).
Sah es in den ersten 20 Minuten bei Dauerschneeregen noch nach einer Rutschpartie auf dem nassen Grund des Auestadions aus, besserte sich die Wetterlage und auch die Mienen der Zuschauer. Bauer ließ an der rechten Seitenauslinie einen Gegenspieler aussteigen und flankte in die Mitte des Frankfurter-Strafraums auf den freistehenden Cesar. 1:0 nach 26 Minuten. Cesars vierter Treffer in Folge (mit dem Vellmar-Spiel).
Überhaupt harmonierten Bauer und Cesar perfekt an diesem Tag. Freistoß Chalaskiewicz, Zimmermann lässt zu Bauer abprallen, der legt vor auf Cesar, 2:0 (34.) für den KSV und Cesars fünfter Treffer in Folge.
Vor der Pause hatten noch Bauer mit Kopfball nach Traumflanke von Chalaskiewicz, Bauer mit Alleingang, Chalaskiewicz und Nico Radler jeweils im Strafraum weitere gute Möglichkeiten, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben, doch immer standen Zimmermann oder ein rettender Abwehspieler im Wege. Die Eintracht hingegen biss sich an der sattelfesten Abwehr des KSV die Zähne aus. An Krause, Schönewolf und Radler gab es an diesem Tag kein Vorbeikommen.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste aufgehört hatte und auch der Torschütze zum 3:0 war bekannt. Julio Cesar Da Rosa mit seinem sechsten Treffer in Folge. Und was für einer. Cesar dribbelte vier Gegenspieler aus, passte auf Nebe, der lässt wieder auf Cesar prallen, Tor. Jetzt hielt es keinen mehr auf den Sitzen. "So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergehen", hallte es durch das weite Rund. Und es kam noch besser.
Der "wiedergeborene" Cesar spielt auf den starken Beyer, der flankt hoch in die Mitte des Strafraums auf den mitgelaufenen Bauer und der vollendet per Kopf zum 4:0. Mit diesem Tor war Cesars Torserie gerissen, doch was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, eine andere Serie sollte bei ihm in der 64. Minute ebenfalls reißen. Wurde Julio in den letzten Monaten mindestens einmal pro Spiel elfmeterreif von den Beinen geholt, aber ihm niemals ein Elfmeter zugesprochen, so änderte dies heute Schiedsrichter Lothar Weix. Nach Vorlage von Nebe dringt Cesar in den Strafraum ein und wird gefoult. Zum Erstaunen der Zuschauer pfeift der Schiedsrichter und es gibt keine gelbe Karte für den Brasilianer. Stattdessen legt sich Chalaskiewicz den Ball auf den Elfmeterpunkt und verwandelt zum 5:0. Weitere gute Tormöglichkeiten durch Nebe und Beyer blieben bis 10 Minuten vor Spielende ungenutzt. Auf der Gegenseite wurde Löwenkeeper Heidke nur einmal nach einem Eckball geprüft, doch einen gut platzierten Schuss holte er souverän aus dem langen Eck.
In der Schlussphase kamen Warneke für Krause und Odensaß für Nebe. Letzterer setzte sich in der 89. Minute in Szene, als er eine Flanke von Beyer per Kopf zum 7:0-Endstand verwandelte. Zuvor hatte der Torschützenkönig der vergangenen Oberligasaison, Thorsten Bauer, nach diesmal Vorlage von Cesar, den sechsten KSV-Treffer erzielt.
Was bleibt nach der zweiten Halbzeit von Vellmar und dem Spiel gegen Frankfurt festzuhalten? Bernd Sturm scheint seine Stammformation gefunden zu haben. Die Abwehr mit Rückkehrer Markus Krause ist wieder sattelfest, die Reihen davor mit Nebe, Busch, Chalaskiewicz, Beyer und Rudolph vermitteln Einsatzfreude und Spielkultur und der Sturm um Cesar und Bauer schießt sich langsam warm. Und auch Spieler wie Keim (Stammspieler), Hirdes, Warneke, Odensaß und Latifiahvas haben gezeigt, dass sie gut Fußball spielen können. Die Mannschaft scheint jetzt so gestärkt zu sein, dass sie den Aufgaben der kommenden Wochen gewachsen sein sollte. Auch Bernd Sturm sieht das so ähnlich. "Wir haben eine gute Stimmung in der Mannschaft. Im Training wird gerackert und gekämpft. Ich hoffe und denke, wir sind auf der richtigen Spur."
Am kommenden Wochenende haben die Löwen wieder ein Heimspiel. Gegner ist am 20. November um 14:30 der SV Erzhausen.
<i>Carsten Müller
13.11.2004</i>
KSV Hessen: Heidtke - Schönewolf, Radler, Krause (Warneke, 84.) - Rudolph (Keim, 73.), Busch, Nebe (Odensaß, 84.), Chalaskiewicz, Beyer - Cesar, Bauer.
Eintracht Frankfurt: Zimmermann - El Mrhanni, Anane, Russ - Paetzold, Gimen, Huber, Barnes (Baufeld, 56.), Örtülü - Leopold (Monopoli, 56.), Speranza (Tiago, 46.).
Zuschauer: 800
Tore: 1:0 Cesar (26.), 2:0 Cesar (34.), 3:0 Cesar (50.), 4:0 Bauer (51.), 5:0 Chalaskiewicz (64.), 6:0 Bauer (86.), 7:0 Odensaß (89.)
Schiedsrichter: Lothar Weix (SV Haselgrund)
Veröffentlicht: 13.11.2004